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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schießhütte - Schießpulver
mit Offizieren und Unteroffizieren möglichst in allen
Jahreszeiten abgehalten werden. 4) Richtübungen
nach feuernden Zielen. 5) Entfernungsschätzen.
6) Preisrichten.
Bei den Schießübungen selbst folgen aufein-
ander Schulschießen, das gefechtsmäßige S. der
Batterien, das S. in größern Verbänden und end-
lich das Prüfungsschießen, durch welches die kriegs-
mähige Ausbildung der Truppenteile geprüft wird.
Das Schulschießen bei der Feldartillerie ist ebenso
wie dasjenige bei der Infanterie eine Vorschule für
das gefechtsmäßige S. und daher nur in eingeschränk-
ter Zahl auszuführen. Das gefechtsmäßige S. ist
Endzweck der gesamten Schießausbildung und also
der wichtigste Teil derselben. Geleitet werden diese
Schießübungen, wenn sie in Batterien stattfinden,
von den Abteilungscommandeuren, während das ge-
fechtsmäßige S. in Abteilungen, sofern deren Com-
mandeure dabei selbst in Funktion treten, vom Regi-
mentscommandeur geleitet wird. Diese Schieß-
übungen im Abteilungsverbande sollen den Com-
mandeuren Gelegenheit geben, die im Exerzierregle-
ment über die Feuerleitung gegebenen Grundsätze
unter gefechtsmäßigen Verhältnissen zur Anwen-
dung zu bringen; es werden daher dabei taktische
Aufgaben gestellt, welche die Grundlage für die Aus-
führung der Übung bilden. Wo es angängig ist,
schließen sich diesen Übungen auf den besonders für
sie bestimmten und eingerichteten Schießplätzen noch
S. im Gelände nach denselben Grundsätzen an. Zur
Erhöhung des Eifers der Richtkanoniere finden jähr-
lich bei jeder Batterie zwei Preisrichten statt und da-
mit verbunden Ausgabe von Richtpreisen; zur Aus-
zeichnung solcher Unteroffiziere und Kapitulanten,
welche sich durch besondere Umsicht und Gewandt-
heit beim Scharfschießen hervorthun, werden Schieh-
auszeichnungen und zwar in acht Stufen verliehen,
Achsclschnüre, welche im allgemeinen denjenigen der
andern Waffen gleichen und nur specifisch artille-
ristische Unterscheidungszeichen haben.
Bei der Fußartillerie wird die Schießausbil-
dung nach denselben Grundsätzen betrieben wie bei
der Feldartillerie, nur verlangt die viel größere
Mannigfaltigkeit in der Art der Einrichtung und
den Zwecken der Geschütze sowie in deren Verwen-
dung im Kriege eine größere Vielseitigkeit in den
Anordnungen für die Schießübungen; dazu kommt,
daß in unmittelbarem Zusammenhang mit der
Schicßleistung noch allerhand andere Ausbildungs-
zweigc hinzutreten, deren Natur ausschließlich auf
die Benutzung der Schießplätze hinweist, z. B. Er-
bauung zusammenhängender Vatteriestellungen mit
allen kriegsmäßigen Einrichtungen und Anhängen
sowie die kriegsmühige Armierung der fertigen
Batterien mit den für sie bestimmten Geschützen,
Apparaten und Munition. Hierdurch gestaltet sich
die Schießübung zu einem Manöver, und demgemäß
ist auch die Verteilung der einzelnen Stufen der
Schießausbildung in einem andern Nahmen geboten
wie bei der Feldartillerie. Der Hauptsache nach glie-
dert sich die Schießausbildung in: 1) geschützweises
S., 2) batterieweises S., 3) bataillonsweises und
Regimentsschießen, 4) Prcisschicßen und 5) Prü-
fungsschießen, welche in ihren Anforderungen und
Anordnungen den bei der Feldartillerie aufgeführ-
ten Abstufungen im großen und ganzen entsprechen.
Bei der Fußartillerie tritt infolge der Bewaffnung
jedes einzelnen Mannes mit dein Karabiner außer
der Geschützschießausbildung auch noch eine solche
auf dem Gewehrschießstand, wenn auch in einge-
schränktem Maße, hinzu; bei der Feldartillerie tritt
dafür nur eiue sehr wenig Ausbildungszeit erfor-
dernde Übung im S. mit dem Revolver für die Be-
rittenen hinzu. Über die Schieß Plätze für die In-
fanterie und Artillerie s. Lager; über Auszeich-
nungen für gute Schützen s. l^chützenabzeichen.
Litteratur s. Flugbahn und Handfeuerwaffen.
Schietzhütte, eine unter oder auf der Erde,
auf Bäumen oder besondern Gerüsten angebrachte
Hütte, aus der man auf Wild schießt. (S. Krähen-
hütte und Ludern.)
Schietzinstruktionen, neuerdings bei der deut-
schen Artillerie auch Schießregeln, bei den Fuh-
truppen Schießvorschrift (s. Schießen) genannt,
enthalten die Grundsätze für den Betrieb des
Schießens mit den verschiedenen Feuerwaffen.
Schießleinen, s. Leinensischerei.
Schießnadel, Werkzeug des Bergmanns, s.
Bergbau (Bd. 2, S. 757 a).
Schießplatz, das zu Schießübungen, namentlich
für die Artillerie, bestimmte und vorbereitete Ge-
lände; der S. für Gewehrfchiehen heißt Schieß-
oder Scheibenstand oder kurzweg Stand, in
Osterreich Schießstätte. (S. Lager und Scheibe.)
Schießpulver, ein explodierendes Gemenge
von Salpeter, Holzkohle und Schwefel. Das S.,
zur Unterscheidung von rauckfchwachem Pulver
(f. unten) neuerdings auch Schwarzpulver
genannt, entzündet sich bei einer Temperatur von
300", ebenso durch Stoß und Reibung, und ent-
wickelt hierbei ein mehrtausendfaches Volumen Gas,
wodurch Geschosse geschleudert und feste Gegenstände
auseinander gesprengt werden. Aufterdem hat das
S. zündende Kraft und ist durch den bei der Ver-
brennung sich entwickelnden Rauch und den ent-
stehenden Knall als Signalmittel brauchbar. Das
S. hat nicht bloß für Kriegs- und Schießzwecke (als
Geschütz- und Gewehrpulver) Bedeutung, son-
dern spielt auch in der bürgerlichen Technik, beim
Bergbau, bei der Anlage von Straßen, Eisen-
bahnen u. s. w. eine wichtige Rolle.
In Ostindien und China, wo der Hauptbestand-
teil des S., der Salpeter, in der Natur sich fin-
det, sind nachweislich schon vor der christl. Zeitrech-
nung dem heutigen S. ähnliche Gemenge bekannt ge-
wesen. Von dort hat sich ihre Kenntnis wohl durch
die Araber nach Europa verpflanzt. Im 7. und
8. Jahrh. n. Chr. spielte das Griechische Feuer (s. d.)
als Vorläufer des S. eine wichtige Rolle. Während
auch in den folgenden Jahrhunderten die salpeter-
haltigen Gemenge immer noch als Brandmittel in
Gebrauch waren, die mittels gewöhnlicher Wurs-
maschinen fortgeschleudert wurden oder in Form von
Rateten (s. d.)' sich selbst fortbewegten, tritt im 13.
und 14. Jahrh, das S. bereits als Mittel zum
Forttreiben zerschmetternder Geschosse au^. Da-
mit steht die sog. Erfindung des S., welche die Eng-
länder dem Roger Baco (1220), die Deutschen dem
Franziskanermönch Verthold Schwarz (1290-1320)
zuschreiben, in engster Verbindung. Das neue,
durch die Gewalt seiner Wirkung alle bisherigen
weit übertreffende Mittel fpielte zunächst eine Rolle
im Velagerungskriege und zwar nicht bloß zum
Forttreiben der Geschosse, sondern auch als Spreng-
mittel, bis es allmählich eine Umgestaltung des ge-
samten Kriegswesens zur Folge hatte.
Wenn auch im fertigen S. nur ein bestimmtes
Verhältnis der drei Bestandteile (und zwar das-