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Schießhütte - Schießpulver
mit Offizieren und Unteroffizieren möglichst in allen Jahreszeiten abgehalten werden. 4) Richtübungen nach feuernden Zielen. 5) Entfernungsschätzen. 6) Preisrichten.
Bei den Schießübungen selbst folgen aufeinander Schulschießen, das gefechtsmäßige S. der Batterien, das S. in größern Verbänden und endlich das Prüfungsschießen, durch welches die kriegsmäßige Ausbildung der Truppenteile geprüft wird.
Das Schulschießen bei der Feldartillerie ist ebenso wie dasjenige bei der Infanterie eine Vorschule für das gefechtsmäßige S. und daher nur in eingeschränkter Zahl auszuführen. Das gefechtsmäßige S. ist Endzweck der gesamten Schießausbildung und also der wichtigste Teil derselben. Geleitet werden diese Schießübungen, wenn sie in Batterien stattfinden, von den Abteilungscommandeuren, während das gefechtsmäßige S. in Abteilungen, sofern deren Commandeure dabei selbst in Funktion treten, vom Regimentscommandeur geleitet wird. Diese Schießübungen im Abteilungsverbande sollen den Commandeuren Gelegenheit geben, die im Exerzierreglement über die Feuerleitung gegebenen Grundsätze unter gefechtsmäßigen Verhältnissen zur Anwendung zu bringen; es werden daher dabei taktische Aufgaben gestellt, welche die Grundlage für die Ausführung der Übung bilden. Wo es angängig ist, schließen sich diesen Übungen auf den besonders für sie bestimmten und eingerichteten Schießplätzen noch S. im Gelände nach denselben Grundsätzen an. Zur Erhöhung des Eifers der Richtkanoniere finden jährlich bei jeder Batterie zwei Preisrichten statt und damit verbunden Ausgabe von Richtpreisen; zur Auszeichnung solcher Unteroffiziere und Kapitulanten, welche sich durch besondere Umsicht und Gewandtheit beim Scharfschießen hervorthun, werden Schießauszeichnungen und zwar in acht Stufen verliehen, Achselschnüre, welche im allgemeinen denjenigen der andern Waffen gleichen und nur specifisch artilleristische Unterscheidungszeichen haben.
Bei der Fußartillerie wird die Schießausbildung nach denselben Grundsätzen betrieben wie bei der Feldartillerie, nur verlangt die viel größere Mannigfaltigkeit in der Art der Einrichtung und den Zwecken der Geschütze sowie in deren Verwendung im Kriege eine größere Vielseitigkeit in den Anordnungen für die Schießübungen; dazu kommt, daß in unmittelbarem Zusammenhang mit der Schießleistung noch allerhand andere Ausbildungszweige hinzutreten, deren Natur ausschließlich auf die Benutzung der Schießplätze hinweist, z. B. Erbauung zusammenhängender Batteriestellungen mit allen kriegsmäßigen Einrichtungen und Anhängen sowie die kriegsmühige Armierung der fertigen Batterien mit den für sie bestimmten Geschützen, Apparaten und Munition. Hierdurch gestaltet sich die Schießübung zu einem Manöver, und demgemäß ist auch die Verteilung der einzelnen Stufen der Schießausbildung in einem andern Nahmen geboten wie bei der Feldartillerie. Der Hauptsache nach gliedert sich die Schießausbildung in: 1) geschützweises S., 2) batterieweises S., 3) bataillonsweises und Regimentsschießen, 4) Preisschießen und 5) Prüfungsschießen, welche in ihren Anforderungen und Anordnungen den bei der Feldartillerie aufgeführten Abstufungen im großen und ganzen entsprechen.
Bei der Fußartillerie tritt infolge der Bewaffnung jedes einzelnen Mannes mit dein Karabiner außer der Geschützschießausbildung auch noch eine solche
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auf dem Gewehrschießstand, wenn auch in eingeschränktem Maße, hinzu; bei der Feldartillerie tritt dafür nur eiue sehr wenig Ausbildungszeit erfordernde Übung im S. mit dem Revolver für die Berittenen hinzu. Über die Schießplätze für die Infanterie und Artillerie s. Lager; über Auszeichnungen für gute Schützen s. Schützenabzeichen.
Litteratur s. Flugbahn und Handfeuerwaffen.
Schießhütte, eine unter oder auf der Erde, auf Bäumen oder besondern Gerüsten angebrachte Hütte, aus der man auf Wild schießt. (S. Krähenhütte und Ludern.)
Schießinstruktionen, neuerdings bei der deutschen Artillerie auch Schießregeln, bei den Fußtruppen Schießvorschrift (s. Schießen) genannt, enthalten die Grundsätze für den Betrieb des Schießens mit den verschiedenen Feuerwaffen.
Schießleinen, s. Leinenfischerei.
Schießnadel, Werkzeug des Bergmanns, s. Bergbau (Bd. 2, S. 757 a).
Schießplatz, das zu Schießübungen, namentlich für die Artillerie, bestimmte und vorbereitete Gelände; der S. für Gewehrschiehen heißt Schieß- oder Scheibenstand oder kurzweg Stand, in Österreich Schießstätte. (S. Lager und Scheibe.)
Schießpulver, ein explodierendes Gemenge von Salpeter, Holzkohle und Schwefel. Das S., zur Unterscheidung von rauchschwachem Pulver (s. unten) neuerdings auch Schwarzpulver genannt, entzündet sich bei einer Temperatur von 300°, ebenso durch Stoß und Reibung, und entwickelt hierbei ein mehrtausendfaches Volumen Gas, wodurch Geschosse geschleudert und feste Gegenstände auseinander gesprengt werden. Aufterdem hat das S. zündende Kraft und ist durch den bei der Verbrennung sich entwickelnden Rauch und den entstehenden Knall als Signalmittel brauchbar. Das S. hat nicht bloß für Kriegs- und Schießzwecke (als Geschütz- und Gewehrpulver) Bedeutung, sondern spielt auch in der bürgerlichen Technik, beim Bergbau, bei der Anlage von Straßen, Eisenbahnen u. s. w. eine wichtige Rolle.
In Ostindien und China, wo der Hauptbestandteil des S., der Salpeter, in der Natur sich findet, sind nachweislich schon vor der christl. Zeitrechnung dem heutigen S. ähnliche Gemenge bekannt gewesen. Von dort hat sich ihre Kenntnis wohl durch die Araber nach Europa verpflanzt. Im 7. und 8. Jahrh. n. Chr. spielte das Griechische Feuer (s. d.) als Vorläufer des S. eine wichtige Rolle. Während auch in den folgenden Jahrhunderten die salpeterhaltigen Gemenge immer noch als Brandmittel in Gebrauch waren, die mittels gewöhnlicher Wurfmaschinen fortgeschleudert wurden oder in Form von Raketen (s. d.) sich selbst fortbewegten, tritt im 13. und 14. Jahrh. das S. bereits als Mittel zum Forttreiben zerschmetternder Geschosse auf. Damit steht die sog. Erfindung des S., welche die Engländer dem Roger Baco (1220), die Deutschen dem Franziskanermönch Berthold Schwarz (1290-1320) zuschreiben, in engster Verbindung. Das neue, durch die Gewalt seiner Wirkung alle bisherigen weit übertreffende Mittel spielte zunächst eine Rolle im Belagerungskriege und zwar nicht bloß zum Forttreiben der Geschosse, sondern auch als Sprengmittel, bis es allmählich eine Umgestaltung des gesamten Kriegswesens zur Folge hatte.
Wenn auch im fertigen S. nur ein bestimmtes Verhältnis der drei Bestandteile (und zwar das-