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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schleiermaki - Schleifen (technisch)
gigkeit zurück, auf dessen Grund er das Gottes-
bewußtfein aufbaut und beschreibt. Von der Vor-
aussetzung aus, daß in Christus dieses Gottes-
gefühl in absoluter Kräftigkeit gelebt und durch ihn
in der Christenheit augercgt worden sei, werden
dann die einzelnen Dogmen kritisch beleuchtet und
nuf ihren religiösen Gehalt zurückgeführt. S.s
handschriftliche Anmerknngen zum ersten Teil der
"Glaubenslehre" wurden aus seinem Nachlaß von
Thones (Berl. 1873) veröffentlicht. Nach seinem
Tode vereinigten sich seine Freunde und Schüler
zur Herausgabe seiner "Sämtlichen Werke", die
aus seinem Nachlaß und nach Kollegienheften in
drei Abteilungen (1835-65) erfolgte. Die erste
unter dem speciellen Titel "Zur Theologie" (11 Vde.)
enthält außer dem "Christl. Glauben" das ergän-
zende Seitenstück "Die christl. Sitte" (hg. von Ionas,
1813; 2. Aufl. 1881), ferner "Hermeneutik" (1838,
bg. von Lücke), "Einleitung in das Neue Testa-
ment" (1815, hg. von Lücke), "Geschichte der christl.
Kirche" (1810/hg. vonVonnell), "Das Leben Jesu"
(1861, bg. vonRütenik), "Die praktische Theologie"
(1850, hg. von Frericks) und drei Vände kleiner
Schriften; die zweite Abteilnng umfaßt 10 Bünde
Predigten (1836 - 56, incist von Sydow herans-
gegeben); die dritte enthält u. d. T. "Zur Philo-
sophie" (9 Vde.) unter anderm die Vorlesungen über
"Dialektik" (1830, hg. von Ionas), "Entwurf eines
Systems der Sittenlehrc" (1835, bg. von Schweizer),
"Psychologie" (1862, hg. von George), "Ästhetik"
(1842, hg. von Lommcchsch), ferner "Die Lehre vom
Staat" (1815, hg. von Vrandis), "Die Erziehungs-
lehrc" (1849, hg. von Platz) und die "Geschichte der
Philosophie" (1839, hg. von Ritter). S.s Brief-
wechsel erschien u. d. T. "Aus S.s Leben. In Brie-
fen" (1 Bde., Verl. 1860-63, bg. von Dilthey und
Ionas); hierzu kommt als besondere Sammlung:
"S.s Briefwechsel mit I. Chr. Gaß" (ebd. 1852,
bg. von W. Gaß), "Predigtcntwürfe aus dem
1.1800" erschienen 1887 (Gotha, hg. von Zimmer).
C.s eigentliche Größe ruht in der Vereinigung
innigster Frömmigkeit mit sckärfstcr Dialektik, eines
reichen religiöfen Gemütslcbens mit wissenschaft-
licher Freiheit und mutiger Kritik. Dadurch hat er
zuerst den Unterschied des religiösen Gehalts im
Christentum von seiner dogmatischen und äußerlich
geschichtlichen Hülle erkannt und Hand an die große
Aufgabe der Gegenwart gelegt, das christl. Bewußt-
sein" in die Bahnen der neuern Weltanschanung
und Wissenschaft hineinzulciten. Das pdilos. Sy-
stem S.s, wie es namentlich in seiner "Dialektik"
enthalten ist, gehört der Identitätsphilosophie an,
versucht aber abweichend von Schelling und Hegel
die wissenschaftliche Weltanschauuug auf die fort-
schrcitcndeZusammenstimmnng des spekulativen und
des empirischen Erkcnncns zu begründen. Aber
auch noch auf andern wissenschaftlichen Gebieten
war S. thätig. Wie er zuerst die Platonischen Stu-
dien von neuem belebte, so hat er auch in der Re-
ligionsphilosophie, Llstbetik, Pädagogik, Politik und
Psychologie sich einen Namen gemacht. In seinen
mehr populär gebaltenen Arbeiten, besonders aber
in seinen Streitschriften zeigte er sich als vortreff-
licher Stilist und Meister platonischer Dialektik.
Seine Predigten, die viele Nachahmung fanden, sind
frei von rhetorischen Künsten und fesseln durch klare
Zergliederung der religiösen Gedanken.
Aus der reichen Litteratur übcr S. seien erwähnt:
Schweizer, S.s Wirksamkeit als Prediger (Halle
1831); Dav. Fr. Strauß, Charakteristiken und Kri-
tiken (Lpz. 1839); Auberlen, S., ein Charakterbild
(Bas. 1859); Lang, Religiöse Charaktere, Bd. 1
(Winterthnr 1862); Schenkel, S., ein Lebens- und
Charakterbild (Elberf. 1868); Dilthey, S.s Leben
(Bd. 1, Verl. 1870); A. Ritschl, S.s Reden über die
Religion (Bonn 1874); Lipsius, S.s Reden über die
Religion (in den "Jahrbüchern für prot. Theologie",
1875); Vender, S.s Theologie (2 Bde., Nördl. 1876
- 78); derf., S. und die Frage nach dem Wesen
der Religion (Vonn 1877); O. Nitschl, S.s Stel-
lung zum Christentum in seinen Reden über die
Religion (Gotha 1888).
Schleiermaki, Affe, s. Maki.
Schleiertuch, ein wenig oder gar nickt gestärkter,
sehr locker gewebter, seiner lcinwandartiger Vaum-
wollstoff, ähnlich dem Linon (s. d.).
Schleifbürste, Konstrnktionselcment der Dy-
namomaschine, s. Bürste.
Schleife, soviel wie Schlitten (s. d.).
Schleifen, eine Bearbeitung der Oberfläche von
Arbeitsstücken mittels eines Werkzeugs, dessen Wir-
kung derjenigen einer Feile ähnelt, welches jedoch
nicht wie die Feile aus Stahl, sondern aus mine-
ralischen Stoffen gefertigt ist. Die Oberstäche eines
solchen Werkzeugs besteht aus einer großen Zahl
kleiner Vorsprünge, die bei der Bewegung über die
Oberfläche des Arbeitsstücks ebenso wie die Zähne
der Feile Spänchen abnehmen. Da man jedoch
Schleifmittel wählen kann, deren Korn weit kleiner
ist als die Zähne der feinsten Feile, so ist man auch
im stände, auf diese Weise bei der Vollendung der
Oberfläche Erfolge hervorzubringen, welche durch
kein anderes Werkzeug sich erreichen lassen.
Auch bei weiter gehenden Formveränderungen,
Einarbeiten von Vertiefungen, Abrunden von Kan-
ten u. dgl., findet das S., in diesem Falle mit grö-
bern Schleifmitteln, bäufige Anwendung; nicht
selten wird z. B. eine Fräse (s. d.) durch einen in
seinen Umrissen ebenso geformten, in seiner Her-
stellnng aber billigern Schleifstein ersetzt. Beim
S. pflegt das Werkzeug scheibenförmige Gestalt zu
besitzen (Schleifscheibe) und seine Achse gedreht
zu werden, während das Arbeitsstück mit der Hand
oder einer mechan. Vorrichtung dagegen gedrückt
wird; doch benutzt man auch prismatische Schleif-
steine, auf welchen das Werkzeug hin und her ge-
führt wird; oder endlofe fortlaufende Riemen, auf
denen das Schleifmittel in Pulverform befestigt ist.
(S. Sandpapicrmaschinen.) Als Schleifmittel
dienen Sandstein, Thonschiefer, Bimsstein, ferner
natürlich vorkommende oder künstlich dargestellte
Pulver verschiedener Körper (Tripcl, Glaspulver,
Eisenoxyd u. a.), sei es, daß sie ohne weiteres in
Pnlvcrform verwendet oder mit Hilfe eines Binde-
mittels zu Steinen geformt werden. zu den wich-
tigsten und am häufigsten bcnntztcn Schleifmitteln
der Jetztzeit gehört der Schmirgel (s. d.), welcher
ebenfalls teils als Pulver, teils als Überzug von
Riemen, Holzschcibcn u. dgl., teils in Form künstlich
gefertigter Steine verwendet wird. Ein neueres
künstliches Schleifmittel ist das Karborundum (s. d.).
Besitzt das benutzte Schleifmittel einen solchen
Grad der Feinheit, daß das Arbeitsstück eine
spiegelnde Oberfläche erhält, so heißt die Arbeit
Polieren (s. d.). Man schleift trocken oder naß,
d. h. mit Wasser oder Ol. Beim Trockenschleifen
geht die Arbeit rafcher von statten, aber der ent-
stehende Schleifstaub wirkt oft lüstig; beim Naß-