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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sedanschwarz - Sedes
(Wimpffen, Failly), das mit seinen HauptkrÜften
nördlich von S. aufmarschierte. Die Höhen von
Illy, deren Besitz von entscheidender Bedeutung
war, weil dort die natürliche Abzugsstraße der Fran-
zosen hinüberführte, waren nicht besetzt worden.
Die Avantgarde des 1. bayr. Korps ging vor
Tagesanbruch des 1. Sept. bei Nemilly über die
Maas und suchte sich des Dorfes Vazellles zu be-
mächtigen, wobei sich nun ein heftiger Kampf ent-
spann. Um 6 Uhr griff auf dem rechten Flügel der
Bayern das sächs. Korps bei La Moncelle ein. Die-
bes Dors wurde genommen; es gelang nach 8 Uhr
auch, auf dem Höhenkamm östlich von der Linie La
Monccllc-Daigny eine mächtige Artillerielinie zu ent-
wickeln. Trotzdem blieb der Kampf um den Givonne-
abfchnitt lange unentschieden. Erst um 11 Uhr fiel
Daigny in die Hände der Sachfen, um 12 Uhr setz-
ten sich die Bayern in den Besitz der letzten Gehöfte
von Bazcilles. Das Gardekorps, das auf dem rech-
ten Flügel der Sachsen um 10 Uhr eingriff, nahm
Givonne, und um Mittag war der ganze Givonnc-
abschnitt dem Feinde abgerungen. Von dem süd-
lich von der Maas stehenden 2. bayr. Korps konnte
eine Division bei Bazeilles übergehen und mit dem
I. Korps vereint gegen Balan vorstoßen. Der linke
deutsche Flügel, der bei Donche'ry die Maas über-
schritten hatte, konnte sich bei den großen Schwierig-
keiten des Geländes nur langsam entwickeln. Das
II. Korps erreichte St. Menges um 9 Uhr, um
10 Uhr begann der Angriff auf Floing und Fleigncur.
Gegen Mittag waren diese Orte deutscherseits be-
setzt, die Artillerie des 5. und 11. deutschen Korps
zwischen beiden aufgefahren und in Thätigkeit. Nun
konnte auch der linke Flügel gegen Illy herum greifen:
um 2 Uhr berührten sich aus den Höhen nördlich des
Ortes Abteilungen des 5. Korps und des Garde-
korps. Die Einschließung war damit vollzogen.
Bei der franz. Armee hatte sich im Verlauf der
Schlacht wachsende Verwirrung eingestellt. Mac-
Mahon war schon in den ersten Morgenstunden ver-
wundet worden. General Ducrot hatte den Ober-
befehl übernommen und den Nückzug vom Givonne-
abschnitt nach Westen auf Mözicres befohlen. Da
nahm der älteste General, von Wimpffen, den Ober-
befehl für sich in Anspruch und befahl einen Durch-
bruchsversuch nach Osten gegen Carignan. Das
taktische Bedürfnis erheischte bald auf dem Ost-, bald
auf dem Westflügcl Verstärkungen, und die Divisio-
nen der Reserve marschierten planlos hin und her.
Ein Kavallerieangriff im größten Maßstabe unter
Gallifet zerschellte unter vernichtenden Verlusten an
der Haltung der preuß. Infanterie zwischen Cazal
und Floing. 500 deutsche Geschütze umstanden im
geschlossenen Kreis die verengte franz. Aufstellung und
überschütteten sie mit Granaten. Die sranz. Artillerie
erwiderte dieses Feuer nicht mehr. In Auflösung
flohen die Franzosen nach S. Nach halbstündiger
Pause begann um 4 Uhr das Artillcrieseuer auf die
^tadt, über deren Mauern alsbald die weihe Fahne
sichtbar ward. Ein deutscher Parlamentär (Paul
Bronsart von Schellendorf), der die Festung zur
Übergabe auffordern, und ein französischer, welcher
deren Ergebung anzeigen wollte, begegneten sich. Der
deutsche Offizier wurde vor Napoleon geführt, über
dessen Anwesenheit bei der Armee man deutscherseits
nicht unterrichtet war. Der Kaiser gab ihm den franz.
General Neille mit und überfandte durch diesen seinen
Degen und einen Brief, in welchem er sich selbst dem
König von Preußen übergab. Auf jener Anhöhe
zwischen Fre'nois und Donche'ry wurde Reille um
^7 Ubr empfangen, das Anerbieten seines Kaisers
wie dessen Degen angenommen und vom König Wil-
helm an Napoleon III. eine kurze Antwort abgeschickt.
Bei den in der Nacht vom 1. zum 2. Sept. in Don-
che'ry zwischen Moltke und Vismarck und dem sranz.
General Wimpffen geführten Unterhandlungen wur-
dendeutscherseitsNiederlegungderWaffen, Übergabe
der Stadt und des Materials, Gefangennahme des
Heers als Bedingungen und für dieselbe die Stunde
9 Uhr morgens bestimmt. Französischerseits wurden
anfangs dicfe Forderungen als zu hart bezeichnet;
doch erklärte sich ein Kriegsrat sehr bald fast ein-
stimmig für deren Annahme, da jeder Aufschub die
Lage nur erschweren konnte und die Wiederaufnahme
des Kampfes zur Vernichtung des Heers führen
mußte. Nachdem am frühen Morgen des 2. Sept.
eine Unterredung Bismarcks mit dem Franzoscn-
kaiser vor Donche'ry stattgefunden, wurde am Vormit-
tag die Kapitulation in Fr^nois unterzeichnet. Auf
dem nahen Schlosse Vellcvue fand dann um die
Mittagsstunde eine Begegnung des Königs mit
Napoleon statt. Das deutsche Heer hatte 465 Offi-
ziere und 8459 Mann an Toten und Verwundeten
verloren. Französischerseits betrug der Verlust in
der Schlacht 17000 Mann an Toten und Verwun-
deten und 21000 Gefangene. Die Festung wurde
noch am Abend befetzt. (S. Deutsch-Französischer
Krieg von 1870 und 1871, Bd. 5, S. 103d.)
Vgl. D63 can868 hui ont am6N6 la, capitulation
äs 3. ?ar nn (Mci6i- attacus ü. i'^tat-N^or-l-e-
nei-^i (Brüss. 1870; von Napoleon III. auf Wil-
belmshöhe diktiert); Wimpffen, ssä^n (Par. 1871);
Ducrot, I^g. Mirnee äs 8. (ebd. 1871); Ae^onFe au
ALnoral Oucrot par un oNcisr Lupüi'ieur (General
Wimpffen, ebd. 1872); NnHuötk pliriemLiitaii-s sui-
168 act63 äu (^ouv6rn6M6nt ä<3 1a ä6f6N86 natio
nal6 (ebd. 1873); Helmuth, Sedan (Berl. 1874);
Der Deutfch-Franzöfische Krieg von 1870 und 1871,
Tl. 1, Bd. 2, S. 1139 fg. (bearb. vom preuß. Großen
Generalstabe, ebd. 1875); Nienstädt, Die Schlacht
bei S. (Mainz 1894).
Sedanschwarz, eine auf wollenen Geweben er-
zeugte Farbe. Echtes S. wird hervorgebracht,
indem man den Stoffen in der Indigküpe einen
dunkelblauen Grund giebt, sie auswalkt und darauf
in einer Brübe von Sumach und Blauholz kocht;
nachdem die Stoffe herausgenommen und erkaltet
sind, setzt man dem Bade Ferrosulfat zu, wodurch
das Ausfärben erfolgt. Die ganze Manipulation
wird dreimal wiederholt. Unechtes S. hat nicht
Indigo, sondern Vlauholz zum Untergrund.
5eäa.tiva. (lat.), s. Beruhigende Mittel und
Niederschlagende Mittel. sMre.
Sedattvfalz, 3al Leäativuiu HomderFÜ, s. Bor-
Sedd-Eskender, alte Mauer bei Derbent (s. d.).
Sedelhöfe, soviel wie Sattelhöfe.
3baont2.ri2. (I^oi^ckaews Zeäentariae), s. Vor-
stenwürmer.
3säsnta.ria.e, Webspinnen, s. Spinnen.
3eäV8 (lat.), der Sitz oder Nesidenzort eines Bi-
schofs, vornehmlich der des Papstes, welcher die 8.
aposwiica. (der apostolische Stuhl) genannt
wird. Nach dem Tode eines Bischofs tritt Sedis-
vakänz (86ä6 vacaMe) ein, die nach kanonischem
Recht nur eine bestimmte Zeit dauern darf. Ist diese
verstrichen, ohne daß das Kapitel einen neuen Bi-
schof erwählt hat, so geht das Wahlrecht auf den
Papst über. Sedisvakanz tritt ferner ein bei pä'pstl.