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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Seidl; Seidlitzer Salz; Seidlitzpulver; Seidschütz; Seife

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Seidl – Seife

Begründer der Dynastie der Idrîsiden (s. d.), welcher der Linie des Hassan angehörte, war ein seiditischer Prätendent. 1197 gründete ein der Linie Hassan angehörender Imam in Jemen, wo die S. seit Jahrhunderten erfolgreiche Propaganda betrieben, ein seiditisches Reich. Die noch jetzt herrschenden Imame von San’â sind S.

Seidl, Gabriel, Baumeister, geb. 9. Dez. 1848 zu München, studierte an der dortigen Polytechnischen Schule, wurde jedoch zunächst Maschinentechniker in der Maffeischen Lokomotivfabrik, besuchte seit 1868 die Münchener Hochschule, machte den Feldzug 1870/71 mit Auszeichnung mit und wendete sich jetzt erst der Baukunst zu, die er unter G. Neureuther an der Hochschule studierte. Seit 1876 begann er eine weitverzweigte Privatbauthätigkeit, in der er namentlich die Innendekoration mit feinem Sinn für das Einfache und Anheimelnde pflegte. Unter seinen Bauten sind hervorzuheben: das Deutsche Haus am Karlsplatz zu München (1878), die Rathäuser zu Ingolstadt (1882), Worms (1884), die Wohnhäuser J. C. Schoens in Worms, Franz von Lenbachs und F. A. von Kaulbachs in München, Villa Heyl in Darmstadt, Schloß Büdesheim für den Grafen Oriola, die Bierhäuser für das Spatenbräu in Berlin, Münchener Kindl in Straßburg, den Arzberger- und Franziskanerkeller, die St. Annakirche (1888‒92) in München, die Gottliebenkapelle in Herrnsheim bei Worms (1893), Schloß Repten in Schlesien für Graf Guido Henckel von Donnersmarck (1894). Gegenwärtig ist S. mit dem Bau des neuen Bayrischen Nationalmuseums und des Münchener Künstlerhauses beschäftigt.

Seidl, Joh. Gabriel, österr. Dichter und Schriftsteller, geb. 21. Juni 1804 in Wien, studierte daselbst die Rechte, dann Philologie und trat schon damals schriftstellerisch auf. 1829 wurde S. Gymnasialprofessor zu Cilli in Steiermark, von wo er 1840 zum Kustos am Münz- und Antikenkabinett zu Wien berufen ward. Seit 1848 war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften daselbst. S. wurde 1856 zum k. k. Hofschatzmeister ernannt und starb 18. Juli 1875 zu Wien. Unter seinen Dichtungen stehen die lyrischen, namentlich seine Balladen und Romanzen, obenan; auch seine mundartlichen Dichtungen: «Gedichte in niederösterr. Mundart» (Wien 1844), haben viele Verbreitung gefunden. Hervorzuheben sind besonders: «Dichtungen» (3 Bde., Wien 1826‒29), «Bifolien» (ebd. 1836; 5. Aufl., ebd. 1855), «Liedertafel» (ebd. 1840), «Lieder der Nacht» (2. Aufl., ebd. 1851), «Natur und Herz» (3. Aufl., Stuttg. 1859). Alle seine Gedichte sprechen durch tiefes und warmes Gefühl, Reinheit des Sinnes und Geschmacks und Wohllaut an. Weniger bedeutend sind S.s Erzählungen; auch seine Dramen, z. B. «Das erste Veilchen», «Die Unzertrennlichen» und mehreres nach fremden Vorbildern Gearbeitete, erregten weniger Aufmerksamkeit, bis er mit den Lokalstücken «’s letzte Fensterln» und «Drei Jahre nach’m letzten Fensterln» hervortrat, die großen Beifall fanden. Seine «Gesammelten Schriften» (Auswahl) erschienen in 6 Bänden Wien 1877‒81. An seine heimatlichen Studien schließen sich an: «Wanderungen durch Tirol und Steiermark» (Lpz. 1840), «Sagen und Geschichten aus Steiermark» (Graz 1881), und akademische Arbeiten, wie «Beiträge zu einer Chronik der archäol. Funde in der österr. Monarchie» (6 Hefte, Wien 1851‒56), «Über den Dolichenuskult» (nebst Nachtrag, ebd. 1854) u. s. w., sowie mehreres Epigraphische. Sein neuer Text zu Haydns «Gott erhalte u. s. w.» wurde 1854 offiziell als österr. Volkshymne anerkannt.

Seidlitzer Salz, soviel wie Bittersalz (s. d.).

Seidlitzpulver, s. Brausepulver.

Seidschütz oder Saidschitz, czech. Zaječice, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Brüx in Böhmen, zur Gemeinde Hochpetsch gehörig, hat (1890) 134 E. und eine berühmte Bitterwasserquelle, deren Wasser versandt wird.

Seife, ein zum Waschen dienendes chem. Produkt, entsteht beim Versieden von Fetten mit ätzenden Laugen (Kali- oder Natronlauge) sowie beim Neutralisieren von Fettsäuren (z. B. Ölsäure; im Handel Oleïn genannt) mit Alkalien oder kohlensauren Alkalien. Die Verseifung (Saponifikation) ist ein chem. Prozeß. (S. Glyceride.) Die Fette sind Gemische von Fettsäureglycerylestern, d. h. sie enthalten verschiedene Fettsäuren und einen Alkohol, das Glycerin. Beim Erhitzen mit verdünnten Laugen (wässerigen Lösungen von Ätznatron oder Ätzkali) wird das Glycerin abgespalten, während die Fettsäuren sich mit dem Natron oder Kali der Laugen verbinden und so in fettsaure Salze von Natron oder Kali (fettsaure Alkalien) übergehen. Glycerin und fettsaure Alkalien lösen sich im Wasser. Wird nun die Lösung kunstgerecht eingedampft, so geht sie in eine dicke, aber klare leimige Flüssigkeit, den Seifenleim, über. Läßt man diesen Leim erkalten, so wird er fest, wenn Natronlauge, dagegen schmierig, wenn Kalilauge verwendet wurde. Die so erhaltene S. heißt Leimseife, die mit Kalilauge bereitete insbesondere Schmierseife. Gute Schmierseifen sind nur aus bestimmten Fetten zu erhalten, unter denen die trocknenden Öle, namentlich Leinöl, vorherrschen müssen. Ebenso werden Natronleimseifen am besten unter Mitverwendung von Kokos- und Palmkernöl dargestellt. Diese beiden Fette besitzen übrigens auch die bemerkenswerte Eigenschaft, daß sie sich verseifen, wenn man sie im geschmolzenen Zustande mit einer eben ausreichenden Menge von konzentrierter Natronlauge verrührt. Man bekommt auf solche Weise eine besondere Art der Leimseifen, nämlich die kalt gerührten S.

Läßt man den Seifenleim nicht einfach erkalten, sondern rührt man Kochsalz ein, so scheidet sich die S. aus, da sie in Salzwasser unlöslich ist, und wird bei genügendem und richtigem Weitersieden wasserarm und schaumfrei. Die so erhaltene S. heißt Kernseife. Sie besteht aus einem wasserhaltigen Gemisch von fettsauren Alkalien. Die wässerige Flüssigkeit, welche sich beim Kernsieden zu unterst absondert, heißt Unterlauge und enthält als wichtigen Bestandteil das Glycerin, daneben Kochsalz, überschüssiges Alkali, Verunreinigungen verschiedener Art. Das Glycerin kann aus der Unterlauge gewonnen werden. Auch ein Kaliseifenleim wird durch Kochsalz ausgesalzen; die Kernseife enthält dann aber Kali und Natron. Ehe Soda und Ätznatron in größern Mengen in den Handel kamen, wurde vorzugsweise solche Kalinatronseife (alte deutsche Kernseife) fabriziert. Kernseifen sind entweder krystallinisch, in welchem Falle in der körnigen Hauptmasse, dem Kern, oft amorphe Adern, der Fluß, auftreten und durch ihre Färbung den Marmor der S. bilden, oder sie sind amorph (glatt). Die glatten Kernseifen werden als abgesetzte oder als geschliffene S. hergestellt. Für erstere wird Kokos- oder Palmkernöl mitverwandt und unvollkommen ausgesalzen, wobei sich unter der S.