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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Si-kiang

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Si-kiang

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sikh'

nicht berechtigt. Als Nānak 1538 zu Kartarpur starb, setzte er mit Übergehung seiner Verwandten seinen Diener Angad zu seinem Stellvertreter (Guru) in der neuen, noch nicht zahlreichen Religionsgesellschaft ein. Dasselbe that auch Angad bei seinem Tode 1552, indem er seinen Diener Amardās zum Haupt der Gemeinde ernannte. Diesem folgte 1574 sein Schwiegersohn Rāmdās, ein energischer Mann, der die Stadt Amritsar gründete und in dem in der Mitte des gleichnamigen Sees erbauten Tempel den S. einen Sammelpunkt schuf. Von ihm an wurde die Nachfolge in der Familie erblich. Sein Sohn Ardschun ist der erste wissenschaftlich gebildete Guru der S. und ein begabter Dichter. Er unternahm es, den S. ein eigenes religiöses Buch zu geben, und sammelte zu diesem Zweck alle Gedichte seiner Vorgänger, zu denen er seine eigenen, sehr zahlreichen Gedichte sowie eine Auswahl aus den Schriften früherer Reformatoren, besonders Kabīrs, hinzufügte. Dieses Buch wurde von ihm kurzweg Granth (Buch) genannt, und da jeder S. angehalten wurde, gewisse Abschnitte daraus täglich morgens und abends zu lesen, so verdrängte es bald alle andern religiösen Werke vollständig. Ardschun legte auch Steuerdistrikte an, was ihn in den Besitz reichlicher Einkünfte brachte und vor allem bewirkte, daß die S. sich als Staat im Staate fühlten. Er starb im Gefängnis, in das ihn Kaiser Nūruddīn Dschahāngīr hatte werfen lassen, weil er dessen Sohn Chusrau im Aufstande unterstützt hatte.

Den Tod des Vaters zu rächen, verwandelte Har-Gōvind, sein Sohn und Nachfolger, die Gemeinde der S. in eine Rotte wilder Krieger. Ein langer blutiger Kampf entspann sich zwischen den S. und den kaiserl. Behörden. Als Tēg-Bahādur, der neunte in der Reihe der Sikhhäupter, von Aurangseb 1675 hingerichtet war, trat sein Sohn und Nachfolger Gōvind Singh auf und gab den S. eine neue polit. Organisation, so daß er der Begründer des Staates der S. wurde. Da er dem Granth die Schuld gab, daß die S. unkriegerisch geworden waren, ließ er einen neuen Granth dichten, welcher Kriegslieder enthielt, die die S. zum Kampfe gegen die Mohammedaner entflammen sollten. Im Gegensatz zu diesem neuen Granth, dem Dasema pādschāh kē Granth («Buch des zehnten Fürsten»), hieß der alte fortan Ādi Granth (erster Granth). Der neue blieb jedoch auf die speciellen Anhänger Gōvinds, die Singh, beschränkt. Nach mancherlei Abenteuern wurde Gōvind 1708 von einem jungen Afghanen erdolcht. Er war der letzte Guru der S., indem er keinen Nachfolger bestimmte, sondern erklärte, der Granth selbst solle der Guru der S. sein. Als Führer warf sich Bandā auf, ein kühner Mann, der nach blutigen Kämpfen überwältigt und grausam ums Leben gebracht wurde. Nach seinem Tode begann eine allgemeine Verfolgung der S.; viele traten wieder zum Hinduismus über, die verwegensten aber entflohen in die Berge, wo sie sich verborgen hielten. Erst während der Wirren nach dem Rückzuge Nadir Schahs aus Hindustan finden sie sich wieder als Räuber und Wegelagerer im Pandschab, wo der Druck, den die Großmoguln und später die Afghanen auf das Land ausübten, die verzweifelnden Hindu haufenweise zum Übertritt zu ihnen trieb. Nach wechselndem Kriegsglück gelang es ihnen, die Afghanen mehrmals aufs Haupt zu schlagen, so daß diese ihnen die Provinzen von Sirhind und Lahaur, welches die S. 1764 ↔ eingenommen, überlassen mußten. Während dieses Räuberlebens war den S. das frühere sittliche und religiöse Element meist ganz abhanden gekommen. Sie zerfielen jetzt in zwölf verschiedene Gemein- oder Genossenschaften, Misal genannt, unter voneinander unabhängigen Häuptlingen oder Sirdar. Nachdem der äußere Feind nicht mehr zu fürchten war, folgten im Innern der Sikhrepublik Greuel auf Greuel, indem die Sirdar in unaufhörlicher Fehde miteinander lagen. Hierdurch aber wurde dem Despotismus eines Einzelnen der Weg zur Herrschaft gebahnt. Schon Mahā-Singh hatte sich zum mächtigsten Sirdar des Pandschab emporgeschwungen. Nach seinem frühzeitigen Tode übernahm es sein Sohn Randschit Singh (s. d.), das Werk fortzusetzen; er machte aus der lose zusammenhängenden Bundesrepublik der S. ein mit dem härtesten Despotismus regiertes Reich, dem er als Alleinherrscher, als Maharadscha, vorstand. Sein nach der Hauptstadt Lahaur benanntes Reich erweiterte er allmählich über das ganze Pandschab, gewann 1813 Atak am Indus, 1818 Multan, 1819 Kaschmir, 1829 Pischawar. Nach seinem Tode fiel indes das wenig gefestete Reich von Lahaur alsbald in Zerrüttung, die nach sechs Jahren das Ende desselben herbeiführte. Nach einer Reihe von Aufständen, Palastrevolutionen und Greueln gelang es zuletzt einer Witwe Randschit Singhs, sich der Regierung für ihren unmündigen Sohn Dalīp Singh (s. d.) zu bemächtigen. Bei den S. selbst verhaßt, gab sie dem Nationalhaß der S. gegen die Engländer nach. Es begann gegen Ende 1845 ein Krieg, der mit der Niederlage und der Teilung des Reichs durch den Vertrag zu Lahaur 9. März 1846 endigte. Aber auch der Schatten von Unabhängigkeit, welchen die Hälfte des Reichs von Lahaur erhalten, sollte bald infolge der Umtriebe verloren gehen, in welche sich der Günstling der Königin-Mutter, Lāl Singh, gegen die Engländer einließ. Letztere drangen darauf, daß das der Anarchie hingegebene Reich ein Subsidiarstaat der Englisch-Ostindischen Compagnie werde. So kam notgedrungen 25. Dez. 1846 ein Vertrag zustande, vermöge dessen ein Resident der Englisch-Ostindischen Compagnie in Lahaur mit engl. Truppen blieb und die obere Leitung der Angelegenheiten übernahm. Bald entstanden indes abermals Verwicklungen, die 1848 zu einem neuen Kriege führten, der mit der gänzlichen Niederlage der S. und der Einverleibung des Pandschab in das Indobritische Reich 29. März 1849 endigte. 1891 betrug die Gesamtzahl der S. in Britisch-Indien 1907833.

Vgl. Cunningham, History of the S. (Lond. 1849); Trumpp, Die Religion der S. (Lpz. 1881) und dessen Übersetzung des Ādi Granth: The Adi Granth or the Holy Scriptures of the S., translated from the original Gurnaukhī» (Lond. 1877).

Si-kiang, der größte Fluß des südl. Chinas, entspringt im Bezirk von Kwang-nan-fu in Jün-nan und heißt im Gegensatz zu dem oberhalb Nan-ning-fu von Süden mündenden Tzo-kiang oder «linken Strome» auch Ju-kiang oder «rechter Strom». Er läuft in sehr gewundenem Laufe bis Sün-tschou-fu, wo er den Hung-schwei-kiang oder «Rotwasserstrom» aufnimmt. Kwang-tung durchschneidet er in meist östl. Laufe, sendet von Sam-schui an viele Arme dem Pei-kiang («Nordfluß») zu, mit welchem er den Tschu-kiang oder «Perlfluß» bei Kanton bildet, und ergießt sich bei Macao ins Südchinesische Meer. (S. Karte: Kanton und Kantonstrom, Bd. 10,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 973.