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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sivel – Sixtus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sivatherium'

wunden, schaufelförmig und verästelt war. Nahe verwandt waren Bramatherium, Vischnutherium und Hydaspitherium.

Sivel, franz. Luftschiffer, s. Luftschiffahrt (Bd. 11, S. 365b).

Siverić (spr. -itsch), Braunkohlenbergwerk bei Dernis (s. d.) in Dalmatien.

Sivertsen, Curt, holländ. Seeheld, s. Adelaer.

Si vis pacem, para bellum (lat.), «wenn du den Frieden willst, rüste zum Krieg», sprichwörtliche Redensart, die auf Vegetius zurückgeführt wird.

Siwa, andere Schreibung für Çiva (s. d.). – S. heißt auch der 140. Planetoid.

Sîwah, Oase in der Libyschen Wüste, 14 Tagereisen von Alexandria, im Altertum Oase des Jupiter Ammon oder das Ammonium (s. d.) genannt, ist 30 km lang, bis 2 km breit, liegt 32,3 m unter dem Meeresspiegel und besteht aus einem von Steilrändern umschlossenen Thale mit mehrern Seen, reichlicher Bewässerung, mit Wiesen, Palmwäldchen, Gärten und Saatfeldern, reichlicher Produktion von Datteln, Melonen, Oliven, Granatäpfeln, Weintrauben, Bohnen, Gerste, Weizen und Reis und vorzüglich reinem Kochsalz. Sie wurde 1792 von Browne wieder entdeckt und ist seit 1820 Ägypten zinspflichtig. Die Oase hat auf ungefähr 15 qkm kulturfähigem Boden 5600 E., die unter Scheikhs stehen, von der ägypt. Verwaltung aber unabhängig sind. Die Bewohner besitzen über 300000 Dattelbäume, welche in guten Jahren 9600 Kamelladungen (á 3 Ctr.) Früchte liefern. Ihre Hauptnahrung sind Datteln und ägypt. Getreide. Im Orte S., der nur 380 m im Umfang hat, sind die aus Muschelkalkstein aufgeführten Häuser bis fünf Stockwerke hoch. Auch besteht eine reichbegüterte Religionsschule (Sawije) des Senûsi-Ordens. Manche der Quellen sind artesische, deren Wasser in Bassins von antikem Mauerwerk springt. Agermih, der andere Hauptort der Oase, liegt auf steilem Fels und hat Reste alter Tempel und tiefe Brunnen; ein Thor in ägypt. Stil und ein mit Hieroglyphen bedeckter Saal sind wohl Reste des Königspalastes, der an das Ammonium stieß. Etwa 4 km östlich vom Orte S. liegt die Sonnenquelle, deren widerlich salziges Wasser eine konstante Temperatur von 29°C. zeigt. 1 km nördlicher liegt Umm el-Beïda, das zweite Ammonium, welches aber kein Orakel hatte. – Vgl. Rohlfs, Drei Monate in der Libyschen Wüste (Cass. 1875).

Siwalli, Hafen von Surat (s. d.).

Siwâs, armenisch Sjewast. 1) Türk. Wilajet im nordöstl. Kleinasien, hat 83700 qkm und 996000 E. Es zerfällt in die Sandschaks S., Karahissar, Tokat und Amasia. –

2) Hauptstadt des Wilajets S., nahe rechts vom obern Kisil-Irmak (Halys), in gesunder und getreidereicher, 1250 m hoher Hochebene, zählt etwa 40000 E. und hat große Bazare, zahlreiche Chane, Baumwollweberei und Färberei sowie ansehnlichen Transithandel.

Siwásch (spr. ßi-) oder Faule See, russ. GniIoje more, westl. Seitenbassin des Asowschen Meers, von diesem durch die Landzunge von Arabat (s. d.) getrennt und nur im N. mit demselben durch die Straße von Genitschewsk (s. d.) verbunden, hat 2453,8 qkm, darunter 33,9 qkm Inseln. Der S., zum russ. Gouvernement Taurien gehörig, bildet den nordöstl. Teil der Halbinsel Krim und wird im W. durch die Landenge von Perekop (s. d.) vom Schwarzen Meer getrennt. Er ist ein stehendes, von Untiefen und Sandbänken durchschnittenes, durchaus salziges und für die Schiffahrt ↔ unbrauchbares Wasser, das stark verdunstet und viel Salz absetzt. Letzteres wird besonders längs der Eisenbahn (Losowo-Sewastopol), die den S. überschreitet, gewonnen. In den S. mündet der Fluß S.

Six-Principles-Baptists (spr. Prinnßĭpl's bäpp-), s. Baptisten (Bd. 2, S. 387a).

Sixthermometer, s. Thermometrograph.

Sixtinische Kapelle, die Hauskapelle des Papstes im Vatikan (s. d.) zu Rom; berühmt insbesondere durch die Wand- und Deckengemälde Michelangelos (s. d., Bd. 11, S. 858b).

Sixtinische Madonna, s. Raffael Santi (Bd. 13, S. 593b).

Sixtus, Name von fünf Päpsten:

S. I. und II., s. Xystus.

S. III. (432–440) soll den heil. Patrick (s. d.) nach Irland geschickt und die Kirche Sta. Maria Maggiore gebaut haben.

S. IV. (1471–1484), vorher Francesco della Rovere, ein Fischerssohn aus einem Dorfe bei Savona, später Franziskanergeneral und Kardinal von San Pietri in Vincoli, suchte das Vordringen der Türken in Verbindung mit Venedig und Neapel durch Absendung einer Flotte zu verhindern, führte in Spanien die Inquisition ein und befleckte seinen Namen durch Nepotismus, Simonie und Wucher. Dagegen erwarb er sich Verdienste um die Vatikanische Bibliothek sowie um die Ausschmückung der Stadt Rom, erbaute die Sixtinische Kapelle, die Tiberbrücke und eine Wasserleitung.

S. V. (1585–90), vorher Felix Peretti, geb. 13. Dez. 1521 zu Grottamare in der Mark Ancona, wurde 1534 Franziskaner, lehrte seit 1544 kanonisches Recht zu Rimini, seit 1546 zu Siena und wurde 1548 Priester und Regent der Klosterschule zu Siena. Seit 1551 in Rom, glänzte er als Kanzelredner sowie durch fromme Werke. Er wurde 1556 Vorsteher der Franziskanerschule, 1557 Generalinquisitor zu Venedig, 1560 in Rom Konsultor des Heiligen Offiziums (der Inquisition) und Professor an der Universität sowie Generalprokurator seines Ordens. Pius V. bestätigte ihn als Generalvikar des Franziskanerordens und machte ihn zum Bischof von Sta. Agata de' Goti und zu seinem Beichtvater. In diesen Ämtern drang S. auf Abstellung der unter den Franziskanern eingerissenen Unordnungen und suchte auch die Sitten der Geistlichen seines Sprengels zu verbessern. Schon 1570 wurde er Kardinal und nannte sich nun Montalto. Unter Gregor XIII. sah er sich zu jahrelangem Stillleben in seiner Villa auf dem Esquilin gezwungen; als er dann 1585 nach dem Tode Gregors einstimmig zum Papst gewählt wurde, trat er mit unerwarteter Kraft hervor. Energisch stellte er die Ordnung im Kirchenstaat wieder her, vernichtete die Banditen und ordnete die Finanzen. Die nach ihm benannte Wasserleitung (Acqua Felice), der große Obelisk auf dem Platze vor der Peterskirche, die prächtige Kuppel der Peterskirche, das Spital an dem Tiber sind unter seiner Regierung entstanden. Für die Vatikanische Bibliothek richtete er ein prachtvolles Gebäude und eine eigene Druckerei für die Herausgabe der Kirchenschriftsteller ein, aus der seine Ausgabe der Werke des heil. Ambrosius und die von ihm besorgte, sehr fehlerhafte Ausgabe der Vulgata (s. d.) hervorgingen. Zu Fermo gründete er eine Universität, zu Rom das Kollegium des heil. Bonaventura für junge Franziskaner und zu Bologna das Kollegium Montalto. Die Kosten seiner Hofhaltung schränkte er ein und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1008.