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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sizilien - Sjögren

bewies große Mäßigung in der Fürsorge für seine Verwandten. Zur Verwaltung der Regierungs- und Kirchenangelegenheiten setzte er 15 Kongregationen aus Kardinälen und andern Beamten nieder und schuf damit eine meisterhafte, noch jetzt bestehende Organisation. Die Anzahl der Kardinäle setzte er auf 70 fest, und alle Bischöfe verpflichtete er, innerhalb drei, fünf oder zehn Jahren einmal nach Rom zu kommen. In theol. Streitigkeiten beobachtete S. eine weise Neutralität. Desto eifriger mischte er sich in die polit. Händel seiner Zeit. Der Plan, Deutschland in Abhängigkeit vom röm. Stuhle zurückzubringen, schlug zwar fehl; doch wußte er den Kaiser Rudolf Ⅱ. zur Verfolgung der Ketzer zu bewegen. Mit allen Regenten seiner Zeit blieb er in leidlichem Vernehmen, suchte aber einen durch den andern zu schwachen und von sich abhängig zu machen. Dabei beschäftigten ihn weit aussehende Entwürfe zur Vergrößerung seiner landesherrlichen wie kirchlichen Macht. Durch ein ausgedehntes System der Spionage setzte er sich von allen Vorgängen in Kenntnis. Als er 27. Aug. 1590 starb, riß das durch Auflagen erbitterte Volk die ihm vom Senat auf dem Kapitol errichtete Bildsäule nieder. – Vgl. Dumesnil, Histoire de Sixte-Quint (Par. 1869); Hübner, Sixte-Quint (3 Bde., ebd. 1870; deutsche Ausg., 2 Bde., Lpz. 1871; 1888 auch italienisch, Bd. 1); über S.’ organisatorische Thätigkeit: Brosch, Geschichte des Kirchenstaates, Bd. 1 (Gotha 1880).

Sizilien, s. Sicilien.

Sizingmaschine (engl., spr. ßeis-), s. Weberei.

S. J., Abkürzung für Societas Jesu (lat., d. h. Gesellschaft Jesu, Jesuitenorden).

Själland, der dän. Name der Insel Seeland (s. d.).

Sjaß (spr. ßjaßj), Fluß in den russ. Gouvernements Nowgorod und Petersburg, hat einen nordnordwestl. Lauf und mündet nach 269 km an der Südküste des Ladogasees. Von der Mündung der Tichwinka (rechts) an ist er auf 103 km schiffbar und ist durch diese mit dem Tichwinschen Kanal verbunden. (S. Tichwinsches Kanalsystem.)

Sjassischer Kanal, Kanal, der Sjaß und Wolchow an der Südküste des Ladogasees (s. d.) verbindet.

Sjédlez (spr. ßje-). 1) Gouvernement im östl. Teil von Russisch-Polen zwischen dem Bug, Wieprz und der Weichsel, grenzt im N. an das Gouvernement Lomsha, im NO. und O. an Grodno, im SO. an Volhynien, im Süden an Lublin, im SW. an Radom und im W. an Warschau und hat 14334,6 qkm mit 720626 E., d. i. 50,3 auf 1 qkm. Die Bevölkerung besteht aus Polen (60 Proz.), Russen (20), Juden, Deutschen u. s. w. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau. 1889‒93 wurden durchschnittlich jährlich geerntet an Roggen 835320, an Weizen 177900, an Hafer 549365, an Gerste 130630 Tschetwert. Stellenweise werden auch Zuckerrüben gebaut. Es giebt 328 Fabriken mit 4,2 Mill. Rubel Produktion, darunter 59 Branntweinbrennereien, 1 Zuckerfabrik, 8 Glashütten, Gerbereien; 394 km Eisenbahnen; 3 Mittel-, 1 Special-, 246 niedere und Elementarschulen. Das Gouvernement zerfällt in 9 Kreise: Bjela, Garwolin, Konstantinow, Lukow, Radin, S., Sokolow, Wengrow und Wlodawa. – 2) Kreis im mittlern Teil des Gouvernements S., im Gebiet des Liwez (zum Bug), hat 1287 qkm, 57198 E., Wiesenbau, einige Fabriken. – 3) S., poln. Siedlce, Hauptstadt des Gouvernements und des Kreises S., am Liwez und an den Eisenbahnen Warschau-Terespol und S.-Malkin, hat (1893) 16759 E., großes Schloß, schönes Rathaus, 1 kath., 1 russ. Kirche, Synagoge, 1 Knaben-, 1 Mädchengymnasium, russ. Zeitung, 5 Buchhandlungen, 1 Buchdruckerei, 2 Brauereien und Kleinhandel.

Sjenków (Zěńkov). 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Poltawa, auf der Wasserscheide zwischen Psjol und Worskla, hat 2250,4 qkm, 137129 E.; Ackerbau, Hausindustrie, besonders Töpferei, Wagenbau und Schuhmacherei. – 2) S., richtiger Sjenjkow, auch Senkow, kleinruss. Sinkiw, Kreisstadt im Kreis S., an der zu Psjol gehenden Taschanskaja Grunj, hat (1893) 15250 E., 5 Kirchen, Synagoge, Mädchenprogymnasium; Buchhandlung, Buchdruckerei und etwas Handel.

Sjérads (spr. ßje-). 1) Kreis im südöstl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Kalisch, im Gebiet der Warthe, des Ner und der Prosna, hat 1539,6 qkm, 121946 E.; Ackerbau, Vieh-, besonders Schafzucht, 1 Glashütte, 1 Wollfabrik, 2 Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen. – 2) S., poln. Sieradz, Kreisstadt im Kreis S., links an der Warthe, hat (1894) 7106 E., Post, Telegraph, kath. Kirche; Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, Nadelfabrik und Gerbereien.

Sjetsch (russ.), s. Sitsch.

Sjewast, Wilajet und Stadt im nordöstl. Kleinasien, s. Siwas.

Sjewer (sěver, russ.), der Norden.

Sjewerzow (spr. ßjé-), auch Sewerzow, Nikolaj Alexejewitsch, russ. Zoolog und Reisender, geb. im Gouvernement Woronesch, studierte in Moskau Naturwissenschaften, bereiste 1857‒58 die aralo-kaspische Niederung und Turkestan, 1864‒65 das Thian-schan-Gebirge und drang 1867 zu den Quellen des Syr-darja vor. 1874 nahm er auch an der Syr-darja-Expedition teil und 1877 an einer Expedition auf das Pamirplateau. Er starb Ende Febr. 1885 infolge eines Unfalls bei einer Überfahrt über den gefrorenen Don. S. veröffentlichte: «Periodische Erscheinungen im Leben der Säugetiere, Vögel und Reptilien im Gouvernement Woronesch» (Petersb. 1855; von der Akademie der Wissenschaften prämiiert), «Reisen in Turkestan und am obern Thian-schan» (2 Bde., ebd. 1873; zum Teil übersetzt in Petermanns «Mitteilungen», Ergänzungshefte 42 u. 43, Gotha 1875) und Berichte in den Schriften der Russischen Geographischen Gesellschaft.

Sjewsk (spr. ßje-). 1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Orel, im Gebiet von Zuflüssen der Desna (Nawlja, Nerussa, Iwot), hat 3986,5 qkm, 139545 E.; Getreide- und Hanfbau. – 2) Kreisstadt im Kreis S. am Sjew (zur Nerussa), hat (1893) 8625 E., Post, Telegraph, 12 Kirchen, Nonnenkloster, Stadtbank; Hanfspinnerei und -Weberei, Handel mit Getreide, Hanf und Hanföl.

Sjögren (spr. schö-), Andr. Joh., finn. Geschichts- und Sprachforscher, geb. 8. Mai 1794 im Kirchspiel Ithis in Finland, studierte 1813‒19 zu Åbo, kam 1819 nach Petersburg, war 1823‒35 Bibliothekar des Grafen Numjanzew, wurde 1832 zugleich Adjunkt, 1844 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und seit 1845 auch Direktor des ethnogr. Museums. Er starb 18. Jan. 1855. S. bereiste 1824‒29 Finland und das nördl. Rußland bis zum Ural, die finn. Völkerschaften und ihre Sprachen studierend, und 1835‒37 den Kaukasus größtenteils zu Fuß in schlichter Tracht unter Gefahren und Entbehrungen. Er veröffentlichte: «Über die finn. Sprache und ihre Litteratur» (Petersb. 1821), «Anteckningar