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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Starhemberg (Guido, Graf) - Stärkemehl

S. den Feldmarschallsstab, die Würde eines Staatsministers und in sein Wappen den Stephansturm. Später befehligte S. in Ungarn die Infanterie unter dem König von Polen. Nachdem er, vor Ofen verwundet, den Heerbefehl aufgegeben hatte, kehrte er nach Wien zurück, wo er zum Hofkriegsrats-Präsidenten ernannt wurde. Er starb 4. Jan. 1701 zu Bösendorf. Seinen Namen erhielt 1888 das österr. Infanterieregiment Nr. 54. - Vgl. Reilly, Biographien der Feldherren Österreichs (Wien 1813); Thürheim, Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf S. (ebd. 1882).

Starhemberg, Guido, Graf, österr. Feldmarschall, Vetter des vorigen, geb. 11. Nov. 1657 zu Graz, nahm als Hauptmann und Adjutant seines Vetters 1683 an der Verteidigung Wiens teil und zeichnete sich auch weiter im Türkenkriege aus, besonders 1686 beim Sturm auf Ofen, bei Mohacs, vor Belgrad und Vidin. Er verteidigte Essegg, befehligte den rechten Flügel in der Schlacht bei Slankamen 1691 und that sich bei Großwardein und bei Zentha 1697 hervor. 1692 wurde S. Feldmarschalllieutenant, 1696 Feldzeugmeister. Beim Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges kämpfte er in Italien unter Eugen, der ihm 1703, als er nach Wien ging, den Oberbefehl übertrug. Er hinderte den franz. Feldherrn Vendôme, in Tirol einzudringen, schlug ihn am Bormio und bewirkte 1704 die Vereinigung des österr. Heers mit dem des Herzogs von Savoyen. 1706-7 unterdrückte er den Aufstand in Ungarn. Zum Feldmarschall ernannt, übernahm er 1708 den Oberbefehl des in Spanien kämpfenden Heers und führte einen lebhaften Kleinkrieg mit überraschenden Märschen und schlauen Überfällen, wie z. B. dem von Tortosa (1709). Nach den Siegen, die er über Philipps von Anjou Heer bei Almenara 27. Juli 1710 und bei Saragossa 20. Aug. erfochten hatte, eroberte er Madrid und ließ daselbst den Erzherzog Karl zum König ausrufen. Allein Mangel und Verrat nötigten ihn, sich zurückzuziehen. Bei Villa Viciosa überrascht, wurde er 10. Dez. 1710 von Vendôme besiegt. Als Karl 1711 nach Deutschland zurückkehrte, blieb S. als Vicekönig in Barcelona zurück, das er infolge des Neutralitätsvertrags vom 14. Mai 1713 räumen mußte. Seitdem lebte er als Hofkriegsrats-Vicepräsident in Wien, wo er 7. März 1737 starb. Seinen Namen erhielt 1888 das österr. Infanterieregiment Nr. 13. - Vgl. Arneth, Leben des kaiserl. Feldmarschalls Grafen Guido von S. (Wien 1853).

Starigrad, Stadt, s. Cittavecchia.

Starik, russ. Hausgeist, s. Domowoj.

Straješina, s. Hauskommunion.

Starke, s. Rindviehzucht.

Stärke, s. Stärkemehl.

Stärkebildner, s. Zelle (Pflanzenzelle).

Stärkeextracteur (spr. -töhr), s. Stärkemehl.

Stärkefabrikation, s. Stärkemehl.

Stärkeglanz, eine als Schlichte in der Weberei benutzte Mischung von Stearin, Wachs und Stärke.

Stärkegummi, s. Dextrin.

Stärkemehl, auch Stärke,Kraftmehl, Amylum, Amylon, C6H10O5, eins der ersten Assimilationsprodukte in der lebenden Pflanze; es findet sich in den verschiedensten Geweben und Organen der Pflanze als Reservestoff aufgespeichert und zwar in mikroskopischen Körnchen in Pflanzenzellen eingelagert. Es tritt in den Samen der Cerealien (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais), in den Kastanien, in den Kartoffeln, in den Stämmen mancher Palmenarten, in Wurzeln u. s. w. auf. Die Stärkemehlkörner haben teils schwach elliptische, teils unregelmäßig rundlich gestreckte, teils eckige Form und lassen unter dem Mikroskop schalig aneinander gelagerte Schichten erkennen, von welchen der innerste Kern seitlich zu liegen pflegt. Das S. löst sich in langsam wirkenden Agentien wie in kalten verdünnten Säuren nur teilweise; man nennt den sich lösenden Stoff Granulose, den zurückbleibenden Stärkecellulose oder Farinose. Erstere macht etwa 95 Proz. des Gewichts des S. aus. In kaltem Wasser ist die Stärke unlöslich; mit heißem (55-70°) bildet sie durchscheinende Gallerte, die man Kleister nennt. Die Kleisterbildung ist eine Aufquellung; sie kommt bei der Bereitung von Mehlspeisen und beim Kochen von Kartoffeln deshalb nicht zu stande, weil das gerinnende Eiweiß die Stärkekörnchen einhüllt und sie am Aufquellen hindert. Mit Jod nimmt die Stärke eine tiefblaue Färbung an. Das S. ist im allerhöchsten Grade hygroskopisch und hält aufgenommenes Wasser hartnäckig gebunden. Zu seiner völligen Entwässerung ist eine Temperatur von 130° C. erforderlich. Erhitzt man das S. bis zur braungelben Farbe, so verändert es sich, indem es sich in das wasserlösliche Dextrin (s. d.) oder Röstgummi umwandelt. Durch Behandeln von S. mit Salpetersäure bildet sich eine explosive Verbindung, das Xyloidin (s. d.). Durch die Einwirkung verdünnter siedender Schwefelsäure auf S. bildet sich Dextrin und Stärkezucker (s. Traubenzucker). Mit Malzauszug zusammengebracht, geht das S. bei 60-75° in Dextrin und Maltose (s. d.) über. Außer dem gewöhnlichen S. finden sich in einigen Pflanzen zwei besondere Stärkemehlarten: das Inulin (s. d.) und das Lichenin oder die Flechtenstärke (s. d.).

Die Stärkefabrikation gebraucht als Rohmaterialien besonders Kartoffeln, Weizen (auch als Mehl), Reis und Mais. Die aus Roßkastanien gewonnene Stärke ist nur für technische Zwecke verwendbar, da ihr ein Bitterstoff anhaftet, der durch Behandlung mit kohlensaurem Natrium nur unvollkommen beseitigt wird. Außerhalb Europas wird auch aus exotischen Gewächsen Stärke gewonnen. (S. Arrow-Root.) Das Weizenmehl enthält 56-67 Proz., Reis 85-86, Kartoffeln nur 10-23 Proz. S. Bei der Gewinnung des S. aus den Rohmaterialien kommt es darauf an, dieses in Wasser so gut wie unlösliche Kohlenhydrat von den dasselbe in der Knolle oder dem Samen umhüllenden organischen Stoffen, wie Cellulose, Proteïnstoffe, Fette, zu befreien und in handelsübliche Form zu bringen. Die Stärkekörnchen sind in den verschiedenen Rohstoffen mehr oder weniger fest von den genannten Körpern umschlossen, so daß bei einigen, wie bei der Kartoffel und (nach neuerm Verfahren) beim Weizen, eine vorzugsweise mechan. Trennung genügt, während bei Mais und Reis zum Aufschließen des Getreidekorns chem. Mittel zur Anwendung kommen. Die verhältnismäßig einfachsten Hilfsmittel und Arbeitsweisen erfordert die Fabrikation der Kartoffelstärke (Kartoffelmehl). Das Rohprodukt wird gewaschen und dann der Zerkleinerung unterworfen. Man bedient sich hierzu der Kartoffelreibe, in welcher durch eine rotierende, mit Sägeblättern armierte Trommel ein feiner Brei hergestellt wird. Durch diesen Prozeß werden die Zellenwandungen der Kartoffeln so weit zerrissen, daß das S. leicht mit Hilfe einer entsprechenden