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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stöckhardt; Stockhausen; Stockholm

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Stöckhardt (Jul. Adolf) - Stockholm

Stöckhardt, Jul. Adolf, Agrikulturchemiker, geb. 4. Jan. 1809 zu Röhrsdorf bei Meißen, studierte in Berlin Pharmacie, wurde 1839 Lehrer an der Gewerbeschule in Chemnitz und 1847 Professor der Agrikulturchemie an der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt, wo er 1. Juni 1886 starb. S.s größtes Verdienst liegt in der Popularisierung der Chemie, namentlich der Agrikulturchemie. Seine Schriften sind weit verbreitet, z. B. "Schule der Chemie" (19. Aufl., Braunschw. 1881), "Chem. Feldpredigten für deutsche Landwirte" (2 Tle., 3. u. 2. Aufl., Lpz. 1854-55), "Guanobüchlein" (4. Aufl., ebd. 1856) und "Zeitschrift für deutsche Landwirtschaft", die er seit 1840 mit Schober herausgab. Von 1855 bis 1875 gab er, als eine Fortsetzung der "Chem. Feldpredigten", eine selbständige agrikulturchem. Zeitschrift "Der chem. Ackersmann" (Leipzig) heraus.

Stockhausen, Jul., Sänger (Baritonist) und Gesanglehrer, geb. 22. Juli 1826 zu Paris als der älteste Sohn des Harfenisten und Komponisten Franz S., war Schüler von Manuel Garcia in London und trat 1848 in Basel zum erstenmal vor die Öffentlichkeit. Seinen Ruf begründete er in der Mitte der fünfziger Jahre durch wiederholte Konzertreisen in Deutschland und Österreich. Nachdem er 1863-69 in Hamburg als Dirigent der Philharmonischen Konzerte und der Singakademie thätig gewesen war, nahm er 1869 seinen Wohnsitz in Cannstatt und ging von hier 1874 als Dirigent des Sternschen Vereins nach Berlin. Diese Stellung gab er 1878 auf, da er als Gesanglehrer an das Hochsche Konservatorium nach Frankfurt a. M. berufen wurde. Das Konservatorium verließ er jedoch nach zwei Jahren, um eine eigene Schule zu gründen. S. war einer der ersten, die den Versuch durchführten, ausschließlich im Konzertgesang thätig zu sein, er hat nur vorübergehend einmal in Mannheim und einmal in Paris der Oper angehört. Auf sein Beispiel ist die große Ausdehnung zurückzuführen, die gegenwärtig der Stand der Konzertsänger gewonnen hat. In seiner Glanzzeit war er, obwohl nicht mit großen Stimmmitteln begabt, durch Vollendung der Technik und des Ausdrucks einer der besten Sänger, so wie er heute als Vortragsmeister noch einer der gesuchtesten und besten Lehrer ist. S. veröffentlichte eine ausgezeichnete "Gesangmethode" (2 Bde., Lpz. 1885).

Stockholm, Haupt- und Residenzstadt Schwedens, liegt unter 59° 20' nördl. Br. und 18° 3' östl. L. am Mälarsee (s. d.), wo dieser durch den kurzen Norrström und einen Kanal mit einer Schleuse (Slussen) in einen inselreichen Busen der Ostsee (Saltsjön) abfließt. Die Durchschnittstemperatur ist +5,37 °C., am höchsten im Juli, +16,7°, am niedrigsten im Januar, -4°; die jährliche Regenmenge beträgt 428 mm. Das nördl. Ufer des Mälarsees ist hier waldreich und hügelig mit breiten Thälern, das südliche dagegen steil aufsteigend und höher mit engen Thalküsten; der Steingrund besteht gewöhnlich aus Granit und grauem Gneis und ist auf großen Strecken unbedeckt. In hygieinischer Beziehung ist die Lage sehr vorteilhaft, obwohl der Wasserabfluß an gewissen Stellen erschwert ist. Der Verwaltungsbezirk ist 3118 ha groß, wovon 1688 ha zu dem Weichbilde gehören. Die Einwohnerzahl soll bei Karls XII. Tode (1718) nahezu 50 000 betragen haben; 1780 war sie auf 75 000 gestiegen, nahm dann wenig zu, so daß S. noch 1850 nur 93 000 Seelen zählte. Seitdem ist die Zunahme wieder bedeutender, besonders in den letzten Jahrzehnten. 1880 hatte S. 168 775, 1890: 246 454, 1895: 271 638 E. 1881-90 betrug die jährliche Anzahl lebend Geborener 33, die Sterblichkeitsziffer 23 auf 1000 E.; trotz starker Auswanderung nach Amerika belief sich der jährliche Zuwachs auf über 41 Promille. Der Taxwert sämtlicher Grundstücke wurde Ende 1896 auf 604 Mill. Kronen geschätzt. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen, Gebäude u. s. w.)

^[Abb.]

Anlage und Bauten. S. besteht aus drei Hauptteilen: 1) der eigentlichen Stadt, 2) den Stadtteilen auf dem nördl. Mälarufer und 3) dem Stadtteil auf dem südl. Mälarufer. Die eigentliche Stadt (Staden) auf zwei Inseln zwischen Mälarsee und Saltsjön, der älteste, von Birger Jarl 1255 gegründete Stadtteil, jetzt mit 12 000 E., hat nur beschränkte Plätze, enge, unregelmäßige Straßen, aber durchweg massive und hohe Häuser. Dieser Stadtteil wird immer mehr von dem Geschäftsleben in Besitz genommen. Die nördl. Stadtteile bestehen aus: Norrmalm oder Nordstadt, mit 100 000 E., schönen Plätzen, geraden Straßen und zahlreichen palastartigen Häusern; Östermalm oder Oststadt, in den letzten Jahren zum größten Teil umgebaut und jetzt der vornehmste Stadtteil mit gegen 60 000 E., und Kungsholmen (Königsinsel), der nordwestl. Teil der Stadt (30 000 E.), eine große Menge Fabriken und die meisten Krankenanstalten der Stadt enthaltend. Der Stadtteil auf dem südl. Ufer, Södermalm oder Südstadt (gegen 80 000 E.), ist das ärmste Quartier, bietet aber, weil hoch und steil gelegen, die herrlichsten Aussichten über die Stadt; berühmt ist besonders der Blick von Mosebacke und der dahin führenden langen Brücke des Katarinaelevators. Von wichtigsten Straßen seien genannt: Westerlånggatan, eine lebhafte, mitten durch die City gehende, nur Läden enthaltende Straße; Skeppsbron (die Schiffbrücke) längs der Ostseite der City; Drottninggatan, die erste Handelsstraße im Norrmalm; die neuen stattlichen Straßen Birger Jarlsgatan, Wasagatan und Kungsgatan in demselben Stadtteil; Karlavägen in Östermalm, eine breite Esplanade mit schönen Anpflanzungen und ausschließlich elektrischer Beleuchtung; Sturegatan und Strandvägen in demselben Stadtteil, Götgatan und Hornsgatan, die Hauptstraßen Södermalms, u. a. Von den Parkanlagen sind hervorzuheben: Humlegården in Östermalm, mit der Reichsbibliothek und dem Linnédenkmal (kolossales Bronzestandbild von Kjellberg; s. Tafel: Skandinavische Kunst III, Fig. 6); Kungsträdgården in Norrmalm, mit Statuen Karls XII. und Karls XIII.; Berzelii-Park mit der Statue des Berzelius, zwischen Norrmalm und Östermalm; Strömparterren unter der Brücke Norrbro und der außerordentlich schöne Tiergarten (Djurgården), auf einer östl. Insel, wo 1897 eine skandin.-russ. Ausstellung war. In architektonischer Beziehung bietet S. nicht viele Bauten aus dem Mittelalter, wohl aber aus dem 16. bis 18. Jahrh., hauptsächlich vom 17. Jahrh., der Großmachtzeit Schwedens. Von den neun größern Kirchen sind bemerkenswert: Storkyrkan (die große Kirche) oder St. Nikolai, dicht beim Schloß, begonnen im 13. Jahrh., aber