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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stubnitz; Stuccaturarbeit

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Stubnitz – Stuccaturarbeit

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Stüber'

Berg, Ostfriesland u.s.w.) früher gebräuchliche Scheidemünze von Silber und Kupfer. In erstern war bis 1816 der Gulden = 20, in letztern der Thaler Courant = 60 S.

Stubnitz, Wald auf Rügen, s. Jasmund.

Stuccaturarbeit oder Stuck (ital. stucco), die aus Gips, Kalk und Sand hergestellte, anfangs weiche und daher leicht formbare, später aber hart werdende Masse, welche zum Überzug des Mauerwerkes, oft auch des Holzes an Wänden und Decken, und zu Ornamenten aller Art im Innern, oft auch am Äußern der Häuser angewendet wird. Die Masse wird ganz weich aufgetragen; sobald sie zäh geworden ist, wird das Ornament modelliert und später mit Eisen nachgearbeitet. Zuweilen wird das Ornament auch einzeln für sich bearbeitet, oft gegossen und dann befestigt. Schon die Griechen wendeten eine Art Stuck an und behandelten oft ganze Tempel auf diese Weise. Den eigentlichen Stuck für Ornamentik kannten auch schon die Ägypter. Die Römer verwendeten ihn in größter Ausdehnung an Wänden und Decken, zum Teil in reichster Ausbildung mit Bemalung und Vergoldung. Später ging die Kunst seiner Herstellung verloren und wurde erst im 14. Jahrh. in Italien wieder erfunden. Zur höchsten Vollkommenheit wurde sie in der ital. Renaissance ausgebildet und von dort auch nach Deutschland übertragen. Die umfangreichste Anwendung fand sie jedoch in der Barockperiode, wo sich Pietro da Cortona als Meister in der Behandlung der S. hervorthat. Von hier wurde sie nach Frankreich und Deutschland übertragen, wo bis in die neueste Zeit die Stuccateure meist Italiener sind. Die größten Stuccatoren Deutschlands waren die in München in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. lebenden Brüder Asam. Während der Herrschaft des Klassicismus ging die Technik der S. wieder zurück. In unsern Tagen wird der Stuck wieder vielfach angewendet, obgleich ihm der Backsteinrohbau (s. Rohbau) besonders an Außenwänden den Rang streitig macht.

Gegenwärtig sind folgende Arten von Stuck in Anwendung: Gipsstuck, das ist ein Gipsguß, welcher in sog. Leimformen hergestellt wird, die sich nach dem Hartwerden des Gipses leicht abziehen lassen. Trocken-, Staff- oder Steinstuck wird hergestellt, indem in die Leimform eine dünne Lage Gips gegossen wird, auf welche an geeigneten Stellen etwa 2 cm breite Metallstreifen mit 2 cm Überstand über den Rand der Form gelegt werden, über den noch weichen Gips wird ein weitmaschiges Gewebe (Nessel) ausgebreitet und darüber ein zweiter Gipsguß gebracht, welcher sich mit dem ersten und dem Gewebe zu einer zähen, festen Masse verbindet. Der Gips erhält einen starken Leim- oder auch Alaun- oder Boraxzusatz. Die vorstehenden Ränder der Metallstreifen bilden umgebogen die Befestigungslappen für Vernagelung und Verschraubung der Stuckteile, welche sofort bemalt und vergoldet werden können. Ein diesem ähnliches Fabrikat ist der Holzgipstrockenstuck von Adler in Leipzig-Eutritzsch, welcher aus Gips, Papier und Holzstoff besteht. Tripolith ist eine Mischung von Gips und Kalk, Magnesiumcarbonat und Sand, welche mit ein Zehntel Gewichtsteilen Kohle oder Koks mäßig gebrannt wird, wurde erfunden von Schenk in Heidelberg. Den Witterungseinflüssen sehr ausgesetzte Schmuckteile gießt man aus Portlandcement und Zusatz von Quarzsand. Schmuckteile aus sog. weißem Cement, welcher kein eigentlicher Cement ↔ ist, sondern eine Mischung von Gips und andern Bestandteilen, vermeidet man auch im Freien anzubringen. – In neuester Zeit werden sog. Xylogenit und Papierstuck in den Handel gebracht, während über den ebenfalls neuen Holzcementstuck noch keine Resultate vorliegen. (S. auch Gipsdielen und Papiermaché.)

Verfeinerungen des Stucks sind verschiedene Marmorimitationen:

  • 1) Der Stuckmarmor, ein mittels Gips nachgeahmter Marmor erhält durch Erdfarben beliebige Färbung und kann ähnlich wie der natürliche Marmor geschliffen werden. Seine Bestandteile, der rein gesiebte Gips und die gewünschten Farben, werden durch Leimwasser angemacht und auf den Grund aufgetragen, welcher aus Gips und grobem Grundsand besteht. Danach werden die Flächen gehobelt, mit Sandstein geschliffen und poliert. Für die bunten Muster des Marmors, Porphyrs u.s.w. nimmt man verschiedenartig gefärbte Gipsbreimassen mit Alabaster- oder Marienglasstücken, Kupferfeilspänen, calcinierten Knochen, Smalte- oder Goldblättchen vermengt und trägt dieselben so nebeneinander auf den Grund auf, daß die Adern möglichst treu nachgebildet werden.
  • 2) Der Marezzomarmor, bestehend aus feinstem, doppelt gebranntem Gips mit Alaunzusatz. Die weiche Masse wird auf Spiegelglasplatten gegossen, wodurch nur ein geringes Nachpolieren mit Tischlerpolitur erforderlich wird. Aus solchen Platten werden die Wandbekleidungen zusammengesetzt. Da sich die Platten leicht werfen, wird derselbe in Deutschland nur noch zu Tischplatten, Einlagen in Paneele und Möbel verwendet.
  • 3) Stucco lustro oder lucido, bestehend aus einer Mischung von gutem Weißkalk mit Marmor-, Alabaster- und ungebranntem Gipsstaub im Verhältnis von 1:2, welche gleichmäßig mit der Farbe des Grundtones des nachzuahmenden Marmors gefärbt und auf einem rauhen Grundputz von einem am besten aus hydraulischem Kalk bereiteten Mörtel aufgetragen und fein abgefilzt wird. Auch er läßt sich, auf einem hölzernen Kern wie der Stuckmarmor anfertigen. Auf den noch nassen buntfarbigen Putz werden die Aderungen des Marmors gemalt. Nach Erhärtung der Masse erfolgt eine Abbügelung der Fläche mit einem heißen Eisen und nach Abtrocknung der Überzug mit einer Politur.
  • 4) Marmorino- und Weißstuckputz. Der erstere besteht aus einem Grundputz, der in zwei je 3 mm starken Lagen aufgebracht wird und aus 3 Teilen feinem weißem Marmorpulver und 1 Teil durch gesiebtem Kalk hergestellt wird. Der obere Bewurf wird kartätscht, gefilzt und mit Eisenkellen geglättet, worauf der Putz durch auf 45° C. erwärmte Gußstahlkellen seinen Glanz erhält. Der Weißstuckputz wird hergestellt durch einen mit Gips versetzten Mörtel auf trocknem Grundputz von gewöhnlichem Kalkmörtel. Dieser Putzmörtel wird hergestellt aus fein gesiebtem Kalk unter Zusatz von 10 Proz. feinem Sand- oder Marmorstaub und Gipsbrei. Die Masse wird zwei- bis dreimal in einer Stärke von je 1 mm mittels einer Stahlplatte als Reibebrett aufgetragen und geglättet, worauf der Putz mit der Stahlplatte unter Annässen mit Wasser abgespachtelt wird. Nach Reinigung mittels eines Pinsels von dem anhaftenden Schlamm tritt der Glanz des Weißstuckputzes hervor. Auch er kann nach völliger Austrocknung beliebig bemalt und mit Wachspolitur versehen werden, welche mit einem wollenen Lappen auf dem vorher mit Leimwasser getränkten Putz verrieben (Anmerkung des Editors: Seitenwechsel ) wird.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 455.