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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stubbfett; Stubbs; Stübchen; Stuben; Stubenarrest; Stubenberg; Stubenfliege; Stubenvögel; Stüber

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Stubbfett - Stüber

Stubbfett, Stuppfett, s. Fluoranthen und Pyren.

Stubbs (spr. stöbbs), William, engl. Historiker, geb. 21. Juni 1825 zu Knaresborough, wurde herangebildet zu Ripon und Oxford, trat 1848 in den geistlichen Stand, wurde 1866 Professor der neuern Geschichte zu Oxford, 1884 Bischof von Chester, 1888 Bischof von Oxford. Er veröffentlichte mehrere kirchliche und weltliche Schriften des Mittelalters, darunter «Chronicles and memorials of Richard Ⅰ.» (1864 u. 1865), «Chronica magistri Rogeri de Hovedone» (1868), «Memorials of St. Dunstan» (1874), «The constitutional history of England, in its origin and development» (3 Bde., Lond. 1874‒78; 4. Aufl. 1883), ein Muster verfassungsgeschichtlicher Darstellung, «Registrum Sacrum Anglicanum: An attempt to exhibit the course of episcopal succession in England from the records of the church» (Lond. 1897) u. a.

Stübchen, ein bis Ende 1871 gesetzlich gewesenes Flüssigkeitsmaß von verschiedener Größe im nördl. Deutschland: in Hannover 3,894 l, in Bremen für Wein 3,221, für Bier 3,772, in Hamburg und Schleswig-Holstein 3,623, in Mecklenburg-Schwerin 3,701, in Mecklenburg-Strelitz 3,871, in Lübeck 3,6375 l.

Stuben, Fisch, s. Blaufelchen.

Stubenarrest, eine gegen Offiziere zu verhängende Strafe. Der einfache S. wird in der eigenen Wohnung verbüßt, der geschärfte in einem besondern Offizier-Arrestzimmer. Das Verlassen der Wohnung oder des Arrestzimmers ist während der Strafdauer ebenso unzulässig als das Empfangen von Besuchen. Während der Strafverbüßung wird dem Offizier der Degen abgenommen.

Stubenberg, s. Gernrode.

Stubenfliege (Musca domestica L.), zur Familie der Gemeinfliegen gehörig, eins der bekanntesten Insekten, fast über die ganze bewohnte Erde verbreitet. Das Weibchen legt nach der Überwinterung seine Eier in allerlei verwesende Substanzen, namentlich Nahrungsmittel, Dünger u. s. w.; die kopflosen Maden sind ziemlich schlank, weißglänzend und weich, erreichen eine Länge von fast 9 mm, verwandeln sich in rotbraune Tönnchenpuppen, aus denen nach 10‒14 Tagen die Fliegen auskriechen. Im August sind die Fliegen am zahlreichsten; nur wenige überwintern in warmen Räumen. Das beste Mittel gegen sie ist gelinder Zug, namentlich während der Nacht, durch die am Tage bewohnten Räume, Reinlichkeit und Fliegenfenster. Fliegenpapier, Leimruten, Glasfallen sind teils gefährlich, teils ekelhaft; die Aralienpflanzen verscheuchen die S. nicht. – Über die kleine S. s. Hundstagsfliege.

Stubenvögel oder Zimmervögel, Vögel, die von Liebhabern im Zimmer und zwar im Käfig gehalten werden. Bei allen Völkern seit dem Altertum her findet sich eine Vorliebe für die Vögel. Während die Römer Sing- und Schmuckvögel, selbst gefiederte Sprecher hielten, nur um sie zu mästen und zu verspeisen, gilt der Stubenvogel jetzt als Genosse und Hausfreund. Gegenwärtig hat, infolge der regsamen Liebhaberei, der Vogelhandel eine bedeutende Ausdehnung gewonnen; er umfaßt alle Weltteile und führt einen jährlichen Umsatz von vielen Hunderttausend Mark mit; namentlich aber hat sich in den Hafenstädten aller Erdteile ein ungemein lebhafter Vogelhandel entwickelt. Fast alle Vogelfamilien sind dem Handel oder der Liebhaberei zugänglich, indem sie, mit Einschluß der Vögel für die zoolog. Gärten, zu Tausenden von Köpfen alljährlich ausgebeutet werden. Überblickt man die S. ausschließlich, so hat man es mit ganz bestimmten Familien zu thun. Vor allem wertvoll sind: Papageien, Finken im weitesten Sinne, die vielgestaltige Sippschaft der Sänger, nebst allen Verwandten, Drosseln, Stare, krähenartige oder Raben und sodann noch Schmuckvögel aus mancherlei andern Familien. Die Liebhaberei für S. teilt sich sachgemäß in mehrere Zweige. Obenan stehen die Sänger: Nachtigall, Sprosser, amerik. Spottdrossel, ostind. Schamadrossel, Singdrossel, Amsel u. a. Drosseln, Schwarzplattl u. a. Grasmücken; von Körnerfressern Hänfling, Edelfink u. a. Finken, fremdländische Gimpel, Kardinäle, einheimische Lerchen u. a. bilden im allgemeinen die am höchsten geschätzten Sänger. Der wichtigste unter allen Finken ist der Canarienvogel (s. d.). Kaum minder wertvoll als die Sänger sind die Spötter, als welche vornehmlich der rotrückige Würger, Sumpfrohrsänger, Gartenlaubvogel, die amerik. Spottdrossel u. a. geschätzt sind. Nächstdem werden Schmuckvögel in beträchtlicher Anzahl gehalten; dies sind Vögel aller Zonen: Tangaren, Bülbüls, prächtige Weber, Widafinken, Prachtfinken, Papageien und unzählige andere aus den verschiedensten Familien bis zu unsern einheimischen Finken: Stieglitz, Zeisig, dazu Ammern, Meisen, Seidenschwanz, Heher u. a. Zwischen beiden Gruppen stehen die abrichtbaren oder gelernten Vögel: der Gimpel, der von Thüringen aus einen internationalen Handelsgegenstand bildet, ebenso Lieder nachflötende Stein- und Blaudrosseln, Amsel, Star u. a. Sie alle sind nur dann abrichtbar, wenn sie aus dem Nest gehoben und von Menschenhand aufgefüttert werden. Ihnen schließen sich an die sprachbegabten Vögel, zu denen zahlreiche Papageienarten bis zu den krähen- oder rabenartigen, den Starvögeln u. a. gehören. Den Schluß bilden die züchtbaren Vögel, die erst in der neuern Zeit zur Geltung gekommen sind. Hierher gehören: Prachtfinken, Webervögel u. a. Finkenvögel, Papageien, Täubchen, kleine Wachteln, auch verschiedene Weichfutterfresser: Drosseln, Bülbüls, der Sonnenvogel, Hüttensänger u. a. Der Vogelwirt teilt alle S. in Beziehung auf ihre ganze Haltung und Verpflegung in Körnerfresser und Kerbtier- oder Weichfutterfresser ein.

Zur Ausstattung der Käfige (s. Vogelbauer) und der Vogelstube hat der Handel Nistvorrichtungen: Nistkästen, Korbnester u. a. m., sodann Nestbaustoffe: Agave- oder Aloefasern, Manilahanf u. a. zu bieten. Alle diese Hilfsmittel der Stubenvogelpflege und -Zucht gelangen auf den Vogelausstellungen, die in den meisten Städten alljährlich veranstaltet werden, neben den Vögeln selbst zu Schau und Verkauf und bilden wiederum einen nicht geringen Geschäftsbetrieb. In großen Heckkäfigen, Vogelkammern bis großartigen Vogelstuben wird die Stubenvogelzucht betrieben.

Vgl. Brehm, Gefangene Vögel. Tl. 1: Die S. (2 Bde., Lpz. 1870‒75); Ruß, Die fremdländischen S. (4 Bde., Magdeb. 1879‒93); ders., Handbuch für Vogelliebhaber (3. Aufl., 2 Bde., ebd. 1887‒91); ders., Sprechende Vögel (2 Bde., ebd. 1887‒89); L. Walter, Unsere einheimischen S. (Lpz.1894); Zürn, Die einheimischen Stubensingvögel (ebd. 1896).

Stüber (holländ. stuiver), in den Niederlanden und den angrenzenden Ländern (Jülich, Cleve,