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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Südamerika

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Südamerika

tion anerkannt und sich selbst überlassen und 1860 von Pretorius in eine einzige Republik vereinigt wurden. Innere Streitigkeiten, fortwährende Klampfe mit Kaffern und Betschuanen im Nordosten und Südwesten hemmten das Gedeihen des Staates. Präsident Krüger hoffte mit dem Bau der Delagoabahn den Wohlstand gründlich zu heben; er verhandelte mit Portugal 1875, nahm in Holland ein Anlehen auf u.s. w.; allein ein erneuter langwieriger Krieg mit dem Kaffernhäuptling Secocoeni vereitelte 1876 alle Pläne, zerrüttete vollständig die Finanzen und brachte die ganze Verwaltung des Landes an den Rand des Verfalls. Da kam 1877 der engl. Kommissar Shepstone in das Land und annektierte auf Grund einer zweifelhaften Volksabstimmung, an der sich nur die englisch gesinnten Städter beteiligten, Transvaal als königlich brit. Kolonie. Die finanzielle Lage wurde nicht verbessert, die Erbitterung unter dem Volk nahm von Jahr zu Jahr zu. Endlich griffen die Buren 1880 zu den Waffen, umzingelten die vereinzelten engl. Garnisonen und schlugen das von Natal heranmarschierende engl. Korps 27. Febr. 1881 am Majubaberg auf das Haupt. Am 4. Aug. 1881 schlossen die kriegführenden Parteien endgültigen Frieden in der Konvention von Pretoria, wonach England die Unabhängigkeit in Bezug auf das innere Staatswesen, Transvaal aber die Abhängigkeit von England in Bezug auf auswärtige Angelegenheiten anerkannte. Freibeuter aus Transvaal gründeten 1882 zwei kleine Freistaaten, Stellaland und Gosen, im Betschuanaterritorium, wodurch den Engländern die Handelsstraße von Griqualand West nach dem Sambesi verlegt wurde. Diese protestierten dagegen; die Transvaalregierung mußte eine voreilige Anerkennung und Annexion jener Freistaaten zurücknehmen; ein neuer Vertrag kam 27. Febr. 1881 in London zu stande. Die Suzeränität Transvaals wurde nicht aufgehoben, aber thatsächlich auf den einen Punkt beschränkt, daß Verträge mit auswärtigen Staaten, ausgenommen mit dem Oranjestaat, der Zustimmung Englands bedürfen sollten. Transvaal konnte ungehindert mit Portugal wegen der Delagoabahn in Verhandlung treten und mit dem Deutschen Reiche Handelsverträge abschließen. Stellaland und Gosen wurden zwischen England und Transvaal geteilt. Dem Transvaal ward die offizielle Bezeichnung "Südafrikanische Republik" zugestanden. Wie 1880 der Ausbreitungsdrang der Buren durch die Wanderung nach dem fernen Angola zum Ausdruck kam (s. Humpata), so zeigte er sich auch 1881 thatkräftig, als er zur Gründung der "Nieuwe Republik" im Zululande führte, welche England 1886 anerkannte und Transvaal 1887 seinem Staatswesen einverleibte. Neue Verwicklungen entstanden Mitte der achtziger Jahre wegen Swasiland (s. d.), doch kam es nach mannigfachen Verhandlungen im Dez. 1894 zu einem entgültigen Vertrag. Die S. R. hatte früher schon auf jede territoriale Ausbreitung nach Norden verzichtet, d. h. sie hatte sich verpflichtet, jede organisierte Auswanderung von Buren nach Rhodesia, wie eine solche 1890 und 1891, aber vergeblich versucht worden, mit allen Mitteln zu verhindern. England mischte sich neuerdings auch in die innern Angelegenheiten der S. R. Die seit 1887 massenhaft in die Goldfelder Johannesburgs eingewanderten Uitlanders (s. d.) verlangten 1892 und dann energischer 1895 das Bürgerrecht, doch vergebens. Sie empörten sich im Dez. 1895 in der Hoffnung auf Dr. Jameson, der im Auftrag von Cecil Rhodes mit den Truppen der Chartered Company ihnen zu Hilfe eilte, 1. Jan. 1896 aber bei Krügersdorp geschlagen wurde. Trotz dieses völkerrechtswidrigen Gebarens nahm sich die engl. Regierung so zudringlich der Uitlanders an, daß die S. R. befürchten mußte, England suche nur einen Vorwand zum Krieg, um die Alleinherrschaft in Südafrika zu erzwingen. Die S. R. schloß deshalb im März 1897 ein Schutz- und Trutzbündnis mit dem Oranjestaat ab.

Litteratur. Jeppe, Die Transvaalsche Republik (Gotha 1868); Nixon, The complete story of the Transvaal (Lond. 1885); Staats Almanak der Zuid Afrikan Republik for 1894 (Pretoria 1893); Schmeisser, Vorkommen und Gewinnung der nutzbaren Mineralien in der S. R. (Berl. 1895); Tabbert, Nach den Transvaal-Goldfeldern (ebd. 1896); Transvaal, die S. R., geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung (ebd. 1896); Klössel, Die Verfassung und Verwaltung der südafrik. Freistaaten (Lpz. 1896); Abraham, Die S. R. Eine histor. Skizze (Berl.1896); Hofmeyr, Die Buren und Jamesons Einfall in Transvaal (Brem. 1897); Seidel, Transvaal, die S. R. historisch, geographisch, wirtschaftlich dargestellt (Berl. 1897).

Karten. Lion Cachet, Kaart von Zuid-Afrika, 1: 3 000 000 (Amsterd. 1883); Raddatz, The Transvaal and Swaziland Goldfields, 1: 500 000 (Lond. 1886); Jeppe, Map of the Transvaal, 1:1 000 000 (4 Bl., Pretoria 1889); Herrich, Neue Specialkarte der S. R., des Oranje-Freistaates und der angrenzenden Gebiete. Maßstab 1:3 000 000 (Glogau 1896); Map of the Transvaal or S. A. Republic. 6 Bl. in 1:500 000 (2. Aufl., Pretoria u. Lond. 1896).

Südamerika, die südl. Hälfte Amerikas, hängt mit Centralamerika (s. d.) durch den Isthmus von Panama zusammen und erstreckt sich von Punta-Gallinas in Columbia (12° 25' nördl. Br.) bis Kap Froward oder, wenn man Feuerland hinzurechnet, bis Kap Hoorn (55° 59' südl. Br.), d. i. über 7720 km Länge, und von Punta-Parina (81° 21') bis Punta de Guia (34° 47' westl. L.), d. i. über etwa 5200 km Breite. S. bedeckt etwa 17 814 000 qkm. Alles Nähere über Oberflächengestalt, Klima, Produkte s. Amerika, Kordilleren und die Artikel der einzelnen Staaten sowie die Karten: Physikalische Karte von Amerika (beim Artikel Amerika), Brasilien, Columbia u. s. w. und La-Plata-Staaten. Eine eigentliche Geschichte von S. beginnt, abgesehen von dem Staate der Inka (s. d.), erst mit dem Auftreten der Europäer. Drei Jahrhunderte trugen seitdem die verschiedenen span. Kolonien das schwere Joch des europ. Mutterlandes. S. war eingeteilt in das Vicekönigreich Neugranada, das Generalkapitanat Caracas, das Vicekönigreich Peru, das Generalkapitanat Chile und das Vicekönigreich Buenos-Aires oder Rio de la Plata, mit den Provinzen Buenos-Aires, Paraguay und Plata. Dazu kam das portug. Brasilien. (S. Karte: Geschichtliche Entwicklung der Staaten Amerikas, beim Artikel Amerika.) Infolge des unklugen span. Kolonialsystems begann die Bewegung für die Befreiung, hauptsächlich im Zusammenhang mit den Napoleonischen Kriegen in Europa. 1809-10 bildeten sich Junten in Caracas, Quito, Bogotá u. s. w.; es folgten heiße Kämpfe mit den span. Truppen, die erst 1824 ihr Ende fanden. (S. die Einzelartikel.) über die frühere Entdeckungsgeschichte s. Amerika.