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Tatarenalpenpaß - Tätowieren
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tataren'
dann speciell als Name der im Russischen Reiche wohnenden Türken. Über den tatar. oder altaischen Sprachstamm s. Uralaltaische Völker und Sprachen. Die Zahl sämtlicher zum tatar. Völker- und Sprachstamm gehörigen Individuen wird auf 34 Mill. angegeben. Speciell werden aber auch noch alle westlichen und nördlichen türkisch sprechenden Völkerschaften mit dem Namen T. belegt, welche wahrscheinlich aus einer mehr oder minder starken Vermischung von Mongolen und Ugro-Finnen mit türk. Völkern entsprungen sind und die man deshalb turko-tatarische Völkerschaften nennt. Es sind dies die Krimtataren, die das Leibgarde-Krim-Tatarenkommando (s. Leibgarde-Kosaken) stellen, die T. des Kaukasus, bekannt unter dem Namen der Nogaier (s. d.), Kumüken u. s. w.; die Wolgatataren, die türk. Stämme an der untern Wolga und am Ural, mit vielen ihren Wohnplätzen entnommenen Specialbenennungen, wie kasansche, ufische T. u. s. w.; die Uraltataren, die sibirischen T. (s. Irtyschtataren). Zu den T. sind ferner zu rechnen: die Kirgisen (s. d.), die Baschkiren (s. d.) und die Karakalpaken am Aralsee.
T. nannte man endlich auch irreguläre leichte Reiter des türk. Heers, die im Kriege in Kleinasien aufgeboten wurden. Ein türk. Tatar überbrachte im Orientkriege, bald nach der Schlacht an der Alma 1854, die unrichtige Nachricht, Sewastopol sei gefallen, woher seitdem die Bezeichnung Tatarennachricht für unbeglaubigte Gerüchte stammt.
Tatārenalpenpaß, s. Bodza.
Tatārenschlacht, die 1241 bei Wahlstatt (s. d.) gelieferte Schlacht.
Tatārensund oder Tatarischer Golf, Meeresteil, der die Insel Sachalin vom asiat. Festlande trennt und das Japanische Meer mit dem Amurdelta und dem Ochotskischen Meer verbindet; seine schmalste Stelle im N. heißt die Mamiastraße.
Tatarka, poln. Kopfbedeckung, s. Czapka.
Taten, russ. Taty (eigentlich «ansässige Leute», im Gegensatz zu Nomaden), eine Völkerschaft pers. Herkunft im russ. Generalgouvernement Kaukasien, 111000 Seelen, hauptsächlich in den Gouvernements Baku, Jelisawetpol und in einem Teil Dagestans wohnend. Die Sprache ist ein Dialekt des Neupersischen.
Tatiānus, einer der Apologeten (s. Apologie), stammte aus Assyrien und lebte als Rhetor zu Rom. Durch Justinus den Märtyrer ums J. 150 zum Christentum bekehrt, verfaßte er seine «Rede an die Griechen», eine der wichtigsten apologetischen Schriften jener Zeit. Außerdem verfaßte er unter dem Namen «Diatessaron» die älteste Evangelienharmonie (s. d.). Obwohl er, wie es scheint, mit der kath. Kirche seiner Zeit in steter Gemeinschaft blieb, neigte er doch zu gnostischen Ansichten hin (s. Enkratiten) und huldigte einer strengen Ascese. – Vgl. Daniel, T. der Apologet (Halle 1837); Corpus Apologetarum, hg. von Otto, Bd. 6 (Jena 1851); Dembowski, Die Apologie Tatians (Lpz. 1878); Zahn, Tatians Diatessaron (Erlangen 1881); Tatiani oratio ad Graecos , hg. von Ed. Schwartz (Lpz. 1888); Steuer, Die Gottes- und Logoslehre des T. (ebd. 1893).
Tatihou (spr. -tiuh), kleine befestigte, zum franz. Depart. Manche gehörige Insel im Kanal östlich von ↔ Cherbourg, schützt den Hafen von St. Vaast und hat seit 1894 eine zoolog. Station.
Tatischtschew, Wassilij Nikititsch, russ. Historiker, geb. 1686, bildete sich in der Moskauer Artillerie- und Ingenieurschule, hielt sich 1713/14 in Deutschland auf und entwickelte später eine vielseitige administrative und wissenschaftliche Thätigkeit (als Direktor der Bergwerke im Ural, Administrator von Orenburg, Gouverneur von Astrachan, Historiker, Geograph). 1740 wurde er unter Elisabeth seines Gouverneurpostens in Astrachan entsetzt. Er starb 1750. Seine «Russ. Geschichte» (Bd. 1‒3, hg. von G. F. Müller, Mosk. 1768‒94; Bd. 4, Petersb. 1784; Bd. 5, hg. von M. Pogodin, Mosk. 1848), bis zur Regierung Alexej Michajlowitsch reichend, ist kein pragmatisches Geschichtswerk, sondern mehr eine kritische Vergleichung der Chroniken mit Anmerkungen theol.-philos. und polit. Inhalts, die seine Vertrautheit mit den Schriften Hobbes’, Bayles, Lockes, Pusendorfs u. s. w. zeigen. Besonders wertvoll ist das Werk durch die vielen Auszüge aus zum Teil später verloren gegangenen Quellen. Außerdem schrieb T. 1739 ein «Testament» (Duchovnaja) an seinen Sohn, das Lebensregeln für alle Lebensalter und Lebensverhältnisse enthält. (Vgl. Brückner, Zur Geschichte der didaktischen Litteratur in Rußland im 18. Jahrh., in der «Russ. Revue», Bd. 9.) Handschriftlich erhalten ist das «Gespräch zweier Freunde über den Nutzen der Wissenschaft und Schulen».– Vgl. Popow, T. und seine Zeit (Mosk. 1861); Solowjew, Russ. Historiker des 18. Jahrh. (im «Archiv für jurist.-histor. Wissenschaft», Bd. 2); Bestuschew-Rjumin, Biographien und Charakteristiken (Petersb. 1882).
Tatĭus, Titus, zog nach der röm. Sage als König der Sabiner von Cures (s. d.) nach dem Raube der Sabinerinnen gegen Romulus, besetzte den Quirinal und dann durch den Verrat der Tarpeja (s. d.) die kapitolinische Burg und herrschte nach Beilegung des Krieges fünf Jahre mit Romulus gemeinsam über den Doppelstaat der Römer-Quiriten, bis er bei einem feierlichen Opfer zu Lavinium von Laurentern, die er beleidigt hatte, erschlagen wurde. Bei der Vereinigung des sabinischen mit dem latinischen Stamm soll der sabinische von ihm den Namen Tities erhalten haben. Eine Priesterschaft, die Sodales Titii , die man von ihm eingesetzt glaubte, brachte ihm jährlich Totenopfer auf dem Aventin, wo man sein Grab zeigte.
Tatói, jetziger Name von Dekeleia (s. d.).
Tätowieren, Tättowieren, Tattuieren (vom tahitischen tatau), das Hervorbringen farbiger Zeichnungen auf der Haut durch Einritzen mit einem scharfen Instrument und Nachreiben mit einem Farbstoff. Das Instrument ist meist ein Dorn, ein kammartig geschnitztes Holz oder eine Eisenspitze. Streitig ist, ob das T. ursprünglich nur zum Körperschmuck diente, oder ob religiöser Aberglaube dabei mit im Spiele ist. Im Laufe der Entwicklung wurden bei vielen Völkern die anfangs einfachen Zeichnungen immer kunstvoller und ihre Ausführung Monopol der Priester. Sie dienen dann zur Unterscheidung der Stämme (s. Totem), der Familien und des Ranges, zum Andenken an merkwürdige Ereignisse und zum Zeichen geschlossener Bündnisse. Die vielfach bereits ausgestorbene Sitte hat sich noch erhalten bei den Indianern Nord-, Mittel- und Südamerikas, den Australiern, Polynesiern und Mikronesiern,