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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Telegraphenschlüssel; Telegraphenschulen

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Telegraphenschlüssel - Telegraphenschulen

Arbeitsströme von zweierlei Richtung kann man einer einzigen Batterie oder auch zwei Batterien entnehmen; letztere werden wie B1 und B2 in dem Zwischenamt (Fig. 3) entgegengesetzt in die Linie LL1 eingeschaltet und kommen beim Niederdrücken des Tasters T1 oder T2 zur Wirkung. Der Draht v hält die Linie LL1 geschlossen, während beide Taster ruhen; in ihn schaltet man den Empfänger ein, wenn man auf ihm die abgesendeten Zeichen nicht mitlesen will.

Die Schaltungen auf Differenzstrom treten denen auf Ruhestrom an die Seite. Der Taster hat zur Verstärkung des von B in Fig. 1 gelieferten Stroms beim Niederdrücken entweder eine gleichsinnige zweite Stromquelle in L1 L2 einzuschalten (s. Doppelgegensprechen), oder einen Widerstand oder eine entgegengesetzte Stromquelle aus L1 L2 auszuschalten; zur Schwächung des Stroms müßte das Entgegengesetzte geschehen. Wie man Fig. 1 und 2 und Fig. 4 (s. unten) zum Arbeiten mit Gegenström umzugestalten hätte, liegt nach dem Artikel Telegraphenbetriebsweisen nahe.

^[Abb.: Fig. 3. und 4.]

Wollte man dauernde Wechselströme zwei verschiedenen Stromquellen entnehmen, so reicht der gewöhnliche Morsetaster aus; man hätte nur in Fig. 2 z. B. in I an Stelle von S1 noch eine Batterie zu setzen, welche B1 entgegengesetzt geschaltet ist. Bei Verwendung einer einzigen Stromquelle B müßte man diese nach Fig. 4 mit einem Doppeltaster T verbinden, dessen beide um d und d1 drehbare Hebel stets zugleich niedergedrückt werden. In der Ruhelage der Hebel liegt der Batteriepol p über c an L, der Pol q über c1 an L1, in der Arbeitslage p über a1 an L1, q über a an L; beim Niederdrücken des Doppeltasters wird also die Stromrichtung in LL1 umgekehrt. (S. auch Doppelgegensprechen.)

^[Abb.: Fig. 5.]

Um endlich mitflüchtigen Wechselströmen zu telegraphieren, hätte man etwa nur dafür zu sorgen, daß in Fig. 4 die Hebel des Doppeltasters nicht in jeder Lage dauernd, sondern nur vorübergehend mit a und a1 oder c und c1 Kontakt machen.

Bei Übertragern (s. Elektrische Telegraphen B 6) treten bei den verschiedenen Betriebsweisen im Übertragungsamt den vorstehend angegebenen ver-

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wandte Schaltungen auf; dieselben werden zum Teil deshalb noch etwas verwickelter, weil man verhüten muß, daß die in die nächste Telegraphenlinie weiter zu gebende Stromzustandsänderung auch zugleich in die erste Linie zurückgegeben werde. Am einfachsten gestaltet sich die Übertragung bei Arbeitsstrombetrieb. Hier werden in dem Übertragungsamt die beiden Übertrager T1 und T2 nach Fig. 5 in die beiden (durchgehenden) Leitungen L1 L3 und L2 L4 eingeschaltet. Bei ruhender Korrespondenz sind die beiden Batterien B1 und B2 offen, weil die Ankerhebel h an den obern Kontakten r anliegen. Ein die Leitung L1 L3 durchlaufender Strom, der seinen Weg von x über p, h und r in T1 nach y1, h in T2 und f1 nimmt, wirkt in den Elektromagnetrollen von T2, legt dessen Ankerhebel h auf den untern Kontakt v, und B2 vermag daher das Zeichen in L2 L4 fortzupflanzen, ohne daß jedoch der entfendete Strom die Rollen von T1 mit durchliefe. Umgekehrt überträgt T1 jedes aus L2 ankommende Zeichen in die Leitung L1. Ist das Übertragungsamt (wie meist der Fall) für beide Linien Endamt, so werden L3 und L4 durch eine Erdleitung ersetzt. Verwickelter werden alle Schaltungen für den Betrieb langer Kabelleitungen, weil auf Ladungsvorgänge (s. Telegraphenleitung) Rücksicht zu nehmen ist. - Über die Schaltungen für die Mehrfache Telegraphie s. d. und Doppeltelegraphie. Vgl. Zetzsche, Der Betrieb und die Schaltungen der elektrischen Telegraphen (Halle 1891); Schellen, Der elektromagnetische Telegraph (6. Aufl., bearbeitet von Kareis, Braunschw. 1888).

Telegraphenschlüssel, Depeschenschlüssel (engl. Cable Codes), die neuzeitliche Ausgestaltung der frühern Chiffriersysteme (s. Chiffrieren), werden hauptsächlich im überseeischen telegr. Verkehr des Großhandels angewandt, um vermittelst gewisser Schlüsselworte (engl. Code Words) ganze Sätze auszudrücken. Sie bezwecken einerseits die Verminderung der hohen Depeschenkosten, andererseits die Geheimhaltung des Inhalts der Telegramme. Die zwischen den Geschäftshäusern zu vereinbarenden Wörter können verschiedenen Sprachen entnommen und. bunt durcheinander gebraucht werden, müssen aber wörterbuchmäßig nachweisbar sein, dürfen also nicht in willkürlichen Buchstabenzusammenstellungen bestehen. Codesysteme und Schlüssel werden berufsmäßig hergestellt und dem Publikum zugängig gemacht - durch sog. Codebureaus in Neuyork, Philadelphia, London, Liverpool, Amsterdam und Hamburg, wo sich ein alle Weltsprachen umfassendes Bureau befindet. Über das offizielle Wörterbuch, welches von 1898 ab ausschließlich im europ. Verkehr gelten soll, s. Kryptograph. - Vgl. F. W. Eitzen, Handelsdepeschen und Depeschenschlüssel (5. Aufl., Hamb. 1895).

Telegraphenschulen, Unterrichtsanstalten zur Ausbildung der Telegraphenbeamten für den Apparatdienst und den Leitungsbau, sowie der höhern Verwaltungsbeamten, oder auch nur der Apparatbeamten. Solche Schulen werden in den Staaten, die den Telegraphenbetrieb selbst ausüben, meistenteils vom Staate unterhalten, anderwärts von den großen Telegraphengesellschaften, hier und da, z. B. in Amerika, in Paris, in London, bestehen auch Privatanstalten. In vielen Staaten giebt es auch staatliche Schulen, die zugleich Postbeamte und Telegraphenbeamte auszubilden haben. In Deutschland