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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Telegraphische Depesche; Telegraphisches Sehen; Telĕki von Szék

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Telegraphische Depesche - Teleki von Szék

entfernten zweiten Orte aus, um die Übertragung einer Nachricht ohne die Beförderung von etwas Materiellem zu ermöglichen. Beim Telegraphieren wird der an dem einen Ort zum Ausdruck gebrachte Gedanke weder durch einen Boten nach dem andern Orte getragen, noch in verwandter Weise als Schriftstück dahin gebracht, überhaupt nicht als ein Ganzes auf einmal befördert, sondern in feine sprachlichen oder sonstigen Bestandteile zerlegt, und diese werden getrennt nacheinander befördert und so am entfernten Orte empfangen. Die Beförderung von Signalen (s. Telegramm), das Signalisieren, ist die Aufgabe des Signalwesens, das sich der T. eng anschließt. Über einfache T. und doppelte T. s. Telegraphenbetriebsweieen; über harmonische T. s. Harmonische Telegraphie (Bd. 17).

T. ohne Draht. Es giebt mehrere Verfahren; bei dem einen sendet man am gebenden Orte an zwei möglichst weit voneinander entfernten Punkten einen sehr starken Strom in die Erde; der Strom breitet sich in der Erde aus, und sein Ausbreitungsgebiet erstreckt sich, wenn der Strom stark genug und die Erdleitungspunkte weit genug voneinander entfernt sind, bis zu dem empfangenden Orte; hier kann man Änderungen des am fernen Orte zur Erde gesandten Stroms, z. B. Stromunterbrechungen und -Schließungen, Stromwechsel, mit Hilfe eines Telephons hören, das mit zwei möglichst weit voneinander entfernten Punkten des Erdreichs verbunden ist. Ältere Versuche dieser Art sind schon in den fünfziger Jahren von Gintl, Van Rees, Blissett, 1876 von Schwendler, 1879 von W. P. Johnston angestellt worden; die zuletzt Genannten, Beamte der ind. Telegraphenverwaltung, waren mit Erfolg bemüht, in Fällen, wo Flußkabel gerissen waren und nicht bald wiederhergestellt werden konnten, auf andere Weise die telegr. Verbindung aufrecht zu erhalten, und benutzten dazu Schaltungen der beschriebenen Art. Neuere Versuche sind 1894 und 1895 einerseits von der Allgemeinen Elettricitätsgesellschaft (Berlin) im Wannsee, andererseits von der Reichstelegraphenverwaltung in der weitern Umgebung von Berlin auf dem Lande angestellt worden. Man hat auf dem Wasser die Versuche auf etwa 5 km, zu Lande bis etwa 10 km ausgedehnt und noch telegr. Zeichen gehört. Die Versuche haben ferner gezeigt, daß das Verfahren zu Wasser weiter trägt als zu Lande.

Das zweite Verfahren benutzt die Induktion. Am gebenden Orte wird eine große Drahtschleife oder eine große Drahtspule hergestellt, durch die man einen Wechselstrom sendet. Am empfangenden Orte nimmt man die Induktion gleichfalls mit einer Drahtschleife oder einer Spule auf, deren Enden mit einem Telephon verbunden sind. Versuche dieser Art sind in den letzten Jahren hauptsächlich von dem ersten Elektriker der engl. Telegraphenverwaltung Preece ausgeführt worden. An der Walliser Küste gelang es, bis auf etwa 8 km Telegramme zu senden.

Das dritte Verfahren benutzt Funken, die von einem Ruhmkorffschen Induktionsapparat erzeugt werden und zwischen großen Kugeln in isolierendem Öl überspringen (Funkentelegraphie). Diese Funken (wie auch andere, z. B. von der Elektrisiermaschine erzeugte) besitzen die Eigenschaft, lose zusammengehäufte Metallspähne, -Körner u. dgl. gut leitend zu verbinden (Branly 1890), die gute Verbindung wird durch leise Erschütterung wieder aufgehoben. Die vom Funken ausgebende elektrische Bewegung

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trifft am Empfangsorte auf ein mit Metallkörnern lose gefülltes Röhrchen (Coherer, Frittröhre, Fritter), das mittels metallener Drähte oder Stäbe in den Stromkreis einer Batterie und eines Relais geschaltet ist; sein Widerstand ist, wenn die Wirkung des Funkens fehlt, so groß, daß im Relais kein Strom zu stände kommt. Gelangt aber die elektrische Bewegung zum Röhrchen, so fällt sein Widerstand bedeutend; es entsteht ein Strom, der das Relais magnetisiert; die Zunge des letztern schließt einen Ortskreis, in dem der Empfangsapparat (Morse-Schreiber) und ein Elektromagnet mit Selbstunterbrechung liegen; der Anker des letztern klopft an das Röhrchen, so daß der niedrig gewordene Widerstand sofort wieder die alte Höhe erreicht; der Strom im Relais hört auf, und die Zunge unterbricht wieder den Ortskreis des Empfangsapparates; das Zeichen ist beendigt. Marconi hat gezeigt, wie man diese Wirkung auf größere Entfernungen übertragen kann; ihm und Preece gelang es 1897 in England, Slaby im gleichen Jahre in Deutschland, auf etwa 20 km weit Telegramme zu senden. - Vgl. Slaby, Die Funkentelegraphie (Berl. 1897).

Telegraphische Depesche, telegraphische Meldung oder Nachricht, soviel wie Telegramm (s. d.).

Telegraphisches Sehen, soviel wie Elektrisches Sehen (s. d.).

Telĕki von Szék (spr. ßehk), ungar. Grafenfamilie, deren Vorfahre Michael T. v. S. (1634-90), der Minister des letzten Fürsten von Siebenbürgen Mich. Apafy, die Übergabe Siebenbürgens an den König von Ungarn vermittelte und dafür 1685 von Leopold I. in den Grafenstand erhoben wurde. Seine Söhne wurden 1697 zu Reichsgrafen ernannt. Die T. v. S. wurden als Protestanten durch ihre Konfession lange vom Staatsdienst fern gehalten; erst unter Joseph II. war Joseph T. v. S. der Ältere (1738-96) Obergespan. Er veröffentlichte auch lat. Reden und ungar. Gedichte. Sein ältester Sohn Ladislaus (geb. 1764, gest. 1821) wirkte ebenfalls als Staatsmann und Schriftsteller. Besonders agitierte er für die Gründung der Akademie, so in der deutschen Schrift "Über die Errichtung einer gelehrten Gesellschaft in Ungarn" (Pest 1804). Er hatte vier Söhne, von denen Joseph T. v. S. der Jüngere, geb. 24. Okt. 1790, in Göttingen studierte, seit 1818 als Sekretär bei der ungar. Statthalterei wirkte, 1827 in Csanád, 1830 in Szabolcs Obergespan und, nachdem er seit 1832 als Referendarius der ungar. Hofkanzlei, seit 1840 als Kronhüter fungiert hatte, 1842-48 der letzte Gouverneur von Siebenbürgen war. Nach 1849 wohnte er in Pest als Präsident der Akademie, die er begründen half, und der die vier Brüder die 30000 Bände starke Bibliothek ihres Vaters widmeten. Auch stiftete er einen Jahrespreis (Telekipreis) von 100 Dukaten für das beste ungar. Originaldrama oder Lustspiel. T. starb 16. Febr. 1855. Sein Hauptwerk ist "A Hunyadiak kora" ("Das Zeitalter der Hunyaden in Ungarn", 5 Bde. und 3 Bde. Urkunden, 1852-55), eins der bedeutendsten ungar. Geschichtswerke.

Ladislaus T. v. S., der jüngste der vier Brüder, geb. 11. Febr. 1811, seit 1843 Führer der Opposition im ungar. Magnatenhause, nahm an der polit. Bewegung in Ungarn lebhaft teil und galt nach 1849 für den Chef der ungar. Emigration. Er wurde in contumaciam zum Tode verurteilt und in effigie gehängt, wirkte nach Ausbruch des Italienischen