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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Telgte - Tellez

an der Linie Innsbruck-Bregenz der Asterr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (517,95 qkm, 11176 E.), hat (1890) 2693 E., alte und neue Kirche; große Baumwollspinnerei und mehrere Fabriken. Von hier aus zweigt die Poststraße nach Nassereith und Reutte ab. In der Nähe bei Seefeld Bergbau auf Asphalt. Das in der Maximilianhütte raffinierte Steinöl wird nach Hamburg zur Gewinnung von Ichthyol ausgeführt.

Telgte, Stadt im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Münster, links an der Ems, in 56 m Höhe, an der Nebenlinie Münster-Rheda-Lippstadt der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2437 E., darunter 39 Evangelische und 39 Israeliten, Post, Telegraph, Reste der ehemaligen Befestigungen, prächtige Kirche (1654) mit wunderthätigem Marienbild und sog. Gnadenkapelle, Rektoratsschule, private Knaben- und höhere Mädchenschule, St. Rochushospiz für weibliche Irre und Kranke beiderlei Geschlechts; Baumwoll-, Leinen- und Wollweberei, Brauerei, Branntweinbrennereien, Bettfedernsortieranstalt, Liqueurfabrik, Wasser- und Dampfmühlen, Sägewerk, Jahr- und Kälbermürkte.

Telinga, s. Telugu.

Tell (arab., Mehrzahl Tulul oder Telul, "Hügel"), Teil des Atlas (s. d.).

Tell, Wilhelm, die volkstümlichste Gestalt der schweiz. Heldensage, war der Überlieferung nach ein als Armbrustschütze und kühner Schiffer weit berühmter Landmann aus Bürglen (Uri), der von dem Vogte Gehler gefangen gesetzt wurde, weil er dem Hute, den dieser zu Altdorf als Zeichen der österr. Herrschaft aufgepflanzt hatte, die anbefohlene Reverenz nicht bewies. Um das verwirkte Leben zu lösen, sollte er vom Haupte seines eigenen Sohnes einen Apfel schießen. T. wagte den Schuß und traf glücklich; aber weil er einen zweiten Pfeil aus dem Köcher genommen hatte, um damit, im Fall er sein Kind getroffen hätte, den Vogt zu töten, sollte er auf dessen Befehl in die Burg Küßnacht übergeführt werden. Auf der Fahrt über den Vierwaldstätter See gelang es ihm jedoch während eines Sturmes, sich am Axenberg (Tellsplatte) durch einen kühnen Sprung ans Land zu retten, worauf er sich auf Schleichwegen nach Küßnacht begab und dort durch einen Pfeilschuß aus einem Hinterhalt in der Hohlen Gasse den heimkehrenden Landvogt tötete und dadurch der Befreiung der Waldstätte den Weg bahnte. 1315 soll er nach der Vermutung späterer Gelehrten an der Schlacht am Morgarten teilgenommen und bei der Rettung eines Kindes aus dem angeschwollenen Schächenbach den Tod gefunden haben. 1895 wurde in Altdorf ein Denkmal T.s (von Kißling) enthüllt.

Als Wahrzeichen T.s gelten die drei Tellskapellen (in Bürglen, zu Küßnacht an der Hohlen Gasse, auf der Tellsplatte) und der Tellenturm und -Brunnen in Altdorf; indessen reichen namentlich die Tellskapellen, die am ehesten Beweiskraft hätten, nicht über das 16. Jahrh, zurück. Manches, was mit der Überlieferung von T. zusammenhängt, namentlich die Existenz eines Vogtes Geßler, ist urkundlich erschüttert worden. Wir finden die früher nicht namentlich aufgeführte Sage zum erstenmal aufgezeichnet im sog. Weißen Buch des Archivs von Obwalden (um 1470) und der Chronik des Melchior Ruß (1482) sowie in einem etwa gleichzeitigen Volkslied ("Tellenlied"), wenn auch noch in rohen, unvollkommenen, zum Teil voneinander abweichenden und sich widersprechenden Umrissen. Im 16. Jahrh. bringen dann Tschudi und andere, aus denen Schiller

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geschöpft hat, jene sichtlich ausgeschmückte Darstellung, welche später die herrschende geworden ist. Auf die Entstehung der Tellsage ist vielleicht ein altgerman. Mythus von Einfluß gewesen. So erzählt der dän. Chronist Saxo Grammaticus von einem Schützen Toko, den der Dänenkönig Harald Blauzahn zu gleichem Schusse gezwungen und dessen Pfeil später Harald erlegt habe. Die Isländer legen den Pfeilschuß unter denselben Umständen verschiedenen Männern bei, wie z. B. Eigil, dem Bruder Wielands des Schmieds. Desgleichen ein Volkslied des nördl. Englands von William of Cloudeslay. Auch in Holstein, am Oberrhein, in Norwegen an verschiedenen Orten hat sich diese Wandersage eingebürgert. Züge dieser alten Sagen können auf einen wirklichen Helden der Befreiungskämpfe des 13. Jahrh. übertragen worden sein.

Vgl. Ideler, Die Sage vom Schusse des T. (Berl. 1836); Häusser, Die Sage vom T. (Heidelb. 1840); Hisely, Recheres critiques sur l'histoire de Guillaume T. (Lausanne 1843); Huber, Die Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden bis zur festen Begründung ihrer Eidgenossenschaft. Mit einem Anhang über die geschichtliche Bedeutung des Wilhelm T. (Innsbr. 1861); H. von Liebenau, Die Tellsage zu dem Jahr 1230 (Aarau 1864); Vischer, Die Sage von der Befreiung der Waldstätte nach ihrer allmählichen Ausbildung. Nebst Beilage: Das älteste Tellenschauspiel (Lpz. 1867); Nochholz, T. und Geßler in Sage und Geschichte (Heilbr. 1877); Meyer von Knonau, Die Sage von der Befreiung der Waldstätte (Bas. 1873); Gisler, Die Tellfrage. Versuch ihrer Geschichte und Lösung (Bern 1895).

Tell Basta, ägypt. Ort, s. Bubastis.

Tell el-Amarna, s. El-Amarna.

Tell el-Kadi, Ort, s. Dan (israel. Stamm).

Tellenburg, s. Frutigen.

Tellereisen, eine eiserne Falle zum Fang von Raubtieren, bei der die Stellung mittels eines Tellers erfolgt, der zwischen die auseinander gehenden und niedergetretenen Bügel eingespannt wird. Tritt ein Tier auf den Teller, so schlagen die Bügel zusammen. Die nachstehende Abbildung zeigt das T. fängisch. Es besteht aus einem Kranz (a), der etwa 2 cm breit ist und 20 cm Durchmesser hat. aus den beiden Bügeln (dd), dem Teller (c), der Feder (d), der Kette (e) mit dem Anker (k). Die kleinen eisernen Häkchen (gg) dienen zum Festhalten der aufgestellten Bügel, die rund oder viereckig sind, desgleichen zum Festhalten des Tellers.

Tellerhammer, s. Treiben (des Bleches).

Tellerofen, s. Eisenerzeugung und Gold.

Tell er-Name, Ruinenstätte, s. Beth Haram.

Tellerschnecken, s. Süßwasserschnecken.

Tellersilber, s. Amalgamation.

Tellez (spr. telljēz), Frai Gabriel, bekannter unter dem Namen El Maestro Tirso de Molina,