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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Thomson; Thomsonsches Verfahren; Thomsons Lotmaschine; Thon; Thonberg; Thondrakier; Thonerde; Thonerdehydrat; Thonerdekesselstein; Thonerdesalze

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Thomson (William, Lord Kelvin) - Thonerdesalze

1836). Sein Sohn veröffentlichte T.s Reise im westl. Himalaja und Tibet (Lond. 1852).

Thomson (spr. tomms'n), William, Lord Kelvin, engl. Physiker, geb. im Juni 1824 zu Belfast, studierte zu Glasgow, Cambridge und Paris und wurde schon 1846 zum Professor der Physik an der Universität Glasgow ernannt. In demselben Jahre übernahm er die Redaktion des "Cambridge and Dublin Mathematical Journal", worin er unter anderm seine berühmte Abhandlung "On the distribution of electrticity on spherical conductors" (1848) veröffentlichte. Elektricität und Wärme bildeten seitdem die Hauptgegenstände seiner Untersuchungen. Die Resultate derselben veröffentlichte er besonders in dem "Philosophical Magazine" und in den Schriften der königl. Gesellschaften von London und Edinburgh. Auf dem Gebiet der Elektricität verdienen Erwähnung T.s Vorlesung "On the electrodynamic properties of metals" (1856), ferner die Erfindung seiner Elektrometer, die mit der größten Genauigkeit den elektrischen Zustand der Atmosphäre anzeigen, und seines Spiegelgalvanometers, der in der Geschichte der unterseeischen Telegraphie Epoche machte. T. erwarb sich hervorragende Verdienste um die erfolgreiche Legung und Benutzung des ersten atlantischen Kabels (1866). Eine von ihm konstruierte Form des Schiffskompasses mit geringer Deviation hat große Verbreitung gefunden. Er erfand auch eine Tiefseesonde und beschäftigte sich in neuester Zeit mit der Durchbildung elektrotechnischer Meßinstrumente. 1890 wurde er Präsident der Königlichen Gesellschaft, 1892 zum Lord Kelvin ernannt. Außer den erwähnten Schriften erschien von ihm: "Mathematical theory of elesticity" (1878), "Rigidity of the earth", "Reprints of papers on electrostatics and magnetism" (1862; 2. Aufl. 1884; deutsch von Levy und Weinstein, Berl. 1890), "Navigation; a lecture" (1875), das gemeinschaftlich mit P. G. Tait herausgegebene größere Werk "Treatise on natural philosophy" (Bd. 1, Teil 1 u. 2, 1887 u. 1883; Bd. 1, deutsch von Helmholtz und Wertheim, Braunschw. 1871-74), und eine Sammlung seiner verstreuten "Mathematical and physical papers" (Cambr. 1882, 1884 u. 1890). In deutscher Übersetzung erschienen noch seine "Populären Vorträge und Reden", Bd. 1 (Berl. 1891). - James T., ein älterer Bruder Sir William T.s und Professor der Ingenieurwissenschaften in Glasgow, hat sich besonders durch die Entdeckung, daß der Gefrierpunkt des Wassers durch Druck sinkt, und durch seine hierauf gegründete Gletschertheorie einen Namen gemacht.

Thomsonsches Verfahren, s. Schweißen.

Thomsons Lotmaschine, s. Tiefseeforschung nebst Tafel, Fig. 4.

Thon, die durch Verwitterung Aluminiumsilikat enthaltender Mineralien (z. B. der Feldspate) entstandenen steinigen bis erdigen Stoffe. Diese lagern entweder an der Stelle, an welcher sich ihr Muttergestein befand, und heißen dann T. primärer Lagerstätte, welche auch als Porzellanerde oder Kaolin (s. d.) bezeichnet werden, oder sie sind durch einen natürlichen Schlämmprozeß vom Ursprungsorte fortgeführt und haben sich aus dem Wasser, meist in regelmäßigen Lagern abgesetzt: T. sekundärer Lagerstätte. Der Hauptbestandteil beider Arten von T. ist ein wasserhaltiges Aluminiumsilikat, doch tritt dieses fast nie in annähernd reinem Zustande auf, sondern die T. enthalten infolge der mechan. Wirkung der Verwitterung mehr oder weniger große Mengen innig fein zerteilter Trümmer von Quarz, Feldspat oder andern Silikaten beigemengt. Ihre Menge ist wesentlich bestimmend für die Anwendung der T. verschiedener Fundstätten zur Herstellung von Thonwaren (s. d.). Danach unterscheidet man unter dem T. sekundärer Lagerstätte z. B. feuerfeste T., Pfeifenthone, von denen die erstern geringere, die letztern schon größere Mengen von Nebenbestandteilen enthalten. Sehr unrein sind die Töpfer- und Ziegelthone, die Lehm- und Mergelsorten, von denen die drei erstern viel Eisenoxyd und Sand neben kohlensaurem Kalk, die letztern besonders viel kohlensauren Kalk enthalten. Die T. haben die Eigenschaft, mit Wasser angerührt, bildsame plastische Massen zu geben. Auch können sie fremde, nichtplastische Stoffe umhüllen und festhalten, ohne ihre Plasticität zu verlieren (Bindevermögen). Je nachdem die reine Thonsubstanz oder nichtplastische Körper in den Vordergrund treten, spricht man von fetten und magern T. und von Magerungsmitteln. Beim Trocknen der geformten Thonwaren rücken die kleinsten Teilchen einander näher, indem das zwischen ihnen befindliche Wasser verdunstet, die Ware zieht sich zusammen, erleidet Luftschwindung; bei höherer Temperatur entweicht das letzte Wasser, aber auch bei weiter gesteigerter Hitze zieht sich die Thonmasse noch weiter zusammen und wird dichter und fester (Feuerschwindung). Das Brennen der T. verleiht den ihnen in feuchtem Zustande erteilten Formen die nötige Beständigkeit. Bei noch höhern, für die einzelnen T. je nach ihrer Reinheit sehr verschiedenen Temperaturen schmelzen diese. Die T., besonders die reinen, dienen nicht nur zur Herstellung der Thonwaren, sondern auch der Ultramarine, zum Versetzen der Papiermasse (unter dem Namen Lenzin), zur Bereitung der schwefelsauren Thonerde und der Alaune u. s. w. Große landwirtschaftliche Bedeutung hat der T. als Komponent einer jeden Ackererde; er ist der wesentliche Bestandteil der Feinerde (s. d.), und deren Eigenschaft, wertvolle Pflanzennährstoffe aus der Bodenflüssigkeit zu absorbieren und also vor dem Versinken in den Untergrund zu bewahren, wird in der Hauptsache durch die Anwesenheit des T. und durch dessen Gehalt an Zeolithen sowie an Thonerde- und Eisenhydroxyd bewirkt. Unter dem Mikroskop zeigen die kleinsten Teilchen des T. Kugelgestalt und bilden Anhäufungen von fischrogenartigem Charakter, wodurch anscheinend seine Plasticität und seine große, wasserhaltende Kraft bedingt wird, und diese ist von maßgebendem Einfluß auf die Feuchtigkeitsverhältnisse und Erwärmungsfähigkeit des Bodens. Überwiegt der Thongehalt zu sehr (Thonboden enthält über 50 Prozent T.), so wird der Boden steif, naß und infolge der hohen specifischen Wärme des Wassers kalt. Stärkere Thonschichten sind für Wasser völlig undurchlässig; sehr häufig bilden sie die tragenden Schichten für das Grundwasser und sind daher wichtig für hydrologische Untersuchungen. - Vgl. Seyst, Die Thonsubstanzen (Berl. 1879).

Thonberg, Stadtteil von Leipzig (s. d.).

Thondrakier, Sekte, s. Jeziden.

Thonerde, s. Aluminiumoxyd. - Schwefelsaure T. ist Alaun (s. Alaun, konzentrierter).

Thonerdehydrat, s. Aluminiumoxydhydrat.

Thonerdekesselstein, s. Kesselstein.

Thonerdesalze, s. Aluminiumsalze.