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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tridī; Tridŭum; Tridymīt; Trieb; Triebel

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Tridi – Triebel

betreffs der verschiedenen kirchlichen Einrichtungen und der Lebens- und Amtsführung der Geistlichen festgesetzt. Betreffs der päpstl. Autorität konnte die von den strengen Papalisten oder Kurialisten vertretene Ansicht von der Unfehlbarkeit des Papstes nicht durchdringen; es wurde sogar das Episkopalsystem als Dogma angenommen und das Papalsystem nur als theol. Lehrmeinung zugelassen. Am 4. Dez. 1563 fand die letzte Sitzung statt. Die Beschlüsse des Konzils, die für immer die prot. und kath. Kirche trennten und für die letztere das wichtigste Symbol sind, wurden von Papst Pius Ⅳ. 26. Jan. 1564 durch die Bulle «Benedictus Deus» bestätigt und fanden in Italien, Portugal und Polen unbedingte, in den span. Staaten durch die Observanz der Reichsgesetze bedingte Aufnahme, in Frankreich, Deutschland und Ungarn dagegen Widerspruch, der durch kluge Taktik nach und nach beseitigt wurde. Zur Erläuterung und Auslegung der Beschlüsse des Konzils setzte Sixtus Ⅴ. 1588 eine Kongregation von Kardinälen nieder.

Die «Canones et Decreta oecumenici et generalis concilii Tridentini» sind öfter erschienen, die erste authentische Ausgabe zu Rom (1564), die letzte zu Turin (1890). Die Geschichte des Konzils hat in liberalem Sinne geschrieben Sarpi, «Istoria del concilio Tridentino» (Lond. 1619; deutsch von Winterer, 4 Bde., Mergenth. 1839‒41; 2. Aufl. 1844), im päpstl. Interesse Pallavicini, «Istoria del concilio di Trento» (2 Bde., Rom 1656; deutsch von Klitsche, 8 Bde., Augsb. 1835‒36). – Vgl. Mendham, Memoirs of the council of Trent (Lond. 1834); Wessenberg, Die großen Kirchenversammlungen des 15. und 16. Jahrh., Bd. 3 u. 4 (Konstanz 1840); ferner: Die Geschäftsordnung des Konzils von Trient (Wien 1871); Sickel, Zur Geschichte des Konzils von Trient, 3 Abteil. (ebd. 1870‒72); Calenzio, Documenti inediti e nuovi lavori letterarii sul concilio di Trento (Rom 1874); Maynier, Étude historique sur le concile de Trente, Tl. 1 (Par. 1874); Döllinger, Ungedruckte Berichte und Tagebücher zur Geschichte des Konzils von Trient (2 Bde., Nördl. 1876); Acta genuina sanctissimi oecumenici concilii Tridentini (hg. von Theiner, 2 Bde., Agram 1874; enthaltend die offiziellen Protokolle des Konzilsekretärs Massarelli); Monumenta Tridentina (begonnen von Druffel, fortgesetzt von Brandi, Heft 1‒4, Münch. 1884‒97). Daraus schöpfen neuere Darstellungen: De Leva, Storia documentata di Carlo Ⅴ, Bd. 4 (Padua 1881); Maurenbrecher, Das T. K. (im «Historischen Taschenbuch», 1886, 1888, 1890); Hefele, Konziliengeschichte (fortgesetzt von Hergenröther), Bd. 9 (Freib. i. Br. 1890), giebt nur die Vorgeschichte.

Tridī, im Kalender (s. d.) der ersten franz. Republik der dritte Tag einer Dekade.

Tridŭum (lat.), Zeit von drei Tagen.

Tridymīt, ein Mineral, das eine andere, nur das spec. Gewicht 2,28 bis 2,32 besitzende Verkörperungsform der Kieselsäure (s. d.) darstellt, als sie in dem Quarz oder Bergkrystall gegeben ist (s. Heteromorphismus). Die Krystallformen sind zwar auch hexagonal, wie die des letztern, aber von ganz andern Dimensionen und fast immer tafelartig nach der Basis, wobei häufig eine Drillingsverwachsung stattfindet (daher der Name, vom grch. tridymoi, Drillinge). Das optische Verhalten des T. bei der gewöhnlichen Beobachtungstemperatur stimmt nicht mit den Erfordernissen des hexagonalen Systems überein; die Blättchen des Minerals erscheinen im polarisierten Licht als eine sehr komplizierte Verschränkung von zwillingsmäßig miteinander verbundenen Partien doppeltbrechender trikliner Natur; beim Erhitzen aber werden diese sechsseitigen Lamellen zwischen gekreuzten Nicols völlig einfachbrechend, und sie gelangen dann also in einen Zustand, in dem die äußere Form und das optische Verhalten einander entsprechen. Der T. ist ebenso hart wie der Quarz, farblos oder durch teilweise Verwitterung weiß, glasglänzend, auf der Basis perlmutterglänzend. Die Kieselsäure, SiO₂, aus welcher allein der T. besteht, ist ebenfalls vor dem Lötrohr unschmelzbar. Das Mineral wurde erst 1870 durch G. vom Rath auf den Klüften eines mexik. Trachyts von Pachuca entdeckt, obwohl es sich auch in den Hohlräumen mancher Trachyte des Siebengebirges, der Auvergne u. s. w. findet, auf denen es früher unbemerkt und unerkannt geblieben war. Sehr schöne Krystallisationen von T. erscheinen auch in Rhyolithen der Euganeen und von Tardree in Irland, in den Andesiten Siebenbürgens. Durch F. Zirkel wurde die weite Verbreitung von mikroskopischem T. in Rhyolithen, Trachyten, Andesiten nachgewiesen, der nach den jetzigen Untersuchungen als ein reichlich vorhandener Gemengteil vieler solcher Gesteine gelten muß. In ältern vortertiären Felsarten ist er, im Gegensatz dazu, nur äußerst spärlich wahrgenommen worden. Wird gepulverter Quarz stark geglüht, so verwandelt er sich, unter Verminderung seines spec. Gewichts, in ein Aggregat von Tridymitindividuen; andererseits ist auch eine Umlagerung von T. in Quarz bekannt. G. Rose vermochte durch Schmelzung von Feldspat mit Phosphorsalz, sowie von Kieselpulver mit demselben Salz oder mit kohlensaurem Natrium deutliche Krystalle von T. künstlich zu erzeugen. T. ist auch in Meteorsteinen gefunden worden.

Trieb, im allgemeinen jede beharrlich wirkende Kraft, die eine bestimmte Reihe von Bewegungen hervorbringt; auch soviel wie Getriebe (s. d.). Im engern Sinne werden die in den lebendigen Wesen auf zweckmäßige Art von innen heraus wirkenden organischen Kräfte T. genannt. Als animalische T. bezeichnet man die Richtungen des tierischen Begehrens (und Widerstrebens), die angeboren sind, sich unwillkürlich äußern und auf bestimmte Lebensäußerungen hintreiben, z. B. Nachahmungstrieb, Geschlechtstrieb. (S. Instinkt.) Psychologisch betrachtet ist der T. ein zusammengesetzter Vorgang, an dem sich hauptsächlich Wille und Gefühl beteiligen. Die Triebhandlungen bezeichnet man daher auch zum Unterschied von den durch Wahl bestimmten Willkürhandlungen als einfache oder eindeutig bestimmte Willenshandlungen. Durch fortdauernde Übung werden in der Entwicklung der Gattung wie des Einzelnen viele ursprünglich willkürliche Handlungen zu Triebhandlungen. Gemäß der Unterscheidung höherer und niederer Funktionen redet man auch von höhern und niedern T. Unter den niedern versteht man hierbei die sinnlichen, auf körperliche Lust gerichteten oder zur Abwehr körperlicher Unlust dienenden T.; die höhern T. umfassen die ästhetischen, moralischen, logischen Bedürfnisse, sofern diese sich ohne Überlegung oder Wahl in triebartiger Ursprünglichkeit geltend machen. – Über T. in der Botanik s. Ast.

Triebel, Stadt im Kreis Sorau des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, Sitz eines Amtsgerichts (Land- ^[folgende Seite]