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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Triebfedern – Trient

gericht Guben), hat (1895) 1788 E., darunter 52 Katholiken, Post, Telegraph; Glasindustrie, Weberei, Schuhmacherei und Braunkohlengruben.

Triebfedern, s. Feder.

Triebling, s. Bienenzucht (Bd. 17).

Triebmittel, s. Explosivstoffe.

Triebrad, bei Fahrzeugen soviel wie Treibrad (s. d.). Bei Maschinen und Uhrwerken auch soviel wie Getriebe (s. d.).

Triebstahl, dünne, runde, gerippte Stahlstäbe, deren Querschnitt die Gestalt eines Rädchens hat, von den Uhrmachern zur Verfertigung der Triebräder gebraucht.

Triebstock, Triebstockverzahnung, s. Zahnräder.

Triebwerk, Getriebe, die Teile einer Transmission (s. d.), die die Kraftübertragung besorgen.

Triefaugen (Lippitudo), Augen, deren Lidränder gerötet, mitunter auch wund, zum Teil nach außen gewendet und von überfließenden Thränen benetzt sind.

Triel, s. Wamme.

Triel, Vogel, s. Dickfuß.

Triënnāl (lat.), dreijährig.

Triënnĭum (lat.), Zeit von drei Jahren; T. academĭcum, die in Deutschland als Minimum des Universitätsbesuchs geltende Zeit von drei Jahren.

Triëns, ursprünglich eine altröm. Kupfermünze, die den dritten Teil eines As (s. d.) gleich vier Unzen betrug; später seit Kaiser Konstantin (311‒337) bezeichnet T. den dritten Teil des Goldsolidus (s. d.) gleich 1,52 g. Noch in der Merowingerzeit wurden T. oder Drittelsoliden in Gold geprägt und zu 12 Denaren gerechnet.

Triént, ital. Trento. 1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt T., in Tirol, hat 956,53 qkm und (1890) 83751 (41501 männl., 42250 weibl.) meist ital. E. in 96 Gemeinden mit 200 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Cembra, Civezzano, Lavis, Mezzolombardo, Pergine, T. und Vezzano (s. Karte: Tirol und Vorarlberg). – 2) Stadt mit eigenem Statut, Hauptstadt von Welschtirol und Festung, die größte und früher bevölkertste Stadt in Tirol, am linken Ufer der schiffbaren Etsch, an den Linien Kufstein-Ala (Brennerbahn) der Österr. Südbahn und T.-Tezze (78 km; Valsuganabahn), in einem fruchtbaren Thale, umgeben von hohen Kalkgebirgen, hat mit den Vororten (1890) 21486 ital. E., darunter 2339 Deutsche, in Garnison 1 Bataillon des 28. Infanterieregiments, 2 Bataillone Tiroler Kaiserjäger, 1 Batteriedivision Gebirgsartillerie und das 1. Festungsartilleriebataillon. Die Stadt ist Sitz einer Statthaltereiabteilung für Welschtirol, der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, Bezirksgerichts (82,30 qkm, 12536 ital. E.), einer Geniedirektion, der 16. Infanteriebrigade und eines Festungskommandos, eines Fürstbischofs mit Domkapitel und zeigt ausschließlich ital. Bauart. Unter den Plätzen zeichnet sich aus der Domplatz oder Piazza Grande mit dem Stadtturm (35 m) und Neptunbrunnen und der Danteplatz mit dem Standbild Dantes (von Zocchi, 1896). Unter den 13 Kirchen ragt hervor der Dom in byzant. Stil mit drei Schiffen, ganz aus Marmor, 1048 gegründet, in seiner jetzigen Gestalt 1212 begonnen, Anfang des 15. Jahrh. vollendet und neuerdings restauriert, mit Hochaltar aus afrik. Marmor, einer Nachahmung des Hochaltars in der Peterskirche zu Rom, errichtet infolge eines Gelübdes der Gemeinde bei der Belagerung 1703 durch den franz. Marschall Vendôme; ferner mit der Kapelle des Crucifixes und der Grabstätte des Kardinals Bernh. von Clesio. In der Sakristei der silberne Sarg des heil. Vigilius und die sieben berühmten Hautelissen, ehemals im Kastell Buon Consiglio befindlich. Die Kirche Sta. Maria Maggiore aus braunrotem Marmor in ital. Stil des 15. Jahrh., mit Glockenturm und großer Orgel, ist dadurch merkwürdig, weil hier in der dritten Konzilsperiode vom 18. Jan. 1562 bis 4. Dez. 1563 die Kongregationssitzungen des Tridentinischen Konzils (s. d.) abgehalten worden sind. Im Chor links vom Hochaltar ein großes Ölgemälde, eine Konzilssitzung darstellend, mit den Porträten der Mitglieder des Konzils (7 Kardinäle, 3 Patriarchen, 33 Erzbischöfe und 235 Bischöfe); ähnliche Bilder auch in der Sakristei des Doms und im Saale des Municipiums. In der Kirche die große Cantoria aus carrarischem Marmor, sowie ein großes Altarbild von Buonvicino, genannt il Moretto, die vier großen Kirchenlehrer darstellend. Ferner die Kirche San Pietro mit neuer got. Façade (1850); die Kirche der Jesuiten, jetzt Seminarkirche; die Kirche della Annunziata, deren Kuppel von vier ungeheuern Säulen von rosenrotem Marmor aus einem Stück getragen wird, und die Kirche des ehemaligen Augustinerklosters San Marco, worin deutscher Gottesdienst gehalten wird, das Theater, Rathaus und das Kastell (Castello buon Consiglio) nächst dem Thore Acquila am Exerzierplatz (Piazza d’armi), einst Sitz der Fürstbischöfe, jetzt Kaserne, mit Überresten wertvoller Fresken. Bei dem Kastell der sog. Augustusturm, welcher römischen, sowie in der Nähe der grüne Turm, welcher etrusk. Ursprungs sein soll; die Paläste Zambelli (von dem Augsburger Georg Fugger 1581 erbaut) und Tabarelli (jetzt Salvadori) von Bramante d’Urbino, die von kannelierten weißen Marmorsäulen gebildeten Arkaden im Gottesacker, sowie der vom Bischof Vanga 1208‒19 am alten Etschflußbette erbaute Vangaturm. Herrliche Freskogemälde zeigt die Façade des Hauses des Grafen Kloz (jetzt Ferrari) zu San Marco, sowie das Kastell. Im Hause des Baron Val. Salvadori in Via Lunga Bildnisse von der Hand Tizians, Morones und van Dycks, in der Bürgerbibliothek die Münz- und Antikensammlung Giovanellis und die Büchersammlung Mazettis, beide vorzugsweise auf Welschtirol bezüglich.

^[Abb.]

Unterrichtsanstalten. Ein fürstbischöfl. Seminar mit vollständigem theol. Studium, ital. Staats-Obergymnasium mit deutschen Parallelklassen, bischöfl. Privatgymnasium, Lehrerinnenbildungsanstalt, Handelsschule, Fachschule für Stein- und Holzbearbeitung, sämtlich mit ital. Umgangssprache, ein Taubstummeninstitut, fünf Klöster und verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten. Die Industrie erstreckt sich auf Seidenfabrikation, Salamifabriken (Veroneser Salami), ferner Spielkarten- und Geschirrfabriken, Gerbereien und Färbereien, Tuchfabrik, Weinfabrikation, große Branntwein- und Konfitürenfabriken, die viel Absatz nach Oberitalien und Bayern haben, Möbeltischlereien, Marmor- und Gipsbrüche, sehr bedeutenden Weinbau und Transithandel.

Die Festung T. hat keine Stadtumwallung, nur der dominierende isolierte Fels Doß Trento am rechten Etschufer ist befestigt und das Castello zur Verteidigung eingerichtet. Die Befestigungen der Südfront sind bis Matarello vorgeschoben (8 km), wo