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Tummler – Tungusen
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tumbe'
Heiligengräbern viel verwendet wurde. (S. auch Sarkophag).
Tümmlertauben oder Tümmler, Jage-,
Fliege- oder Flugtauben, Werfer,
Klatschtauben, Purzler, Haustauben, die ausgezeichnete Flieger beim Fluge,
gewöhnlich Rundflug, hoch in der Luft weit kreisend, seltsame Flugkünste durch Überwerfen, Purzeln (Tümmeln), rücklings zwei- bis dreimal hinab sich
überschlagend, üben, während der ganze Schwarm im malerischen Kreisen die einzelnen Flugkünstler immer wieder aufnimmt. Der kurzschnäbelige
Almond- oder Mandeltümmler ist der Urtypus aller T. und in ursprünglichster
Reinheit und am veredeltsten nur in England zu finden. Die Färbung des Gefieders gleicht der der Mandelschale, gezeichnet mit glänzend schwarzen,
gleichmäßig über das Gefieder verteilten Spritzflecken und außerdem an der Innenfahne der Schwingen und auf den Endteilen der Schwanzfedern mit weißen
Flecken. Seine Vermehrung ist eine geringe, die Jungen sind meistens sehr schwächlich. Zu den indischen T. gehören die
Lahoretaube Siradschi (Serajee), der
indische Purzler (Guli,
weißer indischer Purzler, Lowtan oder
Erdpurzler) und der Mucker- (engl. Mookee)
oder Zitterhalstümmler. – Vgl. Dietz und Prütz, Die Tümmler- oder Purzlertauben (Stett. 1883).
Tumuc Humac, 200–1000 m hoher Gebirgszug aus Graniten und archäischen Schiefern in Guayana (s. Karte:
Brasilien), scheidet Französisch-Guayana von Brasilien, ist stark
bewaldet und wurde von Crevaux und von Condreau überschritten.
Tumŭlus (lat.), Grabhügel.
Tun (spr. tönn), engl. Flüssigkeitsmaß, s. Gallon.
Tunbridge (spr. tönnbriddsch), Tonbridge, Stadt in der engl.
Grafschaft Kent, links am schiffbaren Medway, wichtiger Knotenpunkt der South-Easternbahn, hat (1891) 10123 E., Markthalle, Lateinschule (1553), höhere
Mädchenschule, ein altes Schloß; Fabrikation von Pulver und Holzwaren, Handel mit Holz und Steinkohlen.
Nur 6,5 km südlicher liegt der stark besuchte Badeort Tunbridge-Wells, ein teils zu Kent, teils zu Sussex gehöriges
Municipalborough mit eisenhaltigen Mineralquellen. Es hat (1891) 27895 E., große Hotels und alle Einrichtungen eines vornehmen Badeortes.
Hauptindustriezweig ist die Herstellung von Spiel- und Nippsachen aus Holz.
Tundra (finn. Tuntur, d. h. moosbedeckte Sümpfe, Sumpfsteppen), Name der ungeheuren
Ebenen, die im nördl. Sibirien und westwärts vom Ural bis gegen das Weiße Meer und die Dwina hin auch im nördl. Europa das Eismeer begrenzen,
ebensowohl aber auch in Nordamerika auftreten (s. Karte: Pflanzengeographie I). Auf diese Weise
werden die nördl. Weltteile nördlich der Baumgrenze von einem Tundragürtel eingefaßt. Die T. bestehen teils aus trocknern, teils aus im Sommer nassen
Flechten- und Moosbeständen mit eingestreutem Ried und Wollgräsern und wenig Blumen. Für die schweifenden Nomaden werden die ↔ T.
durch Renntier und Haushund bewohnbar; Jägerhorden werden durch teilweise individuenreichen Wildbestand angelockt. An Arten ist die Tierwelt der T.
natürlich arm. Es findet sich in der Nähe der Küste der Eisbär, weiter landeinwärts noch der Eisfuchs; Wolf, Renntier, Schneehühner, der Kolkrabe, Lemminge
und Eishase geht bis zum 75.° nördl. Br., 1 Spitz- und 2 Wühlmäuse bis zum 71.°, der Frosch bis zum 68.°, die Kreuzotter bis zum 67.°, vielleicht ebensoweit
die gelbbäuchige Eidechse (Lacerta vivipara Jacquin). Die Insektenwelt ist
äußerst arm, ärmer als in Grönland, nur Mücken sind äußerst zahlreich und eine große Last. Bis zum 70.° geht ein Schwimmkäfer
(Dyticus marginalis L.), der Kiefenfuß
(Apus productus L.), der Blattfuß
(Branchipus stagnalis L.), der Flohkrebs
(Gammarus pulex L.) und die Bernsteinschnecke. Die süßen Gewässer sind
durchaus nicht arm an Fischen und belebt durch Schwäne, Gänse und Taucher. Im kurzen Sommer verwandelt sich die T. in unwegsamen Morast. (S.
Große Tundra.) – Vgl. Schrenck, Reise nach dem Nordosten des europ. Rußlands durch die T. der Samojeden 1837 (Dorpat 1848); F.
von Wrangel, Reise längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeer in den J.1820–24 (Berl. 1839); Gilder,
Icepack and T. (deutsch: In Eis und Schnee, Lpz.1884).
Tundža (Tundscha), Fluß in Ostrumelien, entspringt am Südabhang des
Balkan bei Kalofer, fließt im Längsthal von Kazanlik nach Osten, bricht dann nach Süden zum Thal der Maritza durch, in welche sie von links her bei Adrianopel
mündet. Sie heißt im Altertum Tonzus, im Mittelalter Tuntza, ist 283 km lang und hat ein Gebiet von 8429 qkm.
Tungren, ein anscheinend german. Volk in Belgien (s. Karte:
Germanien u.s.w.), das bis zur fränk. Zeit
wiederholt erwähnt wird. Seit Cäsar wohnte es in dem früher Eburonischen Gebiet, in dem Höhenlande zwischen Schelde und Maas, südlich von den
Menapiern und östlich von den Nerviern. Ihre bedeutendste Stadt war Aduatuca-Tungrorum, das heutige Tongern.
Tung-ting-hu, Tung-ting, See in der chines. Provinz Hu-nan, 5500 qkm groß zur Zeit der
Jangtse-kiang-Überschwemmungen, besteht sonst nur aus den Wasserläufen der Flüsse Siang-kiang, Jüan-kiang und Li-tschui.
Tunguragŭa, Vulkan der Cordillere von Quito in der südamerik. Republik Ecuador, 5087 m hoch, wurde 1873
von Stübel erstiegen. Die Provinz T., nördlich von Leon, südlich von Chimborazo, westlich von Los Rios begrenzt, umfaßt das Gebiet der Quellarme des zum
Marañon gehenden Pastaza und besteht aus vulkanischen Gebirgen mit dazwischen liegendem, tertiärem Hochthal (s. Nebenkarte zur Karte
Columbien u.s.w.). Außer dem T.
liegen in der Provinz T. auch noch die Vulkane Chimborazo und Carihuairazo. Die Einwohnerzahl beträgt 103000. Hauptstadt ist Ambato (10000 E.). – T. ist
auch ein Name des obern Amazonenstroms.
Tungusen, Volksstamm in Sibirien, östlich vom Jenissei bis zur Meeresküste wohnend (s. die Karten:
Sibirien I. Übersichtskarte und
Sibirien III. Amurgebiet), etwa 60000 Seelen. Als Ursitz der T. gilt
die Mandschurei und das Amurland, von wo aus sie im 13. Jahrh. nach Norden und Westen vorzurücken begannen. Die T. sind