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Tullear - Tumbe
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tulle'
und früher von Niederlimousin, malerisch im tiefen Thal der Corrèze, oberhalb der Mündung der Solane gelegen, an der Linie Brive-Clermont-Ferrand der
Orléansbahn, eine durch alte Häuser merkwürdige Stadt, ist Sitz des Präfekten, des Kommandos der 48. Infanteriebrigade, eines Bischofs, Gerichtshofs erster
Instanz, Handelsgerichts, einer Ackerbaukammer und einer Filiale der Bank von Frankreich und hat (1896) 12262, als Gemeinde 17374 E., in Garnison das 80.
Infanterieregiment, ein Großes Seminar, Collège, Departementalschule, Kunst- und Gewerbeschule, Lehrer- und Lehrerinnenseminar, Hebammenschule und
Erziehungsinstitute, ferner Hospital, Bibliothek, Gefängnis und eine nationale Waffenfabrik in der westl. Vorstadt Souilhac sowie Herstellung von Parfümerien
und Sattlerarbeiten, Brauerei, Lohgerberei, Baumzucht und Handel mit Getreide, Öl, Eisen, Vieh, Papier, Wachs, Leder, Branntwein, Wein und Liqueur. Die
schöne Kathedrale ist aus dem 12. Jahrh. und hat einen hübschen Glockenturm (14. Jahrh.), sie wurde aber 1793 ihres schönen Chores und des Querschiffs
beraubt. 4½ km nördlich liegt die Gemeinde Naves (2419 E.), auf deren Flur sich Ruinen (Arènes de Tintignac) einer röm. Stadt, namentlich eines Theaters
befinden.
Tullĭa, die Tochter Ciceros (s. d.).
Tullĭer, Name eines röm. patricischen Geschlechts, das aber früh erloschen ist. Die plebejische Familie der
Ciceronen, die denselben Geschlechtsnamen hatte und durch den großen Redner, durch den sie in die Nobilität trat, berühmt geworden ist, stammte aus
Arpinum (jetzt Arpino bei Sora), einer altvolskischen Stadt in Latium.
Tullins (spr. tülläng), Stadt im Arrondissement St. Marcellin des franz. Depart. Isèrè in der Dauphiné,
rechts der Fure, an der Eisenbahn Valence-Grenoble, hat (1896) 3455, als Gemeinde 4740 E., Mineralquellen (15°C.) mit Badeetablissement, Kupfergießerei,
Hüttenwerke, Papiermühlen, Hanfspinnerei, Schneide- und Mahlmühlen und Handel mit Holz, Getreide, Hanf, Eisen und Wein.
Tulln. 1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, hat
744,01 qkm und (1890) 59524 (29995 männl., 29529 weibl.) E. in 79 Gemeinden mit 167 Ortschaften und umfaßt die
Gerichtsbezirke Atzenbrugg, Kirchberg am Wagram, Klosterneuburg und T. –
2) T., auch Tuln, von den Römern Comagenae genannt und als Standort einer
Donauflottille benutzt, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft Währing in Niederösterreich in der als
Tullner Feld (Tullner Boden) bekannten fruchtbaren Ebene, am rechten Ufer der Donau, an den Linien St. Pölten-T.
(47 km) und Wien-Gmünd der Österr. Staatsbahnen, und eines Bezirksgerichts (226,62 qkm, 17031 E.), ist Dampferstation und
hat (1890) 2782 E., schöne Pfarrkirche mit Dreikönigskapelle (10. Jahrh.), Minoritenkirche, große Kaserne, bedeutenden Krautbau. – T. ist eine der ältesten
Städte des Landes; es war zur Zeit der Karolingischen Ostmark Sitz des Markgrafen. Hier empfing nach dem Nibelungenliede Etzel Kriemhilden, und auf dem
Tullner Felde versammelte sich 1683 das deutsch-poln. Entsatzheer Wiens und zog von hier auf den Kahlenberg. – Vgl. Kerschbaumer, Geschichte der Stadt T.
(Wien 1874). ↔
Tullus Hostilĭus, der dritte röm. König, der 32 Jahre (672‒640 v.Chr.) regiert haben soll, des friedlichen
Numa kriegerischer Nachfolger. Unter den vielen Kämpfen, die er nach der Sage bestand, war besonders denkwürdig die Unterwerfung des benachbarten
Albalonga durch den Zweikampf der Horatier und Curiatier. Bald nachher, als der König gegen die Fidenaten und Vejenter stritt, versuchten die Albaner
verräterischen Abfall. Nach dem Siege traf sie die Strafe. T. H. zerstörte die Stadt und siedelte die Einwohner auf dem Mons Cälius in Rom an. Die edeln
Geschlechter unter ihnen, zu denen die Julier, Servilier, Quinctier und andere gehörten, wurden unter die Patricier aufgenommen. Für den Senat baute T. H.
angeblich die nach ihm benannte Hostilische Kurie, die 80 v.Chr. von Sulla und nochmals 52 v.Chr. von seinem Sohne
Faustus erneut, bis 44 v.Chr. bestand. Danach wurde an ihrer Stelle von Cäsar ein Tempel der Felicitas und daneben die neue erst von August vollendete
Curia Julia erbaut.
Tulomá, Fluß im äußersten Nordwesten Rußlands, enthält Perlenmuscheln. (S. Notosero.)
Tulpe, Pflanzengattung, s. Tulipa.
Tulpenbaum, Liriodendron tulpifera L., ein
schöner, im Osten Nordamerikas von Canada bis Florida heimischer Baum aus der Familie der Magnoliaceen (s. d.), dessen bis 30 m
hoher und 1 m dicker Stamm, mit einer graubraunen, rissigen Rinde bedeckt, viele knorrige und brüchige Äste trägt. Die erst an ältern Bäumen einzeln an den
Enden der Ästchen erscheinenden großen, tulpenähnlichen Blüten haben drei abstehende Kelchblätter und sechs glockig zusammenneigende, gelbe, am
Grunde rot gefärbte Blumenblätter. Die in einem Zapfen vereinten Flügelfrüchte haben am Grunde ein bis zwei Samen. Der T. ist eine der schönsten Zierden
unserer Parkanlagen. Er erträgt den Winter auch in Norddeutschland, mit Ausnahme der jungen Pflanzen, die des Winterschutzes bedürfen, verlangt einen
feuchten, kräftigen, nicht schweren Boden und wird durch Samen und Ableger vermehrt, verpflanzt sich jedoch schwerer als andere Laubhölzer.
Tultscha, Stadt in der Dobrudscha, s. Tulcea.
Tulu, Tuluva, Name einer dravid. Sprache (s.
Drâvida und Dekanische Sprachen) eines etwa ⅓ Mill. Seelen starken Volks zwischen den
Flüssen Tschandragiri und Kaljanapuri im Karnatak. Grammatik von Brigel (Mangalur 1872); Wörterbuch von Männer (Tulu-englisch, ebd. 1889). (S. auch
Indische Ethnographie, Bd. 17).
Tum, anderer Name des ägypt. Gottes Atum (s. d.).
Tumāco, Stadt in der südamerik. Republik Columbia, Departamento Cauca, der südlichste Handelshafen der
Republik, der hier die Bucht von T. bildet, in die der Rio Mira mündet. T. hat Dampfschiffverbindung mit Guayaquil und Panama. Die gleichnamige kleine Insel
liegt vor der Mündung der Mira.
Tuman, pers. Münze, s. Toman.
Tumbe (lat. tumba), ein kistenförmiges Grab, eine Grabform, die im Mittelalter namentlich
bei
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1050.