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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Uria – Urinatores

Gneis und Kalkstein vor. Die Gebirge sind reich an Bergkrystall, Fluß- und Feldspat, Strahlstein, Asbest, Granat, Turmalin, Eisenrosen u. s. w. Die Industrie (Dynamitfabrikation, Parketterie) ernährt nur 14, der Handel 7 Proz. der Bevölkerung; wichtig ist der Fremdenverkehr des St. Gotthard und der Kurorte Seelisberg oberhalb des Grütli, Maderanerthal, Unterschächen, Wassen, Göschenen, Andermatt u. s. w. Hauptverkehrslinien sind die St. Gotthardbahn, die Dampferlinie des Vierwaldstätter Sees, die Oberalp-, die Furla- und die Klausenstraße.

Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung ist rein demokratisch; die Landesgemeinde entscheidet über Gesetze u. dgl. und wählt den Landammann. Der Landrat, je ein Mitglied auf 400 E. in den Gemeinden gewählt, ist vorberatende, der Regierungsrat von 7 Mitgliedern vollziehende Behörde. Strafrechtliche Fälle werden von dem Kriminalgericht erledigt, höchste Instanz ist das Obergericht. Hauptort ist Altdorf (s. d.). In kirchlicher Hinsicht gehört der Kanton, der noch drei Klöster zählt, zum Bistum Chur. Außer den Primärschulen besteht eine Kantonsschule zu Altdorf. In militär. Beziehung gehört der Kanton zur Gottharddivision. Das Wappen ist ein schwarzer Stierkopf (Ur) im goldenen Felde.

Geschichte. Im 7. und 8. Jahrh. von Alamannen besetzt, kam das Land seit Stiftung der Fraumünsterabtei Zürich durch Ludwig den Deutschen 853 an dieses Stift und genoß Immunität. Mit Zürich zusammen wurde es Reichsvogtei, später (1098) unter der Gewalt der Zähringer. Nach deren Aussterben erlangte es 1231 von König Heinrich (Ⅶ.) Reichsunmittelbarkeit und nahm sowohl 1291 wie 1315 an der Gründung der Eidgenossenschaft hervorragenden Anteil. Der Einführung der Reformation widersetzte es sich entschieden und teilte von da an die Schicksale der Eidgenossenschaft (s. Schweiz) bis zu deren Umsturz durch die franz. Invasion 1798. Durch die helvet. Einheitsverfassung ward es dem neuen Kanton Waldstätten zugewiesen. 1799 war es der Schauplatz heißer Kämpfe zwischen Franzosen, Russen und Österreichern. Die Mediationsakte von 1803 setzte U. wieder in die Rechte eines selbständigen Kantons ein. Seither bildet U. mit der übrigen Urschweiz den Kern der konservativ-ultramontanen Partei der deutschen Schweiz und nahm 1832 am Sarner Bunde, 1845 am Sonderbunde teil. Die Bundesverfassung von 1848 nahm es nur mit Widerstreben an und verwarf deren Revision sowohl 1872 wie 1874 mit bedeutender Majorität; jedoch brachte der Bau der Gotthardbahn 1872‒82, der viele Fremde ins Land führte, einen frischern Zug in die patriarchalischen Zustände, der 1879, 1881 und 1886 zu partiellen Verfassungsrevisionen führte. 1888 fand eine Verfassungsänderung statt, wodurch die alte Sonderstellung des Bezirks Urseren in Hinsicht auf Verwaltung aufgehoben wurde. – Vgl. F. V. Schmid, Allgemeine Geschichte des Freistaates U. (2 Tle., Zug 1788‒90); Lusser, Der Kanton U. (St. Gallen 1834); ders., Geschichte des Kantons U. (Schwyz 1862).

Urĭa, s. Lumme; U. grille, s. Teiste.

Uria (Oriya), die in Orissa (s. d.) gesprochene, mit dem Bengalischen nahe verwandte moderne ind. Sprache. Die Litteratur Orissas trieb im 16. Jahrh. ihre Hauptblüten. Von Dichtern sind besonders zu erwähnen: Dina Krischna Daß, welcher die Jugendabenteuer Krischnas beschrieb und wissenschaftliche Abhandlungen verfaßte. Seine Landsleute nannten ihn «Sohn des Gottes Dschagannath». Upendra Bhandsch Radscha von Gumßar, welcher derselben Zeit angehört, hinterließ 42 Sammlungen von Gedichten und Abhandlungen. Sutton verfaßte eine Grammatik (Kalkutta 1831) und ein Wörterbuch (3 Bde., Katak 1841‒43), Maltby ein Praktisches Handbuch (Kalkutta 1874).

Urīa, ein Hethiter und Heerführer König Davids, dessen Weib Bathseba (s. d.) von David verführt war. U. wurde infolge eines schriftlichen Befehls Davids, den er selbst an den Oberfeldherrn Joab überbringen mußte, im Kampfe an die gefährlichste Stelle gestellt und fiel. Daher heißt jetzt noch ein Brief, der für den Überbringer selbst nachteilig ist, Uriasbrief. – Ein anderer U., ein Freund des Propheten Jesaias (Jes. 8, 2), war unter König Abas Priester am Tempel zu Jerusalem und wurde von diesem mit der Herstellung eines neuen Altars beauftragt (2 Kön. 16, 10‒17). – Der Prophet U. aus Kirjath-Jearim, ein Zeitgenosse des Jeremias, weissagte wie letzterer unter Jojakim in Widerspruch mit der herrschenden prophetischen Partei den von Jahwe beschlossenen Untergang der Stadt und des Judäischen Staates. Deshalb verfolgt, floh er nach Ägypten, wurde aber ausgeliefert und getötet (Jerem. 26, 20‒23).

Uriage (spr. ürĭahsch’), Kurort im Arrondissement Grenoble des franz. Depart. Isère, 414 m ü. d. M., 10 km südöstlich von Grenoble, mit diesem durch Trambahn (nach Bang d’Oisans) verbunden, gehört zur Gemeinde St. Martin d’Uriage (1917 E.), liegt in einem von waldigen Höhen umgebenen Thale, am Hügel des alten Schlosses (507 m) aus dem 13.‒16. Jahrh., das ein kleines Museum enthält, hat reiche schwefel- und sodahaltige Quellen (27° C.), die bei Hautkrankheiten dienen, ein großes Badeetablissement, viele Hotels und Villen.

Uriasbrief, s. Uria (Heerführer Davids).

Uribante, Fluß in Südamerika, s. Apure.

Uridrōsis (grch. «Harnschwitzen»), die bei Urämischen vorkommende massenhafte Abscheidung von Harnstoff durch die Haut, wobei die letztere wie mit einem weißen reifähnlichen Belag bedeckt erscheint. (S. Harnvergiftung.)

Urĭel (hebr., «Licht Gottes»), im Midrasch der Name eines der vier Erzengel (s. d.). Er steht zur Linken des göttlichen Thrones und heißt U., weil Gott durch ihn Israel Licht bringt.

Urim und Thummim, zwei Worte von dunkler Bedeutung, von Luther mit «Licht» und «Recht» übersetzt, bezeichneten das im Ephod (s. d.) befindliche Orakellos des israel. Priesters, das auf vorgelegte Fragen durch «Ja» oder «Nein» antwortete. Man nannte dies «Jahwe oder Gott fragen». Die Samuelisbücher berichten von vielfachen Anwendungen dieses Orakels. Der Priestercodex (s. Pentateuch) nahm dieses Orakel nur für den Hohenpriester (s. d.) in Aussicht. Doch scheint es, daß die hierauf bezüglichen Abschnitte (2 Mos. 28) niemals in die Praxis übergeführt worden sind.

Urīn (lat.), s. Harn; urinös, harnstoffhaltig.

Urinatōres, Taucher, nannte, nach Cuviers Vorgang, Sundevall die zu einer Ordnung vereinigten Familien der Seetaucher (s. d., Colymbidae), Steißfüße (s. d., Podicipidae), Alke (s. d., Alcidae) und Pinguine (s. d., Spheniscidae). Doch dürfte ein nur äußerlich ähnlicher, durch gleiche Lebensweise bedingter Habitus zu dieser Vereinigung Veranlassung