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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Valentiniānus; Valentinīt; Valentinstag; Valentīnus

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Valentinianus – Valentinus (Gnostiker)

ven» (ebd. 1864), «Versuch einer physiol. Pathologie des Blutes und der übrigen Körpersäfte» (Tl. 1 u. Tl. 2 erste Abteil., ebd. 1866‒67). Auch gab er 1836‒43 das «Repertorium für Anatomie und Physiologie» heraus.

Valentiniānus, Name von drei röm. Kaisern. V. Ⅰ., Flavius, geb. 321 n. Chr. zu Cibalä in Pannonien, wurde 26. Febr. 364 zu Nicäa vom Heere zum Nachfolger des Kaisers Jovianus erhoben, übernahm jedoch für sich nur die Regierung der westl. Reichshälfte, während er den Osten seinem Bruder Valens (s. d.) übergab. V. war ein in der innern wie in der äußern Politik tüchtiger Kaiser, in Religionssachen innerlich gleichgültig, äußerlich den Athanasianern zugeneigt. Er sorgte für die Pflege der zerrütteten städtischen Verwaltungen und führte ein straffes und im ganzen gerechtes Regiment, wenn ihn auch oft sein reizbares Temperament zu Grausamkeiten verleitete. In Britannien wurde unter ihm durch den Grafen Theodosius, den Vater des nachmaligen Kaisers, die röm. Herrschaft wieder bis zum Wall des Antoninus hergestellt (367‒370). Gallien säuberte V. selbst seit 366 von den Alamannen. Er verfolgte sie über den Rhein, schlug sie 368 bei Solicinium (Sulz im Neckarthale), sicherte darauf die Rheingrenze durch neue Befestigungswerke und schloß 374 einen günstigen Frieden. In Afrika schlug Theodosius seit 373 den Aufstand des Maurenfürsten Firmus nieder. An der Donau kämpfte V. ebenfalls mit Glück gegen die Quaden, starb aber 17. Nov. 375 zu Bregetio (bei Komorn) an einem Blutsturz.

Sein Nachfolger war sein Sohn erster Ehe Gratianus, der auf Verlangen des Heers seinen vierjährigen Halbbruder V. Ⅱ., Sohn der Justina, als Mitkaiser für Italien und Illyrien anerkannte. V. blieb in Italien. Nach Gratians Untergange (383) nahm sich Kaiser Theodosius seiner an und gewann ihm, als ihn 387 der Usurpator Maximus aus Italien vertrieben hatte, 388 die Herrschaft über das Abendland wieder. Jedoch 15. Mai 392 wurde V. von seinem eigenen Feldherrn Arbogast ermordet, da er sich dessen Anmaßungen nicht fügen wollte.

V. Ⅲ., Flavius Placidus, Sohn des Constantius, Mitkaisers des Honorius (s. d.) und der Placidia, geb. 419, wurde 425 von seinem Oheim Theodosius Ⅱ. als Kaiser des Westens eingesetzt. An seiner Statt führten seine Mutter Placidia (bis 450) und Aetius (s. d.) die Regierung. 20 Jahre lang wurde das Reich gegen die Barbaren im Norden und Osten behauptet, nur Afrika ging seit 429 an die Vandalen verloren. Die glänzenden Verdienste, die Aetius, der Besieger Attilas (451), sich um den durchaus unfähigen V. erwarb, belohnte dieser mit seiner Ermordung (454). Aber schon 16. März 455 bereitete der ehrgeizige Petronius Maximus dem V. dasselbe Schicksal.

Valentinīt, Mineral, s. Antimonblüte.

Valentinstag, der 14. Febr., früher namentlich in England und Schottland durch einen alten Brauch ausgezeichnet. Am Abend vor St. Valentin wurden von jungen Leuten des einen Geschlechts eine ihrer Anzahl entsprechende Menge von Losen, die mit ebensoviel Namen von Personen des andern Geschlechts bezeichnet waren, in ein Gefäß gethan. Darauf zog einer nach dem andern ein Los heraus, und jeder erhielt diejenige Person, deren Namen er gezogen hatte, zu seinem Valentin oder seiner Valentine. Die durch den Zufall des Loses herbeigeführte Gesellung der Namen hatte die Folge, daß für ein Jahr der Valentin in ein Verhältnis mit seiner Valentine trat und ihr zu Diensten verbunden blieb, ungefähr so, wie die mittelalterlichen Romane das Verhältnis des Ritters zu seiner Dame faßten. Noch jetzt bietet der V. zu allerhand Scherzen, durch Zusendung anonymer Liebeserklärungen, kleiner Geschenke, Gedichte u. s. w., sog. Valentines, Veranlassung. In Deutschland gilt der V. in vielen Gegenden als Unglückstag. (S. Valentinus, Heilige.)

Valentīnus, Papst 827, aus Rom gebürtig, regierte kaum einen Monat.

Valentīnus, ein Gnostiker (s. Gnosis), stammte aus Ägypten, trat in Alexandria oder Cypern zuerst mit seiner Lehre hervor, ging um 140 nach Rom und starb um 160. Unter allen gnostischen Systemen ist das von ihm aufgestellte das tiefsinnigste. Es sucht unter Einwirkung platonischer Gedanken eine auf die Erlösung in Christo ausmündende mythische Entwicklungsgeschichte alles Geisteslebens zu entwerfen. An der Spitze der geistigen Welt steht der im ewigen Schweigen verborgene Urgrund mit seiner Genossin, der heiligen Stille des ewigen Gedankens; aus diesem unaussprechlichen Sein gehen paarweise Geisterreihen hervor, zuerst der Vater und die Wahrheit, die mit dem Urgrund und der Stille die oberste Vierzahl bilden, danach das Wort und das Leben, der Urmensch und die Kirche, als zweite Vierzahl. Auf diese oberste «Acht» folgt eine Zehnzahl und eine Zwölfzahl untergeordneter Geister, zusammen 30 Äonen oder ewige Geister, die Fülle der idealen Welt oder das Pleroma. Der 30. Geist oder die «Mutter», auch Achamoth oder die Weisheit genannt, das Urbild der nach Erkenntnis des Unendlichen begierigen, ihre Schranken verkennenden endlichen Vernunft, trennt sich von ihrem männlichen Genossen, um die unmittelbare Gemeinschaft des Urgrundes zu suchen, und wird zur Strafe ausgeschieden vom Geisterreich, worauf sie am Orte der Mitte in ihrer Sehnsucht den Christus gebiert, aber zugleich mit ihm dessen geistlosen Schatten. Christus eilt als männlicher Geist in die obere Welt zurück; dagegen geht aus dem Schatten ein Rechtes und ein Linkes, der psychische, d. h. geistlose, aber nicht böse Bildner der irdischen Welt (der Demiurg) und sein finsteres Widerspiel, der böse Weltherrscher oder der Teufel, hervor. Beiden entspringt ein doppeltes Menschengeschlecht, das eine psychisch, das andere materiell, unter denen die aus der Mutter geborenen, rein geistigen (pneumatischen) Menschenseelen ein bedrängtes Dasein führen, bis aus der obern Welt der Erlöser Jesus, die gemeinsame Frucht aller 30 Äonen, und von ihnen allen mit ihren Gaben ausgestattet, in einem Scheinleibe auf die Erde herabgeschickt wird, die pneumat. Seelen zur Erkenntnis ihres Ursprungs und der obern Welt bringt und samt der Mutter ins Geisterreich zurückbringt. Der Demiurg rückt, nachdem er seine Schranken erkannt hat, mit den psychischen Wesen in den Ort der Mitte ein, der Teufel, die materiellen Menschen und die materielle Welt fallen der Vernichtung anheim. Die Gruppierung der Geister in Paare (grch. Syzygien), oder die Scheidung in ein Rechtes und ein Linkes, Männliches und Weibliches gehört ebenso wie die Gliederung nach heiligen Zahlen (Tetras, Ogdoas, Dekas, Dodekas) und wie ein Teil der mytholog. Figuren (die Achamoth, der Demiurg u. s. w.) schon der ältern ophitischen Gnosis an. (S. Ophiten.) – Vgl. Heinrici, Die Valentinianische Gnosis (Berl. 1871); Lipsius,