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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Venusfliegenfalle - Veränderliche Sterne

den. Infolge der sog. Tropfenbildung (s. d.) sind jedoch die Beobachtungen der Kontakte erheblichen Unsicherheiten unterworfen.

Die Merkurdurchgänge sind zur Parallaxenbestimmung nicht geeignet, da Merkur auch zur Zeit seiner Durchgänge zu weit von der Erde entfernt ist und daher die Wirkungen der Parallaxe auf die Erscheinungen des Durchganges von nur unerheblichem Betrage sind.

Zwischen 1518 und 2012 sind folgende V. zu verzeichnen:

2. Juni 1518

1. " 1526

7. Dez. 1631

4. " 1639

6. Juni 1761

3. " 1769

9. Dez. 1874

6. " 1882

8. Juni 2004

6. " 2012

In Anbetracht ihrer Seltenheit und ihrer Wichtigkeit für die Ermittelung der Sonnenentfernung, des Grundmaßes in der Astronomie, sind daher auch, namentlich 1874 und 1882, von allen Kulturvölkern umfangreiche Expeditionen zur Beobachtung der V. an den hierfür günstigsten Punkten ausgesandt worden. - Auf die Wichtigkeit der V. für die Bestimmung der Sonnenparallaxe hat zuerst 1677 Halley aufmerksam gemacht.

Venusfliegenfalle, Pflanzenart, s. Dionnea.

Venusgürtel, s. Rippenquallen und Tafel: Leuchtende Tiere, Fig. 7 (Bd. 17).

Venushaar, Farnkrautgattung, s. Adiantum.

Venusia, s. Venosa.

Venusmuscheln (Veneridae), eine aus 20 Gattungen und über 160 Arten bestehende Familie der Muscheln, mit regelmäßigen ovalen oder dreieckigen Schalen, die platt oder gerippt und häufig schön, besonders rosig gefärbt sind. (S. Tafel: Weichtiere III, Fig. 5.) Man findet V. in allen Meeren, aber unter den Tropen sind sie quantitativ und qualitativ am stärksten entwickelt. Gewisse Arten werden von den nordamerik. Indianern unter dem Namen Clam (s. d.) zur Verfertigung des Wampum (s. d.) benutzt.

Venusohr, alter Sammlername für die Arten einer mit ohrförmiger Schale versehenen Gattung (Sigaretus) der Kammkiemer (s, d.), die von den Tropen bis zum Mittelmeer vorkommen.

Venusschuh, Pflanzengattung, s. Cypripedium.

Ver., hinter der wissenschaftlichen Benennung von Tieren Abkürzung für Giovanno Battista Verany, der über die Mollusken, besonders über die Kopffüßer des Mittelmeers schrieb.

Vera, der 215. Planetoid.

Verabschiedung eines Gesetzes, s. Abschied.

Verächtlichkeit, s. Anrüchigkeit und Ehre.

Veracruz. 1) Östl. Staat von Mexiko, ein Küstenstrich am Mexikanischen Golf, grenzt im N. an Tamaulipas, von dem es der Rio Panuco trennt, im W. an San Luis Potosi, Hidalgo und Puebla, im S. an Oaxaca, im O. an Chiapas, Tabasco und das Meer, hat 70 932 qkm und (1895) 855 975 E. (S. Karte: Mexiko.) Hinter der heißen Sandsteppe der Küste mit Süßwasserlagunen und Salzhaffen beginnen die steilen Abdachungen der mexik. Hochfläche, auf welcher sich zwischen tief eingerissenen, hier und da zu Thälern sich erweiternden Schluchten mächtige Berggipfel bis an und über die Schneeregion erheben, wie der 5582 m hohe Pic von Orizaba (s. d.) und die Porphyrmasse des 4090 m hohen Cofre de Perote. Auf das Alluvium der Küste folgt ein Streifen tertiären, dann ein breiterer mesozoischen Landes und schließlich die Eruptivdecke des Hochlandes. Von den Küstenflüssen sind mehrere auf kurze Strecken für kleinere Seeschiffe schiffbar, aber das Einlaufen wird durch Barren erschwert. Ausgezeichnete Mineralquellen, kalte und warme, sind vorhanden. Das Klima zeigt infolge der Oberflächengestaltung die größten Gegensätze. Ebenso wechseln Flora und Fauna. Produkte der wärmern Zone sind besonders Kaffee, Tabak, Zucker und Baumwolle. Die Bevölkerung besteht aus den in Mexiko gewöhnlichen Elementen; doch sind in der Küstenebene die Neger und Negerblendlinge, Mulatten und Zambos häufig. Unter den Indianerstämmen walten die Azteken vor, im N. wohnen Totonaca, im S. Chontales. Haupterwerbszweige der Bewohner sind der Handel, die Viehzucht in den Llanos an der Küste und die Einsammlung von Vanille und Jalape. Die Hauptstadt ist Jalapa (s. d.). - 2) Haupthandelsplatz des Staates V., auf der Stelle, an welcher Ferd. Cortez 21. April 1519 landete, gegründet, hat eine der Gesundheit sehr ungünstige Lage, hart am Meere in dürrer, wasserloser Sandebene, ist von Mauern und Forts umgeben, regelmäßig gebaut, hat (1895) 88 993 E., darunter viele Europäer, 7 Kirchen, 4 Klöster, ein Augustinerkollegium, Hospitäler, ein Zollhaus, ein Amphitheater für Stier- und Hahnengefechte und ein Schauspielhaus. Der Hafen ist nur eine offene, unsichere Reede. V. ist durch Eisenbahnen mit der Hauptstadt Mexiko, Alvarado und Jalapa, durch Dampfer aber mit den Küstenplätzen, mit Neuorleans, Westindien, Neuyork und Europa, durch Kabel mit Habana und Galveston verbunden. Hauptsächliches Ausfuhrprodukt ist Silber, dann Gold, Kaffee, Zucker, Vanille, Häute, Felle, Tabak. Neuerdings geht der Verkehr zurück. Die Industrie erstreckt sich auf Cigarrenfabrikation und Gießerei.

Veranda (span.), eine auf leichten Pfeilern oder Säulen ruhende, mit vorspringendem Dach oder nur mit Lattenwerk bedeckte Halle, welche an Land- oder Wohnhäusern angebracht ist und mit Schlingpflanzen bezogen zu werden pflegt. (S. Pergola.)

Veränderliche Sterne, variable Sterne, diejenigen Fixsterne, deren Helligkeit sich im Laufe der Zeit ändert. Man unterscheidet hauptsächlich drei Klassen solcher Sterne: 1) die neuen oder temporären Sterne, die plötzlich an einer Stelle aufleuchten, wo kein Stern seither bekannt war, und die nach längerer oder kürzerer Zeit wieder verschwinden; 2) Sterne, deren Lichtwechsel in unregelmäßigen Zeiträumen und in ungleichem Grade erfolgt oder irregulär veränderliche; 3) Sterne, deren Lichtwechsel in regelmäßigen Perioden vor sich geht, oder periodisch veränderliche. Zwischen diesen drei Klassen finden alle möglichen Übergänge statt, wie auch innerhalb einer jeden derselben mannigfache Abstufungen vorkommen. Neue Sterne sind schon aus dem Altertum bekannt, sie wurden gesehen z. B. in den J. 134 v. Chr., 123, 173, 386, 393, 827, 1006 n. Chr. u. s. w. Besonders berühmt ist der Tychonische Stern (s. Kassiopeia). Aus neuerer Zeit sind namentlich zu erwähnen die neu erschienenen Sterne in der Krone (s. d.), im Schwan (s. d.) und in der Andromeda (s. d.). Ein Beispiel der Sterne, deren Lichtwechsel keine Periode erkennen läßt, bietet η Argus; derselbe ist manchmal jahrelang gleich einem Stern erster Größe, dann wieder kaum dem bloßen Auge sichtbar, ohne daß die Zeitdauer oder die Helligkeit Regelmäßigkeiten bemerken läßt. Die Sterne der dritten Klasse, die periodisch veränderlichen, bieten bezüglich der Art ihrer