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Verne – Vernet
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Vernaleken'
sich in den Ruhestand nach Graz zurück. V. veröffentlichte namentlich Sprach- und Lesebücher für die österr. Volksschulen,
«Deutsche Syntax» (2 Bde., Wien 1861–63), «Deutsche Schulgrammatik» (2. Aufl., ebd. 1872), «Litteraturbuch für
Lehrerbildungsanstalten und obere Realschulen» (3 Bde., ebd. 1850 fg.; zum Teil in 8. Aufl., 1873–74); ferner «Alpensagen» (ebd. 1858),
«Mythen und Bräuche des Volks in Österreich» (ebd. 1859), «Spiele und Reime der Kinder» (mit Branky, ebd. 1873), «Kinder- und
Hausmärchen» (ebd. 1864; 3. Aufl. 1896).
Verne (spr. wärn), Jules, franz. Schriftsteller, geb. 8. Febr. 1828 zu Nantes, begab
sich nach beendigten Schulstudien in seiner Vaterstadt nach Paris, wo er in Hetzels
«Magasin illustré d'éducation et de récréation» (1863) u. d. T.
«Cinq semaines en ballon» eine phantastische Entdeckungsreise veröffentlichte, welche den
lebhaftesten Beifall fand. Mit dieser Erzählung begann V. die lange Folge seiner «außerordentlichen Reisen» und schuf eine neue
Litteraturgattung, den naturwissenschaftlichen Roman, der schnell seinen Ruf begründete. Aus der großen Anzahl seiner Schriften sind
hervorzuheben: «La désert du glace, aventures du capitaine Hatteras» (1867),
«Les enfants du capitaine Grant», «L'île mystérieuse» (in 3
Abteilungen: «Les naufragés de l'air», «L'abandonnée» und
«Le secret de l'île»), «La découverte de la terre» (1878, mit
Landkarten und Kupfern, Geschichte und Forschung berühmter Reisenden, von Hanno und Herodot bis ans Ende des 17. Jahrh.),
«Le tour du monde en 80 jours» (1873), «Le docteur Ox»
(1874), «Le chancellor» (1875), «Michel Strogoff» (1876),
«Un capitaine de 15 ans» (1878), «Les Indes-noire» (1877),
«Les cinq cents millions de la Bégum» (1879),
«Les tribulations d'un Chinois en Chine» (1879),
«Aventures de trois Russes et de trois Anglais» (1872),
«La maison à vapeur» (1880), «Mathias Sandorf» (1885),
«Nord contre Sud» (1887), «Deux ans de vacances» (1888),
«Sans dessus dessous» (1889), «Claudius Bombarnac» (1892),
«L'île à hélice» (1895), «Clovis Dardenter» (1896),
«Face au drapeau» (1896), «Le Sphinx des glaces» (1897)
u.s.w. Seine «Œuvres complètes», illustriert, bilden 34 Bde., Oktavausg. 69 Bde.; eine deutsche
Ausgabe seiner «Schriften» («Collection Verne») erschien in Wien seit 1875; bis 1897 70 Bde. Drei von seinen Romanen verarbeitete V.
gemeinschaftlich mit A. d'Ennery zu großen, ebenso betitelten Feenschauspielen:
«Le tour du monde en 80 jours»,
«Les enfants du capitaine Grant» und «Michel Strogoff»
(deutsch in Reclams «Universalbibliothek»). – Vgl. Honegger, Jules V. Eine litterar. Studie (in «Unsere Zeit», Jahrg. 1875,1. .Hälfte);
Claretie, Jules V. (Par. 1883).
Vernehmlassung, im allgemeinen die Erklärung vor einer öffentlichen Amtsstelle, im besondern die
Einlassung (s. d.) einer Prozeßpartei auf das Vorbringen der andern, auch wohl die Erklärung des Angeklagten auf
die Anklage.
Vernet (spr. wärrneh), Antoine Charles Horace, genannt
Carle V., Sohn des folgenden, geb. 14. Aug. 1758 zu Bordeaux, gest. 17. Nov. 1835 zu Paris,
wurde Schüler des Pariser Akademikers Lépicié und gewann 1782 den Rompreis mit einem Geschichtsbilde. 1787 nach Paris
zurückgekehrt, wurde er 1789 in die Akademie aufgenommen. In dem ↔ großen Gemälde, das den Triumph des
Paulus Ämilius vorstellt (im Salon 1791), brach er, auf Grund seiner Studien in den Marställen und Reitschulen, mit der Überlieferung,
nur Pferde von starkem Schlage und von konventionellen Formen zu malen. Seine zahlreichen, für die franz. Sitten- und
Modengeschichte merkwürdigen Karikaturen (der Incroyables und Merveilleuses), seine Zeichnungen aus den ital. Feldzügen, endlich
sein kolossales Gemälde der Schlacht bei Marengo (1806) und das Gegenstück dazu, Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz (1808),
erwarben ihm großen Ruf und Beifall (letztere beiden Bilder befinden sich in der Historischen Galerie zu Versailles). Doch war das große
Schlachtenbild nicht sein Fach; viel besser sind die kleinen sittenbildlichen Skizzen, in denen er Napoleons Heere verewigte. Am besten
gelang ihm die Schilderung von Roß und Reiter in natürlicher und lebendiger Bewegung. Unter der Restauration malte er Jagden,
Pferderennen, kleine Schlachtenbilder, Pferdestücke u.s.w.
Vernet (spr. wärrneh), Claude Joseph, franz.
Landschafts- und Marinemaler, geb. 14. Aug. 1714 zu Avignon, gest. daselbst 3. Dez. 1789, ging 1731 zu dem ältern Viali, Vedutenmaler
in Aix, und von da nach Rom, wo die in Salvator Rosas Manier behandelten Landschaften, die er im Palast Rondanini und in der Galerie
Farnese ausführte, ihn zuerst bekannt machten. Bald waren seine Seestürme, seine Ansichten der ruhigen See oder des Binnenlandes
sehr gesucht. 1753 kehrte er nach Paris zurück, wo ihn die Akademie zu ihrem Mitgliede ernannte. Im Auftrage des Königs malte er
1754–65 Ansichten der größten franz. Seehäfen. Diese 15 Bilder nebst 29 andern sind im Louvre zu Paris. Seine Werke wurden vielfach
gestochen, überhaupt war V. der berühmteste und beliebteste Landschaftsmaler seiner Zeit. Seine Bilder beruhen auf tüchtigem
Naturstudium; vielfach muten sie uns etwas bunt an. Die vielen Figuren als Staffage verleihen seinen Landschaften und Seestücken
besonderes Interesse. Auch auf Beleuchtungswirkungen legte er ein großes Gewicht. – Vgl. Lagrange,
Joseph V. Et la peinture au XVIIIe siècle (Par. 1864).
Vernet (spr. wärrneh), Emile Jean Horace,
genannt Horace V., Schlachtenmaler, Sohn von Antoine Charles Horace V., geb. 30. Juni 1789 zu Paris, genoß den ersten Unterricht bei
seinem Vater und zeichnete 1811 für das Modejournal die Incroyables und Merveilleuses, eine Folge satir. Blätter, Genrestücke aus dem
Soldatenleben, später eine Reihe von Schlachtenbildern, die ihn schnell bekannt machten. Nach seiner Ernennung zum Mitglied des
Instituts (1826) näherte er sich der Romantischen Schule, in deren Richtung er eine Reihe von Werken von kräftigem Ausdruck in
Zeichnung und Farbe schuf. V. wurde 1828 Direktor der Französischen Akademie in Rom. Erst als V. 1834 mit Ablauf seiner amtlichen
Stellung nach Paris zurückkehrte, wandte er sich wieder der Schlachtenmalerei und dem Genre zu. Die Gegenstände gehörten nunmehr
sämtlich dem Orient an, wie Der arab. Märchenerzähler, Die Post in der Wüste, Das Gebet in der Wüste, Eber- und Löwenjagden u.s.w.
Bei der Austeilung der Arbeiten für das Museum zu Versailles sowie durch den Petersburger Hof, den er besuchte, erhielt er zahlreiche
Aufträge auf Schlachtenbilder aus dem russ.-türk. wie aus dem algerischen Kriege. Um letztere auszuführen, reiste V. 1837 nach Afrika
und konnte somit den 14 Gemälden des Constantinesaales den
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 280.