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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Victorĭa regĭa; Victoriātus; Victoria-West; Victoriens; Victorīnus; Victorit; Victor Laferté; Victor-Perrin

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Victoria regia - Victor-Perrin

Victorĭa regĭa Lindl., eine südamerik. Wasserpflanze aus der Familie der Nymphäaceen (s. d.), 1801 vom deutschen Reisenden Hänke entdeckt, 1827 von Bonpland in einigen Nebenflüssen des Amazonenstroms, zehn Jahre später von Schomburgk in den Gewässern des Berbice im engl. Guayana gefunden und zuerst Nymphaea Victoria genannt. Nach Wuchs und Blütenform erinnert sie an die Seerosen. Die Blätter (s. Abbildung 1) sind schwimmend, kreisrund-schildförmig, flach, mit einem 5 cm hoch aufwärts gelegenen Rande, oben grün und glatt, unten hellpurpurn, gitterig stark genervt und gleich den Blatt- und einblumigen Blütenstielen stachelig, bei ältern Pflanzen 1,50 bis 1,80, selbst bis über 2 m im Durchmesser haltend; zwischen den Blättern heben sich die Blüten auf den Wasserspiegel hinauf. Von denen der Seerosen unterscheiden sie sich durch ihre kolossale Größe (32 cm im Durchmesser und darüber) und eine größere Zahl von Blumenblättern (s. Abbildung 2). Sie sind etwa zwei Abende und Nächte geöffnet, am ersten Abend weiß, in der Mitte rosenrot, am zweiten Abend hell bis dunkelpurpurrot mit blumenblattartigen, purpurroten Staubfäden, wohlriechend, und ihr Kelch ist vierspaltig, purpurrot und abfallend, die Frucht ist kugelförmig, auf dem Scheitel eingedrückt, im fleischigen Innern mit zahlreichen Fächern; die von letztern eingeschlossenen Samen werden von den in der Nähe der Ströme wohnenden Spaniern geröstet und als Maïs del agua verspeist. Zuerst wurde die V. r. in England eingeführt, wird aber jetzt überall in größern Privatgärtnereien und botan. Gärten in großen mit Glas überbauten Aquarien (Victoriahäusern) kultiviert. Sie ist einjährig, muß jährlich aus Samen gezogen werden und verlangt eine Wasserwärme von 25 bis 30° C.

^[Fig. 1]

^[Fig. 2]

Victoriātus, röm. Silbermünze mit dem Bild der Siegesgöttin Victoria, im Werte des Quinarius (s. d.). (S. Tafel: Münzen Ⅱ, Fig. 6.)

Victoria-West, Bezirk in der Midland-Provinz der Kapkolonie, mit 12621 qkm und (1891) 7068 E., darunter 3319 Weiße, durchschnitten von der Bahnlinie Kapstadt-Kimberley. Das Land ist eine baumlose und unfruchtbare Hochfläche mit aufgesetzten Hügelkuppen, zum Teil für Schafzucht geeignet. Der Hauptort zählt 1285 E.

Victoriens (frz., spr. -ĭäng), eine Gruppe der Bonapartisten (s. d.).

Victorīnus, Gajus Marius, röm. Rhetor, ein Afrikaner, lehrte um 350 n. Chr. die Redekunst zu Rom und trat im hohen Alter noch zur christl. Religion über. Unter seinem Namen ist eine «Ars grammatica» überliefert, welche aber außer im ersten Buch nur Metrisches enthält, das fast wörtlich der Schrift des Aphthonius «De metris omnibus» entlehnt ist. Sie ist von Gaisford in den «Scriptores latini rei metricae» (Oxf. 1837) und von H. Keil im sechsten Bande der «Grammatici latini» (Lpz. 1871) herausgegeben. Ferner giebt es von Marius V. noch Kommentare zu Paulinischen Briefen und polemische Schriften gegen Arianer und Manichäer. Die Kommentare sind in Mais «Scriptorum veterum nova collectio», Bd. 3 (Rom 1830), die polemischen Schriften unter anderm in Mignes «Bibliotheca patrum», Bd. 8 (Par. 1839‒51), veröffentlicht. – Vgl. Koffmanne, De Mario Victorino philosopho christiano (Bresl. 1880).

Victorit, neuer Sprengstoff, wahrscheinlich bestehend aus Pottasche, Pikrinsäure und einem Pflanzenöl.

Victor Laferté, Pseudonym der Fürstin Katharina Dolgorukij (s. d.).

Victor-Perrin (spr. päräng), Claude, Herzog von Belluno, franz. Marschall, geb. 7. Dez. 1764 in Lamarche (Vogesen), trat 1781 als Tambour in das Heer und wurde 1793 Brigade-, 1797 Divisionsgeneral. Nach dem Frieden von Campo-Formio (17. Okt. 1797) übernahm V. den Befehl in der Vendée; bei Ausbruch des Krieges 1799 in Italien kehrte er wieder dorthin zurück und that sich bei Montebello und besonders bei Marengo hervor, worauf er nach Holland gesandt wurde. 1805 ging V. als Gesandter nach Kopenhagen; 1806 focht er bei Jena, im Jan. 1807 geriet er in preuß. Gefangenschaft, wurde aber im Februar bereits gegen Blücher ausgewechselt. Bei Friedland (14. Juni 1807) trug er erheblich zu dem für die Franzosen günstigen Ausgang der Schlacht bei und wurde von Napoleon zum Marschall von Frankreich ernannt. Nach dem Tilsiter Frieden wurde V. Gouverneur von Berlin. Im Herbst 1808 ging er nach Spanien, kämpfte mit wechselndem Glück, gewann 1809 die Gefechte von Uclès (13. Jan.) und Medellin (28. März), während die Gefechte von Consuegra und Mora und die Schlacht bei Talavera für ihn ungünstig waren. 1810 leitete V. die Cernierung von Cadiz. Im Feldzuge 1812 in Rußland befehligte er das 9. Korps