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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vigilthal; Vigintivirāt; Vignetten; Vignola; Vignoles; Vigny; Vigo; Vigo di Fassa; Vigogne

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Vigilthal – Vigogne

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Vigilĭus'

Justinianus die Verdammung der sog. drei Kapitel (s. Dreikapitelstreit ) forderte, wagte V. dies nicht und wurde 547 nach Konstantinopel berufen, wo ihm das sog. Judicatum, eine etwas verklausulierte Verdammung der drei Kapitel, abgenötigt wurde. Weitern Zumutungen entzog er sich 551 durch die Flucht nach Chalcedon. Als dann 553 das fünfte allgemeine Konzil in Konstantinopel die kaiserl. Edikte einfach bestätigte, stimmte V. in seinem sog. Constitutum zwar der Verdammung der Lehren der drei Kapitel bei, verweigerte aber anfangs die Verurteilung ihrer Verfasser, bis er sich 554 dem Kaiser bedingungslos unterwarf. 555 starb er auf der Reise nach Rom. – Vgl. Punkes, Papst V. und der Dreikapitelstreit (Münch. 1865); Lévêque, Étude sur le pape Vigile (Amiens 1888).

Vigilthal , s. Enneberg .

Vigintivirāt (lat. vigintivirātuus , «Zwanzigmännerschaft») oder, wie er vor Augustus hieß, Vigintiservirat («Sechsundzwanzigmännerschaft»), nach altröm. Staatsrecht Gesamtname einer Anzahl von selbständigen Einzelkollegien niederer Beamten. Zu ihm gehörten die III viri capitales. III viri aere argento auro flando feriundo (s. Triumvirn ) III viri viis in urbe purgandis, III viri viis extra urbem purgandis. X viri stlitibus iudicandis (s. Decemvirn ), IIII praefecti Capuam Cumas . Augustus hob das letzte und drittletzte Amt auf und minderte dadurch die Gesamtzahl der Mitglieder von 26 auf 20. Zugleich bestimmte er, daß als Vorstufe der höhern Beamtenlaufbahn (Quästur, Tribunat, Prätur, Konsulat) eines jener Ämter bekleidet werden sollte.

Vignetten (frz., spr. winnj- ), Figuren, kleine Verzierungen, Gruppen, Ansichten u. s. w. auf Rändern, Titeln oder Anfangsseiten einzelner Abschnitte in den Büchern, gleichviel, ob sie durch Kupferstich, Holzschnitt oder Lithographie hervorgebracht werden. Joh. Veldener oder Valdener wendete sie im 15. Jahrh. als der erste Buchdrucker in seinen « Fasciculus temporum » an. Da die V., vorzüglich am Rande, zuerst aus Weinranken bestanden, so nannte man sie in Frankreich Vignettes und behielt dann auch in Deutschland diese Benennung bei.

Vignola (spr. winnj-) , Giacomo Barozzi da, ital. Baumeister, geb. 1. Okt. 1507 zu Vignola im Modenesischen, arbeitete anfangs in Bologna, Piacenza, Assisi und Perugia, bis er unter Papst Julius III. als päpstl. Architekt nach Rom berufen wurde. Hier baute er für den Jesuitenorden dessen berühmte Hauptkirche del Gesù, die nach seinem Tode Giacomo della Porta beendete, und bis 1559 für den Kardinal Farnese das prächtige Schloß Caprarela in der Nähe von Rom. Nach Michelangelos Tode wurde er 1564 Architekt der Peterskirche und starb 7. Juli 1573 in Rom. Durch V. wurden die antiken Formen in feste Regeln gebracht, so daß seine Kunstweise lange Zeit die maßgebende in Rom und namentlich innerhalb des Jesuitenordens blieb. V. ist der hervorragendste Baumeister der kath. Reformzeit, dessen strenge klassische Schulung dem Barockstil für lange Zeit das Gegengewicht hielt. Von seinen Schriften (gesammelt von Le Bas und Debret, Par. 1815) sind zu erwähnen die « Regola delli cinque ordini d'architettura » (Rom 1563), in zahlreichen Ausgaben und Nachbildungen verbreitet, und « Regole della perspettiva pratica » (ebd.1583).

Vignoles (spr. winnjól) , Charles Blacker, engl. Ingenieur, geb. 1792, diente erst unter Wellington, ging dann nach Nordamerika und widmete sich dem ↔ Eisenbahnwesen. V. ist besonders bekannt durch die nach ihm benannten Vignolesschienen (s. Eisenbahnbau ), die er zuerst in Europa einführte. Er starb 17. Nov. 1875 auf seinem Landsitz Hythe bei Southampton.

Vigny (spr. winnjih) , Alfred Victor, Graf von, franz. Dichter, geb. 27. März 1799 auf dem Schlosse Loches (Touraine), trat in den Militärstand und nahm 1828 als Kapitän den Abschied, um sich zu Paris ganz der Dichtkunst zu widmen. V. war einer der ersten Romantiker, aber er hielt sich von allen Übertreibungen frei und näherte sich in knapper, ungesuchter und formvollendeter poet. Sprache der Kunst Chéniers. Er trat zuerst hervor mit « Poèmes » (1822) und « Poèmes antiques et modernes » (1826), worunter die mystischen Dichtungen « Moïse », « Éloa », « Le déluge » als seine Meisterwerke galten. Lauter war der Erfolg feines durch W. Scott inspirierten Romans « Cinq-Mars ou une conjuration sous Louis XIII » (1826 u. ö.). Als Dramatiker beförderte er den Sieg des Romantismus durch seine Übersetzung von Shakespeares «Othello» (« Le More de Venise », 1830), während sein erstes histor. Schauspiel « La maréchale d'Anere » (1831) bei der Aufführung kein Glück hatte. Dagegen gehörte « Chatterton » (aufgeführt 1835), eine von lyrischer Stimmung durchdrungene Tragödie, die zeigen sollte, wie der Genius von der materialistischen Umgebung unterdrückt wird, zu den großen Erfolgen der Romantiker. V. veröffentlichte noch die von Wehmut nnd Resignation erfüllten Erzählungen « Consultations du docteur noir: Stello ou les diables bleus » (1832) und « Servitude et grandeur militaire » (1835). Er wurde 1845 Mitglied der Akademie und starb 18. Sept. 1863 zu Paris. Ein nachgelassenes Werk sind die « Destinées » (Par. 1864). Seine « Œuvres complètes » erschienen in 8 Bänden (Par. 1863–66). – Vgl. A. France, « A. de V. » (Par. 1868).

Vigo, Bezirks- und Hafenstadt der span. Provinz Pontevedra im Südteil der Westküste Galiciens, am Südufer der mehr als 30 km tief ins Land sich erstreckenden Ria de V. sowie an der Zweiglinie Redondela-V. (12 km) der Eisenbahn Orense-Pontevedra gelegen, besteht aus der hübschen untern Neustadt und der hoch gelegenen Altstadt, mit engen, krummen Straßen, überragt von den hinter der Stadt auf den Höhen gelegenen Kastellen San Sebastian und del Castello, ist von Mauern umgeben, Sitz eines deutschen Konsuls und hat (1887) 15044 E., drei Kirchen, zwei Klostergebäude, ein Theater und den Konstitutionsplatz; Wein- und Gartenbau, Sardinen- und Thunfischfang und lebhaften Handel. 1896 betrug die Ausfuhr 5290800 Pesetas und bestand in Konserven, Wein, Eiern, Sardinen, Vieh und Mineralwasser, besonders nach Frankreich, England, Südamerika und Cuba: die Einfuhr (5674200 Pesetas) in Stockfischen, Metallwaren, Zucker, Kohle, Wollwaren, Häuten, Petroleum, Schwefel und Baumwollwaren. Die Dampfer des Norddeutschen Lloyd und der Messageries Maritimes laufen V. abwechselnd mit Corña an. Seit 1896 ist V. durch ein deutsches Kabel mit Emden verbunden. – Die Engländer nahmen und zerstörten 1702 im Hafen von V. die span. Silberflotte, sie zum Teil versenkend, und eroberten die Stadt 1719.

Vigo di Fassa , Hauptort des Fassathals in Tirol (s. Fassa, Val di ).

Vigogne , s. Vicogne .