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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vilm - Vinadio

Vilm, kleine Insel im Rügenschen Bodden, südöstlich von Putbus (s. d.).

Vilm., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für F. L. de Vilmorin (spr. -räng), franz. Botaniker, geb. 1816, gest. 1860.

Vilmar, August Friedr. Christian, luth. Theolog und Literarhistoriker, geb. 21. Nov. 1800 zu Solz in Niederhessen, studierte zu Marburg, wurde 1823 Rektor der Stadtschule in Rotenburg, 1827 Lehrer am Gymnasium zu Hersfeld und von dieser Stadt 1831 in die kurhess. Ständeversammlung gewählt. Er gewann, als Mitglied der Ministerialkommissionen für Kirchen- und Unterrichtswesen, 1832 vom Minister Hassenpflug als Hilfsreferent in das Ministerium des Innern berufen, großen Einfluß auf das hess. Gelehrtenschulwesen, den er auch als Direktor des Gymnasiums zu Marburg (1833-50) behielt. Unter dem zweiten Ministerium Hassenpflug wurde V. 1850 zum vortragenden Rat im Ministerium des Innern berufen, 1851 Stellvertreter des Generalsuperintendenten. Als aber nach dessen Tod die Synode ihn selbst für diese Stelle wählte, versagte der Kurfürst die landesherrliche Bestätigung und versetzte V. als Professor der Theologie nach Marburg. Hier starb er 30. Juli 1868. V. vertrat auf polit. wie kirchlichem Gebiet den Standpunkt der unbedingten Autorität. Sein theol. Lehramt trat er mit einer Kriegserklärung gegen jede wissenschaftliche Theologie an: "Die Theologie der Thatsachen wider die Theologie der Rhetorik" (Marb. 1856; 4. Aufl., Gütersloh 1876). Von seinen Vorlesungen wurden nach seinem Tode herausgegeben "Erklärung der Augsburgischen Konfession" (von Piderit. Gütersloh 1870), "Theol. Moral" (3 Bde., ebd. 1871; hg. von Israel), "Dogmatik" (hg. von Piderit, 2 Bde., ebd. 1874-75), "Lehrbuch der Pastoraltheologie" (ebd. 1872), "Collegium biblicum, praktische Erkläruug der Heiligen Schrift" (hg. von Müller, 6 Bde., ebd. 1879-83).

Einen bleibenden Namen machte sich V. als geistvoller Literarhistoriker; besonders sind die im Winter 1843-44 zu Marburg gehaltenen Vorlesungen über die "Geschichte der deutschen Nationallitteratur" (Marb. 1845; 24. Aufl. 1894; fortgesetzt bis zur Gegenwart in einem Anhang von Adolf Stern) hervorzuheben. Kleinere Arbeiten von größtem Werte sind: "Deutsche Altertümer im Heliand" (Marb. 1845; 2. Aufl. 1862), "Zur Litteratur Johann Fischarts" (ebd. 1846; 2. Aufl., Frankf. a. M. 1865), "Die zwei Recensionen und die Handschriftenfamilien der Weltchronik Rudolfs von Ems" (Marb. 1839), das "Handbüchlein für Freunde des deutschen Volksliedes" (ebd. 1867; 3. Aufl. 1886), das "Deutsche Namenbüchlein" (5. Aufl., ebd. 1880) und das "Idiotikon von Kurhessen" (ebd. 1868). 1848-51 gab V. die Wochenschrift "Der Hess. Volksfreund" heraus; der größte Teil der von ihm für dieses Blatt gelieferten Aufsätze erschien gesammelt als "Zur neuesten Kulturgeschichte Deutschlands" (3 Bde., Frankf. a. M. 1858-67). Von 1861 bis 1866 gab V. die "Pastoraltheol. Blätter" heraus. Auch hat er "Schulreden über Fragen der Zeit" (Marb. 1846; 3. Aufl., Gütersloh 1886) veröffentlicht. - Vgl. Leimbachs Biographie V.s (Hannov. 1875) und Grau, Erinnerungen an V. (Gütersloh 1879).

Vilmergen, Ort in der Landschaft Freiamt (s. d.).

Vilminore, Ort in Bergamasca.

Vilmsee, Vilmer See, See im preuß. Reg.-Bez. Köslin, im Nordosten von Neustettin, in 133 m Höhe, enthält eine größere Insel und wird von der Küddow (s. d.) durchflossen.

Vils. 1) Rechter Nebenfluß der Naab im bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, entspringt südlich von Freihung im Fränkischen Jura, berührt Vilseck und Amberg und mündet bei Kallmünz. - 2) Rechter Nebenfluß der Donau in Niederbayern, entsteht aus der Kleinen und der Großen V. und mündet bei Vilshofen.

Vilsbiburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, hat 537,55 qkm und (1895) 29 896 (14 477 männl., 15 419 weibl.) E. in 39 Gemeinden mit 1020 Ortschaften. - 2) Marktflecken und Hauptort des Bezirksamtes, an der Großen Vils und der Linie Landshut-Neumarkt an der Rott der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Landshut), hat (1895) 2723 kath. E., Postexpedition, Telegraph, kath. Kirche, mehrere Klöster, ein Rettungshaus und auf dem nahen Mariahilfberg ein Missionshaus der Redemptoristen, jetzt von den Kapuzinern bewohnt.

Vilseck, Stadt im Bezirksamt Amberg des bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, an der rechts zur Naab gehenden Vils, in 402 m Höhe auf dem Fränkischen Jura, an der Nebenlinie Neukirchen-Weiden der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Weiden), hat (1895) 1171 meist kath. E., Postexpedition, Telegraph, Reste der 1332 erbauten Stadtmauern, Pfarrkirche, Mariahilfkirche und in der Nähe die Kreuzbergkirche, Kloster der armen Schulschwestern, ein Schloß, Krankenhaus, Sparkasse; Kalkbrennereien, Mühlen, Sägewerke, Fischerei, Handel mit Farberde und Fischen.

Vilser Gebirge, s. Ostalpen.

Vilshofen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, hat 5996,63 qkm und (1895) 42 765 (20 797 männl., 21 968 weibl.) E. in 48 Gemeinden mit 630 Ortschaften, darunter 2 Städte. - 2) Bezirksstadt im Bezirksamt V., rechts an der Donau, in die hier die Vils einmündet, an der Linie Passau-Regensburg der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Passau und Bezirkskommandos, hat (1895) 3432 E., darunter 38 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, schöne got. Kirche (1376), Wasserleitung; Maschinen- und Lederfabrikation, Brauerei, Mühle, Granitbrüche, Holz-, Leinwand- und Getreidehandel; Viehmärkte.

Vilvorde, Stadt in der belg. Provinz Brabant, an der Mündung der Woluwe in die Senne und an der Eisenbahn Brüssel-Antwerpen, hat eine Obst- und Gartenbauschule, eine Militärstrafanstalt und (1897) 12 516 E.; Verfertigung von Roßhaarzeugen und Posamentierwaren. V. soll die älteste Stadt Brabants sein.

Vimeiro (spr. -rŭ), Ort im N. des portug. Distrikts Lissabon in Estremadura, am Rio de Alcabrichelle, unweit dessen Mündung in den Atlantischen Ocean, hat (1890) 652 E. und ist bekannt durch die Schlacht 21. Aug. 1808, in der Wellington die Franzosen unter Junot besiegte.

Viminalis, einer der sieben Hügel Roms (s. d., Stadtplan).

Vi muneris (lat.), von Amts wegen.

Vin (frz., spr. wäng), Wein.

Vinadio, befestigtes Dorf im SW. der ital. Provinz und im Kreis Cuneo in Piemont, 920 m ü. d. M., im Alpenthal der Stura (Zufluß des Tanaro), 20 km von der franz. Grenze, ist von starken Befestigungen umgeben und hat (1881) 1377, als Gemeinde 3175 E., silberhaltige Bleiminen und