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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vogelweide; Vogelzunge; Vogesen

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Vogelweide - Vogesen (Gebirge)

nach Rom, wo er ein Bild aus Dantes «Göttlicher Komödie» malte; 1853 legte er seine Stellung an der Dresdener Akademie nieder und lebte abwechselnd in München und Rom, wo er noch verschiedene Altarbilder, so für die kath. Kirche zu Leipzig, für die Hofkirche zu Dresden und für den Dom in Naumburg, malte. Außerdem legte er eine Sammlung von Zeichnungen nach ital. Meistern von Giotto bis zur Schule von Raffael (zusammen 133 Stück) an, die in den Besitz der Akademie von Moskau überging; seine Porträtzeichnungen gelangten an das Dresdener Museum. Er starb 4. März 1868 zu München.

Vogelweide, Walther von der, s. Walther von der Vogelweide.

Vogelzunge, eine Art Feile (s. d.).

Vogesen oder Wasgau (im Nibelungenliede Wasgenwald, Wasgenstein, lat. Vosegus, Vosagus oder Vogesus, frz. les Vosges), Gebirgszug auf der Westseite der Oberrheinischen Tiefebene, dem Rhein und dem östlich davon sich hinziehenden Schwarzwalde parallel. (S. Karte: Elsaß-Lothringen und Bayrische Rheinpfalz.) Er besteht aus zwei Zügen, den obern oder südlichen und den untern oder nördlichen V., welche in Bezug auf Bau und Höhe völlig voneinander verschieden sind. – Der südliche Teil beginnt nordwestlich von Basel und Altkirch, an der Lücke von Belfort (Trouée de Belfort, 350 m ü. d. M.), die ihn vom Jura trennt und durch die die Eisenbahnlinien von Basel und Mülhausen nach Paris und Lyon und der Rhein-Rhône-Kanal gehen, und zieht in einer Länge von 100 km und über 50 km breit bis zu den Quellen der Saar am Donon. Die südlichen V. fallen gegen S. zum Doubsthal und nach O. zum Rheinthal, wie der gegenüber liegende Schwarzwald, mit welchem sie in Richtung, Form und geolog. Struktur große Verwandtschaft besitzen, steil ab, geben aber westlich, wo sie durch die bogenförmigen Sichelberge (Monts Faucilles) mit dem Plateau von Langres verbunden sind, sanft und allmählich in die Hochebene von Lothringen über. Die höchsten Gipfel, zumeist abgerundete Kuppen, werden Ballon (s. d.) oder Belchen genannt. Andere Gipfel sind: der Rote Wasen (1124 m), der Trumenkopf (Drumont 1208 m), der Ventron (1209 m), der Rheinkopf (1319 m), der Hoheneck (1366 m), der Tanneck (1292 m), der Donon (1008 m). Alle diese Gipfel sind im westl. Zuge der V. Der östliche, deutsche, parallel streichende Kamm, der durch tief eingeschnittene Thäler vorzüglich gegliedert ist, enthält den Roßberg (1196 m), den Großen, Sulzer oder Gebweiler Belchen, den höchsten Gipfel der V. (1423 m), den Kleinkopf (1332 m), den Kahlewasen oder Kleinen Belchen (1268 m) und das Hochfeld oder Champ du Fé (1095 m). Von den Vorbergen, welche sich mit ihren zahlreichen Burgruinen und Schlössern längs der Tiefebene hinziehen, sind zu nennen: der Odilienberg (s. d., 826 m) und Dreiähren (s. d.) oder Trois Epis (741 m). Nahe dem Hauptkamm liegen mehrere Seen, so der Schwarze See (950 m), der Weiße See (1050 m) an dem 1291 m hohen Reisberg, der Belchensee (1060 m) am Sulzer Belchen und die Seen bei Gérardmer (s. d.). Die Urgebirgsgesteine (Granit, Gneis) sowie paläozoische Schichten bilden den Hauptbestandteil der südlichen V., namentlich besteht die westl. Abdachung in Frankreich vorzugsweise aus Granit, der dann weiterhin noch von Gneis und Glimmerschiefer begrenzt wird. Rotliegendes überlagert nördlich von Belfort, im S. von Remiremont an der Mosel, besonders aber im N. zur Meurthe hin das vorige Gestein. Eine mannigfaltigere Zusammensetzung weist die Ostseite auf. Wohl bilden auch hier Granit, der vor allem in der Mitte des Gebirges, zwischen dem Münster- und Leberthal, vorkommt, und Unterdevon, das im S. bis zum Münsterthal hinzieht, die Grundlage, doch schließen sich denselben im nördl. Teile krystallinisch-metamorphische Gesteine am Leberthal, südlich und östlich von Markirch, Porphyre in geringerer Ausdehnung nördlich der Breusch, wo sie mit Rotliegendem die Nordgrenze der eigentlichen V. bilden, und der Buntsandstein an, der mit jüngern Gesteinen (Muschelkalk bis Tertiär) in kleinern und größern Flächen den Rand der Oberrheinischen Tiefebene begleitet. In größerer Ausdehnung findet man den Buntsandstein im W., wo er von Frankreich her mit dem Donon die deutsche Grenze erreicht. Steinkohle und Erzgänge kommen nur in geringer Ausdehnung vor. Die Gewässer der südlichen V. gehören zum größten Teil dem Rheingebiet an; nur einige Bäche im S. eilen der Saône zu; der Westabfall schickt seine Flüsse der Mosel, die Ostseite der Ill oder direkt dem Rhein zu. Die Thäler der Ostseite haben neben manchem Großartigen vor allem den Charakter der Lieblichkeit. Von diesen Thälern sind das wiesenreiche Giromagnythal an der Savoureuse, das Masmünsterthal an der Doller mit seinen zahlreichen Eisenwerken, das St. Amariner Thal bei Thann an der Thur, das anmutige Lauchthal bei Gebweiler, das Münsterthal und das Thal der Breusch mit dem durch Oberlin berühmt gewordenen Steinthal die bedeutendsten. An Übergängen haben die südlichen V. bis jetzt nur Kunststraßen, von denen die von Colmar über Münster durch die Schlucht nach Gérardmer die interessanteste ist. Der steilere Osthang auf Sandstein beginnt mit Wäldern und Gebüschen, über denen die Hochwälder der Granithöhen den Schluß bilden. In ihnen erreicht die Edeltanne in einer Linie von Nancy nach Straßburg ihre natürliche Grenze und steigt bis 1200 m Höhe. Der Getreidebau reicht bis zu einer Höhe von 900 m, der Weinbau an den aus Trias-, Jura- und Tertiärsedimenten bestehenden Vorhügeln bis zu 400 m Meereshöhe, während an den untersten Thalstufen noch edle Kastanien gedeihen. Große Stauweiher, besonders der Alfeldsee im Thal der Doller bei Sewen und das Fischbödle bei Metzeral im Münsterthal, das erst 1889 vollendet wurde, versehen die im Sommer wasserarmen Flüsse oder verstärken deren Wasserkraft derart, daß die an denselben gelegenen Fabriken und Wiesenkulturunternehmungen zu jeder Zeit über hinreichende Wassermengen verfügen. Die außerordentlich reiche Industrie der Thäler erstreckt sich vorzugsweise auf Baumwollspinnereien und Webereien.

Der nördliche, niedrigere Teil der V., der zum größten Teil aus Buntsandstein besteht und nur an seinem Ostfuße älteres Gestein, wie: Granit, Gneis, Rotliegendes und jüngere Eruptivmassen (Porphyr und Melaphyr) erkennen läßt, beginnt bei dem Paß von Zabern (380 m) oder an den Quellen der Saar und der Zorn. An dieser Senkung, wo der Rhein-Marne-Kanal und die Straßburg-Pariser Bahn, beide in einem Tunnel, nach Westen führen, sind auch die ansehnlichsten Höhen; nördlich des Passes von Zabern erreichen die V. nirgends mehr die Höhe von 600 m; doch zeigt dieser Gebirgsteil von der rhein. Tiefebene aus noch mehr Gebirgscharakter als im Westen, wo er sich langsam zur Platte von Lothringen