Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wasserversorgung'
stärkern Verbrauchs abgiebt. Seine Größe J bestimmt sich aus der Art des Konsums und
der Zeitdauer des Zuflusses. Erstreckt sich der letztere (wie bei einer Quelle) über die Gesamtdauer der 24 Tag- und
Nachtstunden, so beträgt J nach der Verbrauchsart der meisten deutschen Städte
(stärkster Stundenverbrauch am Tage 6–7 Proz., geringster in der Nacht 1–1,5 Proz. des
24stündigen Bedarfs Q) 20 Proz. von Q. In der
Sommerzeit ist Q am größten und erreicht das 1,5fache des
mittlern Tageskonsums Q1; der Behälter muß also mindestens
1,5۰20 = 30 Proz. oder nicht ganz ein Drittel von Q1
fassen können. Bei der künstlichen Hebung des Wassers kommt es auf die Betriebszeit der Maschinen an: währt letztere z. B.
von morgens 6 abends 6 Uhr, so beträgt der Fassungsraum
0,32 Q oder 0,48
Q1, d. h. etwa die Hälfte des durchschnittlichen Tagesverbrauchs. Mit Rücksicht auf
Feuerlöschung ist zu empfehlen, auch bei kleinen Städten nicht unter 100–150 cbm aufzuspeichern. Ist die zum Behälter
führende Zuleitung sehr lang, so wächst die Wahrscheinlichkeit des Eintritts von Schäden an derselben, und es empfiehlt
sich eine Vergrößerung des rechnungsmäßigen Inhalts (bis auf etwa 1 Tagesverbrauch), um über die Zeit der Ausbesserung des
Schadens leichter hinwegzukommen.
Offene Hochbehälter sind für Versorgungszwecke nicht geeignet. Gestattet die Höhenlage des Geländes die Herstellung eines
Behälters ohne künstlichen Unterbau, so wird derselbe am besten in Mauerwerk oder Beton ausgeführt (doch ist die
gleichzeitige Verwendung beider Baustoffe zu den Umfassungswänden oder den Gewölben nicht zu empfehlen). Die Überdeckung
erfolgt durch Gewölbe, welche durch eine auch die Seitenmauern mit bekleidende Erdhülle von
0,6 bis 0,8 m Stärke gegen Frost geschützt werden. Da sich
auch bei dem reinsten Wasser mit der Zeit Ablagerungen an der Sohle und Algenbildungen an den Wänden einstellen, so ist der
Behälter zum Reinigen einzurichten, d. h. mit einer Entleerungsleitung zu versehen, welche zugleich auch die
Überlaufleitung aufnimmt. Zweckmäßig ist die Teilung des Behälters in zwei Teile, um während der Reinigung einen
ungestörten Betrieb zu haben. Zur Erzielung der Wasserundurchlässigkeit erhält die Innenseite einen glatten Cementputz,
die Außenseite häufig eine Thonschlagdecke: die Gewölbe bekommen gleichfalls einen wasserdichten Überzug gegen Sickerwasser
durch Cementputz oder Asphalt. Sie bestehen in der Regel aus Kappen, die sich gegen Gurtbögen legen, welche auf gemauerten
Pfeilern oder Gußsäulen ruhen; im letztern Falle nimmt man statt der Gurtbogen auch wohl Eisenträger. Die Sohle erhält
0,3 bis 0,4 m Stärke, bei schlechtem Boden eine gewölbartige
Ausbildung. Die Tiefe richtet sich nach der Menge des aufzuspeichernden Wassers und beträgt 2–5 m, bei zwei Kammern verhält
sich die Breite jeder einzelnen zu der Länge zweckmäßig, wie 3:4. Die Wandungen müssen so stark sein, daß sie dem Erd-,
Wasser- und Gewölbedruck Widerstand leisten können; hierzu ist ein bogenförmiger Übergang der Gewölbe in die
Umfassungsmauern geeignet, der sich insbesondere bei Verwendung von Beton empfiehlt (Taf. II, Fig. 1 u. 2). Der Zutritt von
Luft ist zu vermeiden, weil dadurch Keime organischer Bildungen in das Wasser gelangen und sich dort vermehren; event. ist
die Luft zu filtern. Ebenso ist das Licht fernzuhalten, um das Wachstum von Algen u. s. w. nicht zu fördern.
↔
Jede Kammer des Behälters erhält neben Zu- und Ablauf, die sich möglichst gegenüber liegen müssen, damit kein Stagnieren
des Wassers eintritt (Fig. 8), ein Überlauf- und Entleerungsrohr sowie einen Wasserstandszeiger (zur Sichtbarmachung des
Wasserstandes auf weitere Entfernungen empfehlen sich elektrische Vorrichtungen). Bei größern Anlagen legt man die
Schieber der genannten Leitungen in einen besondern Raum, die sog. Schieberkammer, in
der sie leicht zugänglich sind.
Liegt der Wasserspiegel des Behälters erheblich über der Geländehöhe der Baustelle, so erfolgt die Ausführung desselben am
besten in Eisen. Bei größerer Höhendifferenz zwischen Spiegel und Erdboden entsteht dann ein
Wasserturm, in welchem der cylinderförmige Behälter auf den rund ausgeführten Mauern
eines Turms aufgestellt ist. Der Boden des Cylinders wird entweder als hängender Kugelabschnitt oder (nach Professor Intze)
mit stützendem Kegelboden und Gegenboden hergestellt (Taf. I, Fig. 7, Wasserturm für Diedenhofen). Da für die letztgenannte
Anordnung eine geringere Menge Mauerwerk ausreicht, so stellt sie sich in der Regel billiger als die erstere; ist auch von
gefälliger Wirkung und demnach vielfach zur Anwendung gelangt.
Eine Zweiteilung des auf einem Wasserturm befindlichen Behälters wird selten vorgenommen; vielmehr verschiebt man die
Reinigung auf die Zeit des geringsten Verbrauchs und beschleunigt dieselbe möglichst, oder legt zwei besondere Behälter an,
wie in Diedenhofen. Bei großen Gebieten sind ohnedies mehrere Behälter erforderlich, die zwar gesonderte Bezirke speisen,
sich aber gegenseitig vorübergehend ersetzen können. Das Einlaufrohr wird bis zum höchsten Wasserspiegel geführt; das
Ablaufrohr reicht nur bis zum Boden des Behälters, damit das Wasser möglichst wenig stagniert.
Die Hebung des Wassers. Dieselbe erfolgt in einer
Pumpstation durch ein Pumpwerk, das durch Dampf- oder Gasmotoren, seltener durch Wasserkraft und nur in Ausnahmefällen
durch Windmotoren betrieben wird. Mit Rücksicht auf die erforderliche Betriebssicherheit muß stets eine Reserve vorhanden
sein, und es besteht deshalb (ganz kleine Anlagen ausgenommen) das Hebewerk in seiner einfachsten Form aus zwei Maschinen,
von denen jede im stande ist, den Durchschnittsbedarf zu decken. Bezeichnet H die
erforderliche Hubhöhe des Wassers in Metern, Q die größte in der Sekunde zu hebende
Menge in Litern, so ist die erforderliche Zahl der Pferdestärken N = QH/15۰φ,
wobei φ einen Koefficienten darstellt, der vom Bau der Maschinen und Pumpen abhängt und zwischen
1,2 und 1,5 liegt. Die Saughöhe ist nicht über 6 m zu nehmen,
die Saugleitungen sowie die Absperrvorrichtungen sind möglichst zugänglich herzustellen. Direkter Antrieb der Pumpen durch
die Maschine ist stets vorzuziehen, läßt sich aber wegen der Tiefenlage des Wasserspiegels im Brunnen u. s. w. nicht immer
erreichen. Eine Tieferlegung des Maschinenhausbodens zu diesem Zweck ist nur bedingt zu empfehlen. Ist das Wasser zu
filtern, so sind meistens besondere Filterpumpen erforderlich, und das Wasser wird nach Ablauf von den Filtern durch
Druckpumpen in den Hochbehälter gehoben. Die Wasserstände der Filter und des Hochbehälters sind in diesem Falle in das
Maschinenbaus zu übertragen, damit der Gang der Pumpen danach geregelt werden kann.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 544.