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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weizenmücke; Weizenstärke; Weizsäcker; Wekelsdorf; Wekerle; Wekil; Wekkelaks; Weko; Welcker

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Weizenmücke - Welcker (Herm.)

Oberlauchringen-Weizen mit der bad. Schwarzwaldbahn Offenburg-Singen bei Immendingen verbindet; sie ist rund 41 km lang und wurde 20. Mai 1890 eröffnet.

Weizenmücke, s. Weizenfliege.

Weizenstärke, s. Stärkemehl.

Weizsäcker, Julius, Geschichtsforscher, geb. 13. Febr. 1828 in Öhringen, habilitierte sich 1859 als Privatdocent der Geschichte in Tübingen und siedelte 1860 als Mitarbeiter der Historischen Kommission nach München über. W. wurde dann 1864 Professor in Erlangen, 1867 in Tübingen, 1872 in Straßburg, 1876 in Göttingen und 1881 in Berlin. Er starb 3. Sept. 1889 in Kissingen. W. schrieb unter anderm: «Der Kampf gegen den Chorepiskopat des fränk. Reichs im 9. Jahrh.» (Tüb. 1859) und «Der Rheinische Bund von 1254» (Freiburg 1879). Im Auftrag der Münchener Historischen Kommission gab er sechs Bände der «Deutschen Reichstagsakten» (1867–88) aus der Zeit König Wenzels und Ruprechts heraus.

Weizsäcker, Karl, prot. Theolog, Bruder des vorigen, geb. 11. Dez. 1822 zu Öhringen bei Heilbronn, studierte in Tübingen und Berlin, habilitierte sich 1847 in Tübingen, wurde 1848 Pfarrer und 1851 Hofkaplan in Stuttgart und 1859 Oberkonsistorialrat. Seit 1861 ist er ord. Professor der Kirchen- und Dogmengeschichte in Tübingen. 1889 wurde W. zum Kanzler der Universität, 1894 zum Staatsrat ernannt. Er ist einer der hervorragendsten Vertreter der histor.-kritischen Richtung und war Mitbegründer und 1856–78 Mitherausgeber der «Jahrbücher für deutsche Theologie». W. schrieb «Zur Kritik des Barnabasbriefes» (Tüb. 1863), «Untersuchungen über die evang. Geschichte, ihre Quellen und den Gang ihrer Entwicklung» (Gotha 1864; neue Ausg., Freib. i. Br. 1891), «Das Neue Testament, übersetzt» (Tüb. 1875 u.ö.), «Lehrer und Unterricht an der evang.-theol. Fakultät der Universität Tübingen von der Reformation bis zur Gegenwart» (ebd. 1877), und vor allem «Das apostolische Zeitalter der christl. Kirche» (Freib. i. Br. 1886; 2. Aufl. 1892; englisch, Lond. 1894–95).

Wekelsdorf, s. Weckelsdorf.

Wekerle, Alexander, ungar. Staatsmann, geb. 14. Nov. 1844 zu Móór im Weißenburger Komitat, studierte die Rechte, trat 1870 in das Finanzministerium ein und habilitierte sich an der Budapester Universität als Privatdocent des Finanz- und des Verwaltungsrechts. 1884 wurde er Ministerialrat, 1886 Unterstaatssekretär im Finanzministerium und bald darauf Mitglied des Abgeordnetenhauses. 1889 übernahm er von Koloman Tisza das Finanzportefeuille und beseitigte durch die Konversion der ungar. Staatsanleihe das chronische Deficit aus dem ungar. Budget. Nach dem Rücktritt Szapárys übernahm W. 14. Nov. 1892 neben den Finanzen auch den Vorsitz im Ministerium, wo er namentlich die kirchenpolit. Gesetze (s. Ungarn, Geschichte) durchsetzte. Da er jedoch nicht mehr völlig das Vertrauen der Krone zu besitzen glaubte, reichte er 22. Dez. 1894 mit seinem ganzen Kabinett seine Entlassung ein und übergab 14. Jan. 1895 seinem Nachfolger Banffy die Geschäfte. 1897 wurde er zum Präsidenten des neu errichteten ungar. Verwaltungsgerichtshofs ernannt.

Wekil (arab.), Bevollmächtigter, Stellvertreter, Minister als Vertreter des Souveräns, in der Mehrzahl Wukela, Ministerrat; Wekil-chardsch, Hausmeister; Wekil-dawa, Rechtsanwalt. ^[Spaltenwechsel]

Wekkelaks, früherer Name von Fredrikshamn (s. d.).

Weko, Indianerstamm, s. Pawnee.

Welcker, Friedr. Gottlieb, Altertumsforscher, geb. 4. Nov. 1784 zu Grünberg im Großherzogtum Hessen, studierte zu Gießen, wurde 1803 Lehrer am Pädagogium daselbst, hielt bald auch Vorlesungen an der Universität und machte 1806 eine Reise nach Italien. In Rom wurde er Hauslehrer bei W. von Humboldt, zu dem er in ein Freundschaftsverhältnis trat, wovon die von Haym herausgegebenen Briefe Humboldts an W. (Berl. 1859) Zeugnis geben. Zurückgekehrt nahm W. in Gießen 1808 die Vorlesungen neben seiner Lehrerstelle wieder auf; 1809 wurde er ord. Professor der griech. Litteratur und Archäologie, 1814 machte er als Freiwilliger die Kriege in Frankreich mit und verlebte den folgenden Winter in Kopenhagen, um die Herausgabe des Zoegaschen Nachlasses vorzubereiten, woraus «Zoegas' Leben» (2 Bde., Stuttg. 1819) und «Abhandlungen» (Gött. 1817) hervorgingen. 1816 nahm er, da er wegen seiner freimütigen Gesinnung mit den Behörden in Konflikt kam, seinen Abschied in Gießen und erhielt gleich darauf einen Ruf nach Göttingen. 1819 kam er an die neugegründete Universität Bonn, wo er höchst erfolgreich wirkte. Als Oberbibliothekar begründete er die Bibliothek; auch das vorzügliche akademische Kunstmuseum ist seine Schöpfung. 1841 unternahm W. eine neue Reise nach Italien, die ihn auch nach Griechenland und Kleinasien führte und deren Tagebuch später veröffentlicht ist (2 Bde., Berl. 1865). Darauf folgte 1852 noch ein Winteraufenthalt in Rom. 1854 gab er das Oberbibliothekaramt ab, legte 1859 auch seine Professur nieder und starb 17. Dez. 1868 zu Bonn.

Seine litterar. Thätigkeit hat die Altertumskunde nachhaltig gefördert. Außer der Fragmentsammlung des Alkman (Gieß. 1815), der Übersetzung und Erklärung der «Wolken» und «Frösche» des Aristophanes (2 Bde., ebd. 1810–12), nebst der Bearbeitung von Zoegas «Basreliefs von Rom» (2 Bde., ebd.1811–12), den Ausgaben der Fragmente des Hipponax und des Ananius (Gött. 1817), des Theognis (Frankf. 1826), Philostratos (mit Jacobs, Lpz. 1825), Hesiodos («Theogonie», Elberf. 1865), der «Sylloge epigrammatum» (Bonn 1828) haben die Schriften «Die Äschyleische Trilogie» (Darmst. 1824) mit «Nachtrag» (Frankf. 1826),«Die griech. Tragödien mit Rücksicht auf den epischen Cyklus geordnet» (3 Bde., Bonn 1839–41), «Der epische Cyklus oder die Homerischen Dichter» (2 Bde., ebd. 1835–49; neue Aufl., Tl. 1, 1865; Tl. 2, 1882) noch jetzt einen hohen Wert, und in noch höherm Grade gilt dies von der später erschienenen «Griech. Götterlehre» (3 Bde., Gött. 1857–62), einer Darstellung der religiösen Vorstellungen der Griechen unter dem Gesichtspunkte geschichtlicher Entwicklung, sowie von den eine methodische Erklärung der alten Kunstwerke aus der Sage und Poesie begründenden «Alten Denkmälern» (5 Bde., ebd. 1849–64), einer Sammlung der bedeutendsten Monumente. Die wichtigsten der in philos. Zeitschriften sowie in den Schriften des Archäologischen Instituts, in der «Archäol. Zeitung» und in dem von W. seit 1834 mit Näke ^[August Ferdinand Naeke], seit 1841 mit Ritschl ^[Friedrich Wilhelm] redigierten «Rhein. Museum» erschienenen Aufsätze W.s sind gesammelt in den «Kleinen Schriften» (5 Bde., Bonn und Elberf. 1844–67).–Vgl. Kekulé, Das Leben Friedrich Gottlieb W.s (Lpz. 1880).

Welcker, Herm., Anatom und Anthropolog, Neffe des vorigen, geb. 8. April 1822 zu Gießen,