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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Westbahn - Westenrieder

Die Viehzucht hat bereits Bedeutung erlangt; besonders im Norden finden sich ausgedehnte Grasfluren. Es gab 1895: 58506 Pferde, 200091 Stück Rindvieh und 2295832 Schafe. Der Ackerbau tritt etwas zurück, doch gehört der Weizen zu dem besten Australiens; es stehen überhaupt erst 218239 Acres unter Anbau und zwar 23241 Acres unter Weizen; auch etwas Wein (669 Acres) wird gewonnen. Die europ. Früchte gedeihen sämtlich vorzüglich, ebenso die Olive und die Seidenzucht. Wilder Honig ist reichlich. Die Industrie (377 Betriebe) ist hauptsächlich durch Mahl- und Sägemühlen, Brauerei, Wagenbau, Schuhfabrikation, Herstellung kohlensaurer Wasser u. s. w. vertreten. Die Einfuhr, welche meist in Fabrikaten und Manufakturwaren besteht, betrug 1889: 818127, 1895: 3,77 Mill. Pfd. St. Die Ausfuhr (0,76 und 1,33 Mill. Pfd. St.) besteht vor allem in Gold (1890: 86664, 1895: 879748 Pfd. St.), Wolle (1895: 183510 Pfd. St.), Perlen und Perlmutter, wertvollen Hölzern (Jarrah- und Sandelholz) und Häuten. Der Handel geht zum größten Teil über Perth mit Fremantle, wo große Hafenbauten (Kosten 16 Mill. M.) im Werke sind. 1895 liefen 485 Schiffe (412 Dampfer) mit 814368 Registertons ein, 433 (375) mit 764165 Registertons aus. Die Bahnen sind meist Staatsbahnen, und zwar waren 1896: 216 km der Südwest-, 523 km der Ost- und 175 km der Nordbahn im Betrieb und 316 km im Bau. Privatbahnen giebt es 920 km. Die 230 Post- und Telegraphenstationen erledigten (1895) 17,87 Mill. Briefe und Postkarten, 18 Mill. Zeitungen, 4,08 Mill. Pakete und 0,3 Mill. eingeschriebene Sendungen sowie 720992 Depeschen. Die Telegraphenlinien hatten (1896) eine Länge von 9123 km (1120 km weitere im Bau), darunter besonders die Verbindung mit dem Osten über Eucla. Ein Kabel führt von der Nordküste nach Banjuwangi.

Besiedelung. Bereits 1826 wurde eine Anzahl von Soldaten und Sträflingen von Sydney aus nach dem King-George-Sund geschickt; die Kolonisation begann 1829 durch eine engl. Gesellschaft, welcher die brit. Regierung große Landschenkungen im Küstenland zwischen dem Schwanenfluß und King-George-Sund machte; indessen hatte die Kolonie mit den größten Hindernissen zu kämpfen. Von 1851 bis 1868 erhielt sie 11000 Sträflinge. 1868 wurde die Deportation auf Ansuchen der andern austral. Kolonien eingestellt.

Über die frühern Entdeckungsreisen s. Australien.

Seit Ende der siebziger Jahre war besonders der Norden das Ziel von Forschungsreisenden, so von Forrest (1879 und 1883), Sander und Johns (1882), Durack (1882), O’Donnel (1883 und 1887), Stockdale und Ricketson (1884), Brahshaw (1891) u. a., so daß dieses Gebiet jetzt zu den bestbekannten der Kolonie gehört. Die großen Wüsten der Mitte wurden öfters zu durchqueren versucht, jedoch meist ohne Erfolg, so von der Elderexpedition unter Lindsay (1891 und 1892) und der Calvertexpedition unter Wells (1896/97), welch letztere den Verlust von zwei Mitgliedern zu beklagen hatte. Glücklicher waren Hübbe, der 1895/96 von Oodnadatta nach Coolgardie gelangte und Carnegie, der 1897 die Wüste von Coolgardie bis Kimberley durchzog. Den Hauptteil an der Aufhellung des mittlern Teils von W. haben aber die Goldsucher. – Vgl. Calvert, Western Austrialia, its history and progress (Lond. 1894); Parson, Handbook to Western Australia and its Goldfields (ebd. 1894); Traveller’s Guide to Western Australia (Perth 1894); Woodward, Mining Handbook to the Colony of Western Australia (ebd. 1895); Price, The Land of Gold (Lond. 1896); Schmeißer, Die gegenwärtige Lage des Goldbergbaues in W. (Beilage zur «Vossischen Zeitung», Jan. 1896) und Frasers Year-book of Western Australia. Karten von Calvert und Philip (1896); geolog. Karte von Woodward (1894).

Westbahn. 1) Französische W., s. Französische Eisenbahnen. – 2) Hannoversche W., s. Hannoversche Staatsbahnen. – 3) Schwedische W., s. Schwedische Eisenbahnen. – 4) Schweizerische W., jetzt mit der Jura-Bern-Luzern-Bahn und der Simplonbahn zur Jura-Simplon-Bahngesellschaft vereinigt, s. schweizerische Eisenbahnen. – 5) Ungarische W., s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen. – 6) Böhmische Westbahn s. d.

West-Bay-City (spr. beh ßittĭ), Stadt im nordamerik. Staate Michigan, an der Mündung des Saginaw-River, Bay-City (s. d.) gegenüber, mit Holzindustrie und Salzgewinnung, Schiffahrt und Fischerei; zählt (1890) 12981 E.

Westbeskiden, s. Karpaten.

West-Betschuanen, s. Betschuanen.

West-Bromwich (spr. brömmĭtsch), Municipal-, County- und Parlamentsborough im südl. Industriegebiet der engl. Grafschaft Stafford, an der Great-Western-Bahn, zwischen Birmingham und Wednesbury, hat (1891) 59489 E.; Eisenwerke, Herstellung von Ackergeräten, Ketten und Pferdegeschirr, sowie Glashütten, Gewehr- und Gasfabriken.

Westc., hinter botan. Namen Abkürzung für Frederick Westcott; er beschrieb mit Knowles 1723 den botan. Garten von Birmingham.

West-Calder, schott. Stadt, s. Calder.

West-Chester (spr. tscheßt’r), Hauptort des County Chester im nordamerik. Staate Pennsylvania, westlich von Philadelphia (44 km), hat Handel mit Vieh, Ackerbaugeräten, Fabrikation von Rädern und Wagen, Papiermühlen, ein Lehrerseminar; zählt (1890) 8028 E.

Westdänische Mundart, s. Dänische Sprache und Litteratur.

Westdender, Fluß in Belgien, s. Dender.

West-Derby, Stadt mit 38291 E. in der engl. Grafschaft Lancashire, Vorort von Liverpool (s. d.).

Westdeutsche Binnenschiffahrts-Berufsgenossenschaft, s. Schiffahrts-Berufsgenossenschaften.

Westdeutsche Eisenbahngesellschaft, s. Bd. 17.

Westdeutscher Verein für Kolonisation und Export, s. Handelsgeographie.

West-Dievenow, s. Dievenow.

Westen, s. Himmelsgegenden.

Westend, Villenkolonie bei Charlottenburg (s. d.).

Westenfeld, preuß. Landgemeinde, s. Bd. 17.

Westengrisch, s. Deutsche Mundarten.

Westenland, s. Nordfriesland.

Westenrieder, Lorenz von, Schriftsteller, geb. 1. Aug. 1748 zu München, wurde erst Weltpriester, 1773 Professor der Poesie in Landshut und 1774 Professor der Rhetorik zu München, 1776 Büchercensurrat, 1778 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1786 Geistlicher Rat und 1800 Domkapitular. Er starb 14. März 1829 zu München, wo ihm 1854 ein Standbild (von Widnmann) gesetzt wurde. Im Auftrage der Regierung verfaßte er eine Reihe histor. und geogr. Schulbücher. Von seinen übrigen zahlreichen Schriften sind zu erwähnen: das heroische Drama «Marc Aurel»