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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weyer; Weyhers; Weyhill; Weymouth; Weymouthskiefer; Weyprecht; Weyr

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Weyer - Weyr

ein herberer, leidenschaftlich dramat. Zug sich geltend macht. Um 1430 kam W. nach Brüssel, wo er für die Stadt die Allegorien der Justitia malte. 1449 entstand sein bedeutendes Wert für das Spital in Beaune: Das Jüngste Gericht. Damals hielt er sich einige Zeit in Italien auf, wie die Madonna mit dem Wappen der Medici bestätigt (Städelsches Institut in Frankfurt), 1455 lebte er wieder zu Brüssel. Flügelaltäre bewahren die Sammlungen zu Antwerpen (Sieben Sakramente), Wien (Kreuzigung), München (Anbetung der Könige), Frankfurt a. M., Berlin (siehe Tafel: Niederländische Kunst Ⅴ, Fig. 1), die große Darstellung der Kreuzabnahme Christi das Museum zu Madrid.

Weyer, Georg Daniel Eduard, Nautiker, geb. 26. Mai 1818 zu Hamburg, studierte in Berlin, wurde 1847 Assistent der Hamburger Sternwarte und Navigationslehrer, 1850 in Kiel Lehrer an der Seekadettenschule, 1853 außerord., 1860 ord. Professor der Mathematik und Astronomie an der Universität daselbst: auch war er Navigationsexaminator von 1864 bis 1870 und Lehrer an der Marineschule von 1866 bis 1868 sowie an der Marineakademie seit ihrer Gründung 1873. Er starb 23. Dez. 1896 in Kiel. Von W. erschienen außer zahlreichen Abhandlungen in den «Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie» (Berlin) und in den «Astron. Nachrichten»: «Über die Differentialformeln für Kometenbahnen von großer Excentricität» (Berl. 1852), «Über die Bahn des zweiten Kometen vom J. 1849» (Kiel 1853), «Über die totale Sonnenfinsternis vom 18. Juli 1860» (ebd. 1860), «Vorlesungen über nautische Astronomie» (ebd. 1871), «Die Bestimmung der wahrscheinlichsten geogr. Lage eines Beobachtungsortes aus einer beliebigen Anzahl von Gestirnshöhen» (ebd. 1884), «Elementare Berechnung der Sternschnuppenbahnen um die Sonne» (ebd. 1886), «Über Interpolation für die Mitte bei periodischen Funktionen» (ebd. 1887), «Kurze Azimut-Tafel für alle Deklinationen, Stundenwinkel und Höhen der Gestirne auf beliebigen Breiten» (Hamb. 1890), «Über die Bahnen der Planetenmonde in Bezug auf die Sonne» (Kiel 1890), «Einführung in die neuere konstruierende Geometrie» (Lpz. 1891), «Über die parabolische Spirale» (Kiel und Lpz. 1894), «Elementare Bestimmung der Lage der gleichseitigen Hyperbel im Kegel» (1894, im «Archiv der Mathematik und Physik»), «Neue Konstruktion einer Lambertschen Aufgabe aus der praktischen Geometrie» (ebd. schon 1843), «Die magnetische Deklination und ihre säkulare Veränderung für 48 Beobachtungsörter» (Halle 1895, Leopoldina).

Weyer, Joh., auch Weier und Wier genannt, Bekämpfer der Hexenprozesse, geb. 1515 zu Grave in Nordbrabant, war 1533 in Bonn der Schüler und Hausgenosse des Cornelius Agrippa, studierte in Paris und Orléans Medizin und wurde 1545 Stadtarzt von Arnheim. 1550 trat er als Leibarzt in die Dienste Wilhelms Ⅳ., Herzogs von Jülich, Cleve und Berg, eines der freisinnigsten Fürsten seiner Zeit. W. war der erste, der seine Stimme gegen die Greuel der Hexenprozesse erhob. Mit seiner Schrift «De praestigiis daemonum et incantationibus ac veneficiis» (Bas. 1563; 7. Aufl. 1583) wandte er sich an den Kaiser und an alle Fürsten, um diese von der Verderblichkeit der Hexenprozesse zu überzeugen. Als aber Herzog Wilhelm und sein Sohn unheilbar erkrankten, nahmen die Hexenverfolgungen noch zu; W. mußte fliehen und starb 1588 in Tecklenburg. Der Hauptgegner W.s war der Franzose Jean Bodin (s. d.). Seine Werke erschienen im Wiederabdruck als «Opera omnia» 1660 zu Amsterdam; seine Lebensgeschichte hat K. Binz (2. Aufl., Berl. 1896) herausgegeben.

Weyhers, preuß. Flecken, s. Bd. 17.

Weyhill (spr. weh-), Dorf bei Andover (s. d.) in Hampshire.

Weymouth (spr. wéhmöth), Seehafenstadt, Municipalborough in der engl. Grafschaft Dorset, an der Mündung der Wey in die südlich von der Portland-Halbinsel abgeschlossene Bai des Kanals, an der London and South-Western Bahn, Sitz eines deutschen Vicekonsuls, Hauptstation der Küstenwachten mit Fort und Leuchtturm, hat mit Melcombe-Regis (1891) 13769 E., Lateinschule; Schiffswerften, Seilerbahnen, Segeltuchfabrikation, lebhaften Handel, namentlich mit den Normannischen Inseln, Ausfuhr besonders von Portlandstein und viel besuchte Seebäder.

Weymouth (spr. wéhmöth), Stadt im County Norfolk im nordamerik. Staate Massachusetts, südöstlich von Boston, am Bostonhafen und an der Old-Colony-Bahn, hat (1890) 10866 E.; Fabrikation von Schuhen und verwandte Industrie, Nägelfabrik, Anfertigung von Hängematten u. s. w.

Weymouthskiefer (spr. wéhmöths-), s. Kiefer.

Weyprecht, Karl, Nordpolfahrer, geb. 8. Sept. 1838 zu König bei Michelstadt (Hessen), besuchte die Gewerbeschule in Darmstadt, trat 1856 in die österr. Marine, wurde 1868 Schiffslieutenant, war 1870 zur Beobachtung der Sonnenfinsternis in Tunis, unternahm 1871 mit Payer (s. d.) eine Expedition von Tromsö aus nach Spitzbergen und Nowaja Semlja und leitete 1872‒74 die große österr.-ungar. arktische Expedition, auf der Franz-Joseph-Land (s. d.) entdeckt wurde. 1875 legte er dem Deutschen Naturforschertage in Graz den Plan vor, die Nordpolexpeditionen durch systematische Erforschung mittels eines internationalen Netzes dauernder Beobachtungsstationen zu ersetzen, welcher Plan 1882 und 1883 Verwirklichung fand, nachdem W. 29. März 1881 zu Michelstadt gestorben war. W. veröffentlichte, außer Aufsätzen in Petermanns «Mitteilungen» und andern Zeitschriften, «Die Metamorphosen des Polareises» (Wien 1878‒79), «Astronom. und geodätische Bestimmungen der österr.-ungar. arktischen Expedition» (ebd. 1877), «Die Nordlichtbeobachtungen der österr.-ungar. arktischen Expedition» (ebd. 1878), «Praktische Anleitung zur Beobachtung der Polarlichter und der magnetischen Erscheinungen in hohen Breiten» (ebd. 1881). – Vgl. H. von Littrow, Karl W., Erinnerungen und Briefe (Wien 1881).

Weyr, Rudolf, Bildhauer, geb. 22. März 1847 in Wien, begann an der dortigen Akademie bei Professor Bauer seine Studien, die er bei J. Cesar fortsetzte. Sein erstes erfolgreiches Werk war: Simson und Delila (Weltausstellung 1873). Zum Jubiläum der 25jährigen Regierung des Kaisers fertigte W. den vom Niederösterreichischen Gewerbeverein gewidmeten Tafelaufsatz. Bei der Konkurrenz für das Grillparzer-Denkmal erhielt 1878 sein Entwurf den ersten Preis; dem Künstler wurde die Ausführung der Reliefs übertragen. Vielfach beschäftigt wurde er durch die große Wiener Bauthätigkeit als dekorativer Plastiker; so für das neue kunsthistor. Hofmuseum, für die neue Universität und seit 1883 für das neue Burgtheater. Neben 12 gepaarten Gestal- ^[folgende Seite]