Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Widukind; Wiebelskirchen; Wieck; Wied

693

Widukind (Geschichtschreiber) – Wied

wobei Karl selbst sein Pate war. Nach der Sage erhob dann Karl den W. zum Herzog der Sachsen und gab ihm Engern zu eigen. W. soll dann mild und gerecht geherrscht haben, bis er 807 auf einem Feldzug gegen Herzog Gerold von Schwaben den Tod gefunden. Begründet ist dagegen, daß sein Enkel Waltbrecht das Kloster Wildeshausen stiftete und daß Heinrichs Ⅰ. Gemahlin Mathilde von W. abstammte. Seine Gebeine ruhen angeblich in der Pfarrkirche zu Enger in der Grafschaft Ravensberg, wo Karl Ⅳ. 1377 sein Denkmal erneuern ließ. Den Namen Wittekindsberg (s. d.) trägt der höhere der Berge der Westfälischen Pforte. – Vgl. Diekamp, W. der Sachsenführer nach Geschichte und Sage (Münst. 1877). Poetisch behandelt wurde W. in dem Epos «Wittekind der Sachsenherzog» von Rudow (Okrös und Lpz. 1893).

Widukind, deutscher Geschichtschreiber, war Mönch zu Corvei in Westfalen und wurde 967 durch die glänzenden Thaten Ottos Ⅰ. angeregt, die Geschichte des Sachsenvolks («Res gestae Saxonicae») zu schreiben. Für die Geschichte Heinrichs Ⅰ. und Ottos Ⅰ. ist sein Werk eine Hauptquelle. Am besten herausgegeben wurde es von Waitz in den «Monumenta Germaniae» («Scriptores», Bd. 3; in besonderm Abdruck in den «Scriptores rerum Germanicarum», 3. Ausg., Hannov. 1882); übersetzt von Schottin, neu bearbeitet von Wattenbach in den «Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit» (Lpz. 1882). – Vgl. Köpke, W. von Corvei (Berl. 1867); J. Raase, W. von Corvei (Dissertation, Rostock 1880); Wattenbach, W. von Corvei in den «Sitzungsberichten der Berliner Akademie» (Berl. 1896).

Wiebelskirchen, Dorf im Kreis Ottweiler des preuß. Reg.-Bez. Trier, an der Blies, hat (1895) 5718 E., darunter etwa 920 Katholiken, Postagentur, Fernsprechverbindung, evang. Kirche; Steinkohlenbergbau und Steinindustrie.

Wieck. 1) W. bei Greifswald, Dorf und Seebad im Kreis Greifswald des preuß. Reg. Bez. Stralsund, gegenüber von Eldena, am Einfluß des Ryckgrabens in die Dänische Wiek, am Vorhafen von Greifswald, hat (1895) 909 E.; Fischräuchereien und Fischkonservenfabriken. – 2) W. auf dem Darß, Dorf auf der Halbinsel Darß (s. d.). – 3) W. auf Rügen, Dorf, s. Wiek.

Wieck, Friedr., Klavierpädagog, geb. 18. Aug. 1785 zu Pretzsch bei Torgau, studierte Theologie in Wittenberg, widmete sich später der Musik und errichtete zu Leipzig eine Pianofortefabrik und eine Musikalienhandlung. Daneben fing er an, nach einer eigenen Methode Klavierunterricht zu geben, und erlangte bald einen bedeutenden Ruf als Lehrer. 1840 ging er nach Dresden, wo er auch noch Gesangunterricht gab; er starb 6. Okt. 1873 in Loschwitz bei Dresden. Zu seinen Schülern gehören Hans von Bülow, Spindler, Rollfuß u. a., besonders auch seine Kinder Klara (s. Schumann, Klara), Alwin W., geb. 27. Aug. 1821 zu Leipzig, gest. 21. Okt. 1885 als Musiklehrer in Dresden, und die Pianistin Marie W., geb. 1832 in Leipzig. – Vgl. A. von Meichsner, Friedr. W. (Lpz. 1875); Kohut, Friedr. W. (Dresd. 1888).

Wied, rechter Nebenfluß des Rheins im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, entspringt im Westerwalde aus einem kleinen See bei Dreifelden, erreicht unterhalb Altwied das Neuwieder Becken und mündet bei Irlich.

Wied, preuß. Standesherrschaft, war ehemals reichsunmittelbare Grafschaft im Westfälischen Kreise und gehörte schon im 11. Jahrh. dem alten Dynastengeschlecht Wied (s. d.), das nach ihr den Namen führte und in seinen weiblichen Nachkommen dieselbe noch gegenwärtig besitzt. Die Grafschaft teilte sich, nachdem sie 1462 durch Heirat an das Haus Runkel gefallen und die Herrschaft Runkel mit W. vereinigt war, seit 1698 in die obere Grafschaft Wied-Runkel und die untere Wied-Neuwied. Jene umfaßte 220 qkm an der Lahn im ehemaligen Herzogtum Nassau und zerfiel in die Grafschaft Runkel und das Oberamt Dierdorf, diese 600 qkm mit der Stadt Neuwied (s. d.). Beide hatten zusammen eine Stimme in dem westfäl. Grafenkollegium und Wied-Runkel noch außerdem wegen des Besitzes von Criechingen seit 1735 Anteil an der wetterauischen Kuriatstimme im Reichsfürstenrate. Sämtliche Lande verloren durch die Begründung des Rheinbundes, dem sie nicht beitraten, 1806 ihre Reichsunmittelbarkeit und wurden teils unter herzogl. nassauische, teils unter großherzogl. bergische Landeshoheit gestellt. Durch die Wiener Kongreßakte kamen sie als Standesherrschaften unter preuß. und nassauische Landeshoheit.

Wied, altes Dynastengeschlecht, das seinen Namen nach der Grafschaft Wied (s. d.) führte, kommt urkundlich zuerst 1093 vor. Es erlosch im Mannsstamm mit dem Grafen Lothar 1243, und die Grafschaft fiel an seinen Schwestersohn Bruno, Grafen zu Isenburg, der hierauf den Namen W. annahm. Als auch dessen Stamm mit dem Grafen Wilhelm 1462 im Mannsstamm erlosch, kam die Grafschaft an Friedrich von Runkel (gemeinsamen Ursprungs mit den Grafen von Westerburg), dessen Mutter, Gräfin Anastasia von Isenburg-Wied, eine Bruderstochter des letzten Grafen Wilhelm von Isenburg-Wied war. Graf Friedrich (1462‒87), dessen Sohn Hermann (s. d.) 1515‒47 Erzbischof von Köln war, wurde nun der Stifter des gegenwärtigen Hauses W. Nach dem Tode seines Nachkommen, des Grafen Friedrich, 1698 teilte sich das Haus durch dessen Söhne in die Linien Wied-Runkel und Wied-Neuwied. Jene besaß die obere Grafschaft Wied-Runkel an der Lahn und wurde 1791 mit dem Grafen Christian Ludwig in den Fürstenstand erhoben, erlosch jedoch mit seinen Söhnen, als schnell nacheinander der Fürst Karl Ludwig Friedrich Alexander 9. März 1824 und sein Bruder, der Fürst Friedrich Ludwig, der erst in holländ., dann in österr. Diensten in höhern militar. Würden den ganzen franz. Krieg mitgemacht hatte, 28. April 1824 kinderlos verstarben, worauf die jüngere Linie unter dem Namen W. sämtliche Lande vereinigte. Die Linie Wied-Neuwied hatte im Grafen Johann Friedrich Alexander 1784 den Fürstenstand erhalten. Sein Urenkel, Fürst Hermann zu W. (geb. 22. Mai 1814, gest. 5. März 1864), hat sich als philos. Schriftsteller bekannt gemacht. Ihm folgte sein einziger Sohn, Fürst Wilhelm zu W., geb. 22. Aug. 1845, vermählt seit 18. Juli 1871 mit der Prinzessin Marie der Niederlande. Er wurde im Jan. 1897 zum Präsidenten des preuß. Herrenhauses gewählt. Dessen Schwester ist die Königin Elisabeth (s. d.) von Rumänien.

Wied, Prinz Maximilian von, Naturforscher, geb. 23. Sept. 1782 zu Neuwied, wurde Offizier in preuß. Diensten, aus denen er als Generalmajor seine Entlassung nahm. Schon frühzeitig beschäftigte er sich mit naturwissenschaftlichen, geogr. und histor. Forschungen. In Begleitung der Naturforscher Freireiß und