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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wiedehopf; Wiedemann; Wieden; Wiedenbrück; Wiedensahl; Wiederaufnahme

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Wiedehopf - Wiederaufnahme (des Konkursverfahrens)

Sellow bereiste er 1815‒17 die innern Provinzen Brasiliens. 1832‒34 führte er eine zweite Forschungsreise nach den nordamerik. Freistaaten bis zum obern Missouri aus. Er starb 3. Febr. 1867 zu Neuwied, wo sich auch seine reichen naturhistor. Sammlungen befinden. Er veröffentlichte: «Reise nach Brasilien in den J. 1815‒17» (2 Bde., Frankf. 1820‒21, mit Atlas in Fol.), «Brasilien. Nachträge u. s. w.» (ebd. 1850), «Beiträge zur Naturgeschichte Brasiliens» (4 Bde., Weim. 1824‒33), «Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens» (15 Hefte, ebd. 1823‒31), «Reise nach Nordamerika» (2 Bde., Koblenz 1838‒41, mit Atlas von 81 Kupfern) und mehrere naturhistor. Abhandlungen für die Leopoldinisch-Karolinische Akademie, deren thätiges Mitglied er bis zu seinem Tode blieb.

Wiedehopf (Upupa epops L., s. Tafel Kuckucksvögel Ⅱ, Fig. 3), Kuckucksküster, ein zu den kuckucksartigen Vögeln gehörender Zugvogel, der im Sommer alle Teile Europas, vorzüglich Frankreich und Südrußland, besucht. Deutschland verläßt er schon im August wieder, um in Nordafrika und Vorderasien zu überwintern. Er mißt 28 cm in der Länge, hat gelbes Gefieder und schwarze, weißgebänderte Flügel und Schwanz. Eine aufrichtbare, an der Spitze schwarze Federkrone, die er beim Fressen und Schreien in rasche Bewegung setzt, zeichnet ihn vor andern deutschen Vögeln aus. Seine Nahrung sind Insektenlarven, die er mit dem langen, dünnen, etwas gebogenen Schnabel aus dem Schlamme oder den Exkrementen großer Säugetiere hervorzieht. Infolge dieser Nährweise und weil die Beschaffenheit seines in Baumlöchern angelegten Nestes die Entfernung des Unrats nicht gestattet, haben besonders die Jungen einen sehr widrigen Geruch. Daß er sein Nest aus Kot erbaue, sich davon nähre (daher Kotvogel), ist unwahr. Obgleich von Natur scheu, läßt der W.sich leicht zähmen, empfiehlt sich jedoch wegen seiner Unreinlichkeit nicht zum Zimmervogel.

Wiedemann, Ferd. Joh., Sprachgelehrter, geb. 18. (30.) März 1805 zu Hapsal im Gouvernement Esthland, studierte in Dorpat, wurde 1830 Lehrer am Gymnasium zu Mitau, 1837 Oberlehrer der griech. Sprache am Gymnasium zu Reval. Seit 1857 war er Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Petersburg, wo er 29. Dez. 1887 starb. Seine linguistischen Arbeiten sind: «Versuch einer Grammatik der syrjänischen Sprache» (Reval 1847), «Versuch einer Grammatik der tscheremissischen Sprache» (ebd. 1847), «Grammatik der wotjakischen Sprache» (ebd. 1851), «Livische Grammatik nebst Sprachproben und livisch-deutschem und deutsch-livischem Wörterbuch» (Petersb. 1861; den 2. Bd. der gesammelten Werke von J. A. ^[korrekt A. J.: Andreas Johan] Sjögren bildend und auf den hinterlassenen Sammlungen dieses Gelehrten beruhend), «Versuch über den werro-esthnischen Dialekt» (ebd. 1864), «Grammatik der ersa-mordwinischen Sprache» (ebd. 1865), «Esthnisch-deutsches Wörterbuch» (ebd. 1869; 2. Aufl. 1891‒92), «Über die Nationalität und Sprache der jetzt ausgestorbenen Kreewinen in Kurland» (ebd. 1871), «Grammatik der esthnischen Sprache» (ebd. 1875), «Aus dem innern und äußern Leben der Esthen» (ebd. 1870), «Syrjänisch-deutsches Wörterbuch nebst einem wotjakisch-deutschen im Anhange» (ebd. 1880), «Grammatik der syrjänischen Sprache» (ebd. 1884).

Wiedemann, Gust. Heinr., Physiker und Chemiker, geb. 2. Okt. 1826 in Berlin. studierte dort seit 1844 Physik und Chemie, habilitierte sich 1851 in Berlin als Privatdocent für Physik, wurde 1854 Professor der Physik in Basel, 1863 am Carolinum in Braunschweig, 1866 am Polytechnikum in Karlsruhe und 1871 Professor der physik. Chemie an der Universität Leipzig, wo er 1887 die Professur für Physik übernahm. Seine Forschungen gehören zum größten Teil der Elektricitätslehre und dem Magnetismus an. Sie betreffen unter anderm die Beziehungen zwischen der Leitung der Wärme und der Elektricität, zwischen dem mechan. und magnetischen Verhalten der Körper sowie die Abhängigkeit der letztern von ihrer chem. Zusammensetzung. Er schrieb: «Die Lehre von der Elektricität» (4 Bde., Braunschw. 1882‒85), zugleich als 3. Auflage der in den J. 1860‒63 erschienenen «Lehre vom Galvanismus und Elektromagnetismus» (2 Bde.); eine 4. Auflage erschien in 5 Bänden (Lpz. 1893 fg.). Seit Ostern 1877 giebt W. die «Annalen der Physik und Chemie» heraus.

Sein älterer Sohn Eilhard, geb. 1. Aug. 1852 in Berlin, seit 1886 Professor der Physik an der Universität Erlangen, früher in Darmstadt, redigiert seit 1877 die Beiblätter zu den «Annalen der Physik und Chemie». – Der jüngere Sohn Alfred, geb. 18. Juli 1856 in Berlin, studierte Ägyptologie und alte Geschichte, wurde Privatdocent und 1891 außerord. Professor an der Universität Bonn, veröffentlichte eine «Ägypt. Geschichte» (mit Supplement, Gotha 1884‒88), «Herodots Zweites Buch», mit Erläuterungen (Lpz. 1890), «Die Religion der alten Ägypter» (Münst. 1890) u. a.

Wieden, Vorstadt von Wien und deren Ⅳ. Bezirk (59135 E.) bildend (s. Plan: Wien, Stadtgebiet).

Wiedenbrück. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Minden, hat 498,90 qkm und (1895) 48636 (24240 männl., 24396 weibl.) E., 4 Städte und 24 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis W., an der Ems und der Nebenlinie Münster-Rheda-Lippstadt der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Bielefeld), hat (1895) 3265 E., darunter 180 Evangelische und 19 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath. und evang. Kirche, Franziskanerniederlassung, Krankenanstalt, Rektoratschule, höhere Mädchenschule, städtische und Kreissparkasse; Bildhauerei und Kunsttischlerei, Fabrikation von Cigarren, Seilerwaren, Molkereien, Ackerbau, Viehzucht und Märkte.

Wiedensahl, Dorf bei Loccum (s. d.).

Wiederaufnahme des Konkursverfahrens, das infolge eines Zwangsvergleichs (s. d.) aufgehoben worden ist, findet nach der Deutschen Konkursordnung (§§. 183 und 184) statt, wenn der Gemeinschuldner rechtskräftig wegen betrüglichen Bankrotts verurteilt worden ist. Durch diese Verurteilung wird der durch den Zwangsvergleich begründete Schulderlaß bezüglich aller Gläubiger aufgehoben. Sofern genügende Masse vorhanden ist, wird dann das Konkursverfahren auf Antrag eines (an dem frühern Verfahren beteiligten) Konkursgläubigers durch Beschluß des Gerichts wieder aufgenommen. An dem aufgenommenen Verfahren nehmen die Gläubiger, für und gegen welche der Zwangsvergleich wirksam war, mit dem noch nicht getilgten Betrage ihrer ursprünglichen Forderungen teil. Aber auch die neuen Gläubiger des Gemeinschuldners sind zur Teilnahme an dem Verfahren berechtigt. Das Konkursverfahren wird, soweit nötig,