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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wilberg; Wilbrandt; Wilcken; Wilckens

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Wilberg - Wilckens

1780 trat er für seine Vaterstadt ins Unterhaus und verwendete sich mit Erfolg für die Abschaffung der Sklaverei. In der Session von 1789 trug er, von Fox und Pitt unterstützt, auf Unterdrückung des brit. Negerhandels an, jedoch hatten auch seine später wiederholten Anträge keinen Erfolg. (S. Sklaverei.) Erst 23. Febr. 1807 wurde die Unterdrückung des brit. Sklavenhandels, vom 1. Jan. 1808 an, ausgesprochen. Nach diesem Siege suchte er die brit. Regierung zum Einschreiten gegen den Menschenhandel anderer Nationen zu bewegen. Auf seine Veranlassung brachte Castlereagh die Abschaffung der Sklaverei auf dem Wiener Kongreß zur Sprache, und es erfolgte der Abschluß der Verträge, die Frankreich, Spanien und Portugal zur Abstellung des Negerhandels verpflichteten. W. starb 29. Juli 1833. Von ihm erschien das Buch «Practical view of the prevailing religious system of professed Christians in the higher and middle classes of this country, contrasted with real Christianity» (Lond. 1797 u. ö.). Eine Lebensbeschreibung nebst Auszügen aus seinem Tagebuche und Briefwechsel gaben seine Söhne Robert Isaak und Samuel (5 Bde., Lond. 1838; neue Bearbeitung in 1 Bd., von Samuel W., 1868; 2. Aufl. 1871) heraus; eine Ergänzung derselben bieten die «Private papers of William W.» (ebd. 1897). – Vgl. Colquhoun, W. W. his friends and his times (Lond. 1866); Krummacher, William W. (Barmen 1890).

Wilberg, Christian, Landschafts- und Architekturmaler, geb. 20. Nov. 1839 zu Havelberg, war Schüler von Ed. Pape in Berlin und von Oswald Achenbach in Düsseldorf und bereiste sodann Italien, Österreich und Deutschland, worauf er sich in Berlin niederließ. Es sind besonders ital. Landschaften und Bauwerke, welchen er seine Thätigkeit widmete und seinen Ruf verdankt. Von den Landschaften sind die Grotte der Egeria, Parkeinsamkeit (nach einem Motiv von Frascati), Memento mori (Motiv aus dem Sabinergebirge; Dresdener Galerie), sein für die Fischereiausstellung in Berlin gemaltes großes Panorama vom Golf von Neapel und die Villa Mondragone bei Frascati (Nationalgalerie zu Berlin) hervorzuheben; von seinen Architekturbildern das Innere der Markuskirche in Venedig und das Innere der Cappella palatina in Palermo (Museum in Breslau) und der Blick auf Santa Maria della Salute in Venedig, von seinen klassischen Architekturbildern der Junotempel in Girgenti und einige Ansichten von Pergamos, wie die Rekonstruktionen klassischer Bauten im Cafe Bauer in Berlin und die Ansicht der Caracallathermen und Roms, beide bei der Hygieineausstellung 1882 in Berlin verbrannt. Er starb 3. Juni 1882 in Paris.

Wilbrandt, Adolf, Dichter, geb. 24. Aug. 1837 zu Rostock, studierte die Rechte, später Philosophie, Kunstwissenschaft und Geschichte zu Rostock, Berlin und München und war 1859‒61 Mitredacteur der «Süddeutschen Zeitung» in München. In der folgenden Zeit lebte er als Schriftsteller abwechselnd in Berlin, Rostock, Frankfurt a. M. und München und hatte 1871‒77 seinen Aufenthalt in Wien, wo er sich im Juni 1873 mit der Hofschauspielerin Auguste Baudius (geb. 1. Juni 1845 in Zwickau, seit 1861 am Hofburgtheater befonders im feinern Lustspiel thätig und seit 1877 pensioniert) vermählte. 1877‒81 hielt er sich abwechselnd in Deutschland, Österreich und Italien auf. 1881 wurde er zum Direktor des Hofburgtheaters ernannt, legte 1887 dieses Amt freiwillig nieder und lebt seitdem in Rostock. Von W.s ersten litterar. Arbeiten ist die treffliche Biographie «Heinrich von Kleist» (Nördl. 1863) und der Roman «Geister und Menschen» (3 Bde., ebd. 1864) zu nennen. Hierauf wandte er sich wesentlich der dramat. Produktion zu, als deren Früchte zu erwähnen sind das Drama «Der Graf von Hammerstein» (Berl. 1870) und die Lustspiele «Unerreichbar» (ebd. 1870), «Jugendliebe» (Wien 1872), «Die Maler» (ebd. 1872), «Ein Kampf ums Dasein» (ebd. 1874), «Der Unterstaatssekretär» (1890). Einen höhern dramat. Stil zeigt er in den Tragödien «Grachus der Volkstribun» (Wien 1872), «Arria und Messalina» (ebd. 1874), «Giordano Bruno» (ebd. 1874), «Nero» (ebd. 1876), «Kriemhild» (ebd. 1877), «Robert Kerr» (ebd. 1880), «Der Meister von Palmyra» (Stuttg. 1890), «Gräfin Mathilde» (1891) und in den Schauspielen «Natalie» (1878), «Auf den Brettern» (1878), «Die Tochter des Herrn Fabricius» (Wien 1883), «Assunta Leoni» (ebd. 1883), «Der Königsbote» (1894), «Die Eidgenossen» (1895) und «Johannes Erdmann» (1895). Diese Dramen zeugen von W.s hoher Begabung, sowohl in Bezug auf dramat. Erfindung, Schönheit und Kraft des poet. Ausdrucks als auch Bühnentechnik. Dramat. Dichtungen W.s wurden zweimal mit dem Wiener Grillparzerpreis, einmal mit dem Berliner Schillerpreis gekrönt. Weniger bedeutend sind seine Novellendichtungen, in denen er meist kompliziertere psychol. Probleme zu lösen unternimmt. Hierher gehören «Novellen» (Berl. 1869), «Neue Novellen» (ebd. 1870), «Neues Novellenbuch» (Wien 1875), «Novellen aus der Heimat» (2 Bde., Berl. 1882), «Der Verwalter. Die Verschollenen. Zwei Novellen» (Bresl. 1884) und die Romane «Fridolins heimliche Ehe» (Wien 1877), «Meister Amor» (ebd. 1880), «Adams Söhne» (2. Aufl., Berl. 1890), «Hermann Ifinger» (Stuttg. 1892 u. ö.), das tragische Geschick H. Makarts behandelnd; «Der Dornenweg» (ebd. 1894), «Die Osterinsel» (ebd. 1895), «Die Rothenburger» (ebd. 1895), «Beethoven» (in Versen, ebd. 1895), «Hildegard Mahlmann» (ebd. 1897). Geringere Begabung zeigt W. für die lyrische Dichtung, wie seine «Gedichte» (Wien 1874) und «Neue Gedichte» (Stuttg. 1889) beweisen. Wertvoll durch gediegenes Urteil ist seine biogr. Studie «Hölderlin, der Dichter des Pantheïsmus» (Münch. 1870). Aus Fritz Reuters Nachlaß veröffentlichte W. «Nachgelassene Schriften» nebst einer Biographie des Dichters (2 Bde., Rost. 1875). Die Lebensbeschreibungen Hölderlins und Reuters erschienen neu Dresden 1891 (2. Aufl., Berl. 1896). W.s vermischte Schriften erschienen als «Gespräche und Monologe» (Stuttg. 1889).

Wilcken, Hermann, s. Witekind.

Wilckens, Martin, Zoolog und Schriftsteller über landwirtschaftliche Tierkunde, geb. 3. April 1834 zu Hamburg, studierte in Göttingen, Wien und Würzburg Medizin und Naturwissenschaften und fungierte dann als Armenarzt in Hamburg, indem er zugleich Anatomie an der dortigen anatom.-chirurg. Lehranstalt vortrug. 1859 siedelte er nach Jena über, um land- und volkswirtschaftliche Studien zu betreiben. 1861 kaufte er das Rittergut Pogarth in Schlesien, das er bis 1871 musterhaft bewirtschaftete. Nach Verkauf desselben habilitierte er sich in der mediz. Fakultät zu Göttingen für Tierphysiologie und Tierzucht, wurde 1872 als Professor der Landwirtschaft an die Universität