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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wilhelm Ⅰ.; Wilhelm Ⅱ.; Wilhelm Ⅲ.

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Wilhelm Ⅱ. (Markgraf von Meißen) - Wilhelm Ⅰ. (Graf von Nassau)

Grimma. Da er keine Kinder hinterließ, fiel sein Landesteil seinen Neffen zu. – Vgl. C. Wenck, Die Wettiner im 14. Jahrh. (Lpz. 1877).

Wilhelm Ⅱ., Markgraf von Meißen, dritter Sohn Markgraf Friedrichs des Strengen, geb. 1370, regierte seit 1381 mit seinen Brüdern Friedrich (dem Streitbaren) und Georg (gest. 1402) gemeinschaftlich im Osterland. 1409 kam es zu einer Örterung (widerruflichen Teilung), bei der W. den größten Teil des Osterlandes, 1415 zu einer zweiten, bei der er Meißen erhielt. 1422 nahm er an einem Zuge zum Entsatz des von den Hussiten belagerten Karlsteins teil. Er starb im März 1425. Sein Erbe fiel dem Bruder zu.

Wilhelm Ⅲ., der Tapfere, Markgraf von Meißen (1428‒82), Landgraf von Thüringen, jüngster Sohn Friedrichs des Streitbaren, geb. 30. April 1425, regierte bis 1435 mit seinem Bruder gemeinschaftlich, worauf ihm bei der endgültigen Teilung, 17. Dez. 1445, Thüringen, die fränk. Besitzungen und Teile des Oster- und Pleißnerlandes zufielen. Aus mannigfachen Mißhelligkeiten entwickelte sich der Bruderkrieg (1446‒51). Für die Verwaltung gewann die Landesordnung von 1446 Bedeutung. W. starb im Sept. 1482, seine Lande fielen den Söhnen seines Bruders, Ernst und Albrecht, zu.

Wilhelm Ⅰ., der Jüngere oder der Schweigsame, Prinz von Oranien, Graf von Nassau (s. d.) aus der Ottonischen Linie, der Begründer der niederländischen Unabhängigkeit, geb. 16. April 1533 auf dem Schlosse Dillenburg in Nassau als ältester Sohn des Grafen Wilhelm des Ältern (gest. 1559) von Nassau, kam zeitig als Page an den Hof Kaiser Karls Ⅴ., wo er im kath. Glauben erzogen ward, und erbte 1544 von seinem kinderlosen Vetter, Renatus von Nassau, das Fürstentum Oranien (s. d.). Schon 1555 erhielt er den Oberbefehl in den Niederlanden und die Statthalterschaft der Provinzen Holland, Seeland und Utrecht. Als später die Generalstatthalterin Margareta von Parma unter Mitwirkung Granvellas (s. d.) die Niederlande nach span. Grundsätzen zu regieren anfing und besonders gewaltsam gegen die Ketzer einschritt, war W. die Seele des Widerstandes, der Granvellas Abberufung erzwang. Als Alba (s. d.) nach den Niederlanden abgegangen war, versuchte W. vergebens Egmond (s. d.) zu bewegen, mit ihm für die bedrohte Freiheit einzutreten. Darauf legte er seine Ämter nieder und ging 1567 nach Dillenburg. Der Herzog von Alba ließ die Ausgewanderten, darunter W. und dessen Bruder Ludwig von Nassau, vor den sog. Blutrat laden und, als sie nicht erschienen, ächten. Auch nahm Alba den 13 jährigen Sohn W.s, den Grafen Philipp Wilhelm von Büren, gefangen und schickte ihn nach Spanien, wo er 28 Jahre lang als Geisel festgehalten ward.

Nun bekannte W. sich öffentlich zum Protestantismus und bereitete sich zum Kampfe vor. Seine Brüder Ludwig und Adolf schlugen die span. Truppen bei Heiligerlee (24. Mai 1568), wo Adolf fiel; doch kurz nachher wurde Ludwig von Alba zurückgedrängt und bei Jemgum geschlagen. Dann drang W. in Brabant ein, mußte aber nach kurzer Zeit wegen Geldmangel seine Truppen entlassen. Mit 1200 Reitern, die ihm blieben, schloß er sich 1569 dem Herzog Wolfgang von Zweibrücken an, der nach Frankreich den Hugenotten zu Hilfe zog. Auf des franz. Admirals Coligny Anraten gab W. seit 1570 Kaperbriefe gegen die Spanier aus. Dann sammelte er ein neues Heer, um zunächst seinen in Mons von Alba belagerten Bruder Ludwig zu entsetzen. Allein die franz. Hilfstruppen, die die Hugenotten schickten, wurden geschlagen, und W. selbst mußte bald seine Truppen entlassen. Um dieselbe Zeit wurde er von den zu Dordrecht (Juli 1572) versammelten Ständen von Holland als Statthalter und Generalgouverneur, mithin als Stellvertreter des Königs an Stelle Albas anerkannt.

Die Spanier aber überwältigten mehrere der abgefallenen Städte; 14. April 1574 wurden die beiden Brüder des Prinzen, Ludwig und Heinrich, auf der Mooker-Heide bei Nimwegen vollständig geschlagen. Es gelang aber W. 3. Okt. 1574, die hart bedrängte Stadt Leiden zu entsetzen. Als nach Requesens’ Tode die Zuchtlosigkeit der span. Soldateska den höchsten Grad erreichte, gelang es W., die sog. Genter Pacifikation (s. d.) 8. Nov. 1576 zu stande zu bringen. Der neue königl. Generalstatthalter Johann von Österreich wurde, nachdem er diesen Vertrag bestätigt hatte, von den niederländ. Ständen anerkannt. Schon im Herbst 1577 aber kündigten ihm die Stände wegen seiner zweideutigen Haltung wieder den Gehorsam auf; dagegen ward W. zur Hilfe nach Brüssel gerufen und zum Ruwaert (Statthalter) von Brabant erwählt. Eine eifersüchtige aristokratisch-kath. Partei veranlaßte die Berufung des Erzherzogs Matthias zum Generalstatthalter; doch blieb W. der wirkliche Regent der Niederlande, konnte aber in den südlichen kath. Provinzen nicht festen Fuß fassen.

Dagegen kam auf Betreiben von W.s Bruder Johann zwischen den Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern und Groningen die Utrechter Union (s. d.) vom 23. Jan. 1579 zum Abschluß, der später auch Friesland, Oberyssel u. s. w. beitraten. Nachdem die mit Spanien gepflogenen Friedensverhandlungen zu Köln gescheitert waren, erklärte Philipp Ⅱ. 15. März 1580 W. für geächtet und setzte einen Preis von 25000 Goldstücken auf seinen Kopf. Darauf antwortete W. mit einer Rechtfertigungsschrift. Die Stände der verbündeten Provinzen beschlossen 26. Juli 1581 den König Philipp förmlich der Herrschaft zu entsetzen und wählten Franz von Anjou, Bruder des franz. Königs Heinrich Ⅲ., zum Landesherrn, ganz nach den Wünschen W.s, der dadurch hoffte, Frankreich in den Krieg zu ziehen. Anjou versuchte durch einen Handstreich sich Antwerpens zu bemächtigen, und zog sich, als dies mißlang, 1582 zurück. Nachdem ein Mordversuch von Jean Jauregin 18. März 1582 mißlungen war, wurde W. 10. Juli 1584 im Schlosse zu Delft durch Balthasar Gerard meuchlerisch erschossen, zur Zeit, als die Staaten von Holland und Seeland eben daran waren, den Prinzen zum Grafen ihrer Länder zu ernennen. Im Haag sind zwei Standbilder des Prinzen. Sein Grabmal (von H. de Keyser) befindet sich in der Neuen Kirche zu Delft (s. Tafel: Niederländische Kunst Ⅲ, Fig. 3).

W. war viermal verheiratet: 1) mit Anna von Egmond (gest. 1558), Tochter des Grafen Maximilian von Büren, von der er eine Tochter und einen Sohn, den Grafen Philipp von Büren (geb. 1554, gest. 1618), hatte; 2) mit der Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen, Anna (geschieden 1575, gest. 1577), aus welcher Ehe mehrere Töchter und der Prinz Moritz (s. d.) von Oranien hervorgingen; 3) mit der Tochter des Herzogs Ludwig Ⅱ. von Montpensier, Charlotte von Bourbon (gest. 1582), die ihm sechs Töchter gebar; 4) mit der Tochter des franz. Admirals Coligny, Luise (gest. 1620), aus