Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

787

Wirtschaft – Wisby

Freien Presse» und Korrespondent des Londoner «Economist» nach Wien übersiedelte. Seine hauptsächlichsten Schriften sind: «Grundzüge der Nationalökonomie» (4 Bde., Köln 1855‒73; Bd. 1, 5. Aufl. 1881; Bd. 2, 4. Aufl. 1882; Bd. 3, 3. Aufl. 1883), «Geschichte der Handelskrisen» (Frankf. a. M. 1858; 4. Aufl. 1890), «Deutsche Geschichte im Zeitalter german. Staatengründung» (ebd. 1862), «Allgemeine Beschreibung und Statistik der Schweiz» (3 Bde., Zür. 1870‒75), «Wiedergeburt Österreichs» (Wien 1878), «Kultur-und Wanderskizzen» (ebd. 1876), «Die Krisis in der Landwirtschaft» (Berl. 1881), «Das Geld» (Lpz. 1884), «Ernste und frohe Tage» (Köln 1884), «Ungarn und seine Bodenschätze» (Frankf. a. M. 1885), «Die Quellen des Reichtums» (Köln 1886), «Die Notenbankfrage in Beziehung zur Währungsreform in Österreich-Ungarn» (Frankf. a. M. 1894).

Seine Gattin Bettina W., geborene Greiner, geb. 7. Febr. 1849 in München, hat sich durch eine größere Anzahl in deutscher und engl. Sprache erschienener Novellen und Romane bekannt gemacht, wovon «Künstler und Fürstenkind» (Stuttg. 1877) und «Hohe Lose» (3 Bde., Lpz. 1883) hervorgehoben zu werden verdienen.

Wirtschaft, die geordnete Fürsorge für die nachhaltige Beschaffung und angemessene Verwendung der zur Befriedigung der menschlichen Lebensbedürfnisse dienenden Güter. (S. auch Ökonomie.) In erster Linie versteht man unter W. eine Privatwirtschaft, deren Träger eine einzelne Person ist, die nur für ihren eigenen Unterhalt und den ihrer Familie sorgt, sei es durch unmittelbar produktive Thätigkeit, sei es durch Verwaltung eines rentenbringenden Vermögens. Aber auch der Staat und andere öffentliche Körperschaften haben Bedürfnisse, welche die Führung einer W. nötig machen, die allgemein als eine öffentliche und speciell als eine staatliche oder kommunale Finanzwirtschaft bezeichnet wird. Da es sich in diesem Falle um die Befriedigung von Bedürfnissen menschlicher Gemeinschaften handelt, so bildet die öffentliche W. zugleich eine Gemeinwirtschaft, und zwar, sofern sie die Theilnehmer zwangsweise zu wirtschaftlichen Leistungen heranzuziehen berechtigt ist, eine Zwangsgemeinwirtschaft. Außerdem giebt es aber auch freie Gemeinschaften in der Form von Vereinen und Gesellschaften, die entweder als Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (s. d.) oder Handelsgesellschaften (s. d.) u. s. w. für ihre Mitglieder wirtschaftliche Vorteile zu erzielen suchen, oder als gemeinnützige oder wohlthätige Institutionen wirken. (S. auch Landwirtschaft, Extensive Wirtschaft, Intensive Wirtschaft.)

Wirtschaftliche Datumgrenze, s. Datumdifferenz.

Wirtschaftliche Vereinigung. Die erste W. V. im Reichstage war die 1879 begründete, die die schutzzöllnerische Mehrheit umfaßte. 1893 wurde eine andere gebildet, als ein lockerer Verband von Reichstagsabgeordneten verschiedener Parteien zur Vertretung der Interessen der Landwirtschaft, Industrie und des Handels. Das Centrum ist fern geblieben. Die W. V. zählt über 150 Mitglieder. Seit 1894 besteht auch im preuß. Herrenhause eine W. V.

Wirtschaftsconto, s. Logismographie.

Wirtschaftseinrichtung, s. Betriebsorganisation.

Wirtschaftsgenossenschaften, s. Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften.

Wirtschaftsgeographie, s. Handelsgeographie.

Wirtschaftshof, s. Landwirtschaftliche Bauten.

Wirtschaftskammern, s. Handels- und Gewerbekammern.

Wirtschaftsklasse, forstlich-technischer Ausdruck, s. Betriebsklasse.

Wirtschaftsplan, im Forstwesen die Summe von Wirtschaftsvorschriften, die für einen Wald überhaupt, besonders aber bezüglich der Ordnung des Hiebsganges, auf längere oder kürzere Zeit gegeben werden, im engern Sinne das Aktenstück, in dem die Hauptresultate der Vorarbeiten der Forsteinrichtung (s. d.), soweit sie nicht bloß zur Herstellung der Karten dienten, die Ertragsregelung und Betriebsanordnungen namentlich bezüglich der Hauungen und Culturen für den nächsten Wirtschaftszeitraum, in der Regel für das nächste Jahrzehnt, übersichtlich geordnet zusammengestellt werden.

Wirtschaftsstreifen, s. Schneisen.

Wirtschaftssystem, s. Betriebssystem.

Wirtshäuser, Schankwirtschaften, Restaurationen, Restaurants, diejenigen Gastwirtschaften (s. d.), in denen nur Speise und Trank verabreicht wird. Sie zerfallen ihrem Hauptcharakter nach in Wein- und Bierwirtschaften. Zum Betrieb derselben behalf man sich in Deutschland mit ziemlich ärmlichen Lokalen; doch haben sie in neuerer Zeit, namentlich unter dem Einfluß der Münchener Brauereien, große Umgestaltungen erfahren. Wien begann zuerst seine W. in großem Stil anzulegen; namentlich in den Erdgeschossen der großen Zinshäuser am Ring entstanden große Cafés und W. In Berlin datiert der Fortschritt in der Dekoration der W. seit dem Bau des Café Bauer, in München seit dem Bau der Kellerlokale des Löwenbräus von Sedlmayr (Nymphenburger Straße; von Gabriel Seidl). Seitdem sind in allen großen Städten Deutschlands «Bierpaläste» entstanden. In der Anordnung der Gastzimmer der W. gelten zwei Systeme: entweder die saalartige oder die in Bogen.

Wirzjärw, esthn. Wörts-järwe, See im russ. Gouvernement Livland, in 33 m Seehöhe, 35 km lang, bis 12 km breit, 276 qkm groß, nach Süden zugespitzt, fließt durch den untern Embach zum Peipussee ab. Hauptzuflüsse sind der obere Embach und der aus dem Felliner See kommende Tenna-silm. (S. Karte: Westrußland und Ostseeprovinzen, beim Artikel Rußland.)

Wisbeach (spr. -bĭtsch), auch Wisbech, Municipalborough in der engl. Grafschaft Cambridge, am Nen, 16 km oberhalb seiner Mündung in den Wash, im Ostnordosten von Peterborough, hat (1891) 9395 E., eine Lateinschule, Bibliothek, Kornbörse; Eisenwerke, Schiffbau und lebhaften Handel. Kleine Seeschiffe gelangen bis zur Stadt. W. ist Sitz eines deutschen Konsularagenten.

Wisby, einzige Stadt auf der schwed. Insel Gottland (s. d.), an der Westküste, war im Mittelalter ein sehr wichtiger, zur Hansa gehöriger Hafenplatz, wurde aber 1361 von dem dän. König Waldemar Ⅳ. Atterdag erobert und grausam ausgeplündert. Die Stadt erlangte seitdem ihre frühere Blüte niemals mehr, füllt von dem ummauerten Raum, der einst 20000 E. beherbergte, nur die Hälfte aus, ist aber gegenwärtig wieder ein nicht unbedeutender Handelsplatz mit (1893) 7215 E. W. ist Sitz des Landeshauptmanns, des Bischofs von Gottland sowie eines deutschen Konsuls, zerfällt in 4 Quar- ^[folgende Seite]