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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Woermann; Worm; Wormbecken; Wormditt; Worms

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Worm – Worms (im Großherzogtum Hessen)

mit den Bildnissen der Fürsten von Anhalt und einer antiken Granitsäule auf der Spitze, endlich der sog. Stein, die Nachbildung eines Kraters. Im Park liegt ein See, von welchem aus Kanäle nach allen Teilen führen. – Vgl. Gerlach, Wörlitzer Antiken (Heft 1 und 2, Zerbst 1862‒63, in phothogr. Nachbildungen); Hosäus, Die Wörlitzer Antiken (Dessau 1873); ders., Wörlitz (2. Aufl., ebd. 1883); Fuchs, Wegweiser durch Dessau, Umgebung und den Garten zu W. (4. Aufl., ebd. 1885); Gielen, Die Nadelhölzer des Wörlitzer Gartens (ebd. 1878).

Worm, Fluß, s. Wurm.

Worm, Ole, dän. Altertumsforscher, geb. 28. Mai 1588 in Aarhus, studierte in Deutschland und Italien Theologie und Medizin, lebte eine Zeit lang in Paris und London und wurde 1613 Professor erst der Pädagogik, dann des Griechischen, dann der Physik und endlich der Medizin in Kopenhagen, wo er 10. Sept. 1654 starb. W. veröffentlichte eine Reihe naturwissenschaftlicher und mediz. Schriften («Institutionum medicarum libri Ⅴ», Kopenh. 1636‒40; «Controversiarum medicarum exercitationes Ⅰ-ⅩⅧ», ebd. 1624‒53; «Museum Wormianum», Leid. 1655), gründete in Kopenhagen ein Museum für zoolog. und patholog. Gegenstände, nordische und fremde Altertümer und bildete einen Kreis gelehrter Männer heran, die sich der nordischen Altertumskunde widmeten. Auf letzterm Gebiete erschienen von ihm selbst: «Fasti danici» («Dän. Jahrbücher», Kopenh. 1643), «Runica seu Danica literatura antiquissima» (ebd. 1636; 2. Aufl. 1652) und «Danicorum monumentorum libri Ⅵ» (ebd. 1643). Letzteres Werk ist lange das Wichtigste für die Runenkunde gewesen. Die Bedeutung W.s für seine Zeit beleuchten am besten die 1728 von Gramm herausgegebenen «Olai Wormii et doctorum virorum ad eum epistolae» (neue Aufl., Kopenh. 1751). Nach ihm heißen in der menschlichen Anatomie die gelegentlich auftretenden Zwickelbeine am Schädel ossa oder ossicula Wormiana.

Woermann, Adolf, Kaufmann und Politiker, geb. 10. Dez. 1847 zu Hamburg, besuchte das Johanneum daselbst, ging, um den überseeischen Handel kennen zu lernen, 1868 nach Singapur, 1869 nach Batavia und kehrte 1870 über Vorderindien, China und Japan und die Vereinigten Staaten nach Hamburg zurück. In den J. 1871 und 1872 unternahm W. Reisen nach den Faktoreien seines Vaters im Staate Liberia sowie nach Kamerun und Gabun an der afrik. Westküste und trat 1874 als Teilhaber in die Firma C. Woermann, an deren Spitze er seit 1880 steht. Den Verkehr mit Westafrika entwickelte er in kurzer Zeit so, daß aus den ersten Anfängen (1880) die Afrikanische Dampfschiff-Aktiengesellschaft (Linie Woermann) entstand, welche (1897) mit 17 großen Dampfern eine regelmäßige Verbindung Hamburgs mit Westafrika unterhält. Im Sommer 1884 erwarb die Firma C. Woermann im Verein mit dem Hamburger Hause Jantzen & Thormählen das Mündungsgebiet des Kamerunflusses, Bimbia und verschiedene Plätze an der Biafrabai als Schutzgebiet für das Deutsche Reich. 1884‒90 gehörte W. dem Reichstage an, wo er sich der nationalliberalen Partei anschloß und als eifriger Anhänger der Kolonialpolitik auftrat. W. ist auch Mitglied des Kolonialrates.

Woermann, Karl, Brüder des vorigen, Kunsthistoriker, geb. 4. Juli 1844 zu Hamburg, studierte nach einer Reise nach Java und Ostindien in Heidelberg, Berlin, Kiel und Göttingen die Rechte, war in Hamburg kurze Zeit als Rechtsanwalt thätig, unternahm Reisen nach Frankreich, England und Amerika und widmete sich in Heidelberg und München kunstgeschichtlichen Studien. Er habilitierte sich 1871 in Heidelberg, bereiste Italien, Griechenland und Kleinasien und wurde 1874 Professor der Kunst- und Litteraturgeschichte in Düsseldorf, 1882 Direktor der Gemäldegalerie und bis 1895 des Kupferstichkabinetts in Dresden. W. schrieb «Über den landschaftlichen Natursinn der Griechen und Römer» (Münch. 1871), «Die Landschaft in der Kunst der alten Völker» (ebd. 1877), «Kunst- und Naturskizzen aus Nord- und Südeuropa» (2 Bde., Düsseld. 1880), «Was uns die Kunstgeschichte lehrt» (Dresd. 1893), den Anfang und die größere zweite Hälfte von A. Woltmanns «Geschichte der Malerei» (Lpz. 1878‒88), den wissenschaftlichen Katalog der Dresdener Gemäldegalerie (3. Aufl., Dresd. 1896) u. a. Auch gab er heraus «Handzeichnungen alter Meister im königl. Kupferstichkabinett zu Dresden» (Münch. 1896 fg.). Als Dichter trat W. auf in «Geharnischte Sonette aus Norddeutschland» (anonym, Hamb. 1866), «Aus der Natur und dem Geist» (ebd. 1870), «Anathema sit» (Sonette, Münch. 1871), «Neapel. Elegien und Oden» (ebd. 1877), «Neue Gedichte» (Düsseld. 1884), «Zu Zwei’n im Süden» (Dresd. 1892), «Deutsche Herzen» (ebd. 1895; 2. Aufl. 1896).

Wormbecken, Wormrevier, s. Rheinisch-Westfälisches Kohlenbecken.

Wormditt, Stadt im Kreis Braunsberg des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, an der rechts zur Passarge gebenden Drewenz, den Nebenlinien Allenstein-Kobbelbude und W.-Mohrungen (29,1 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichtes (Landgericht Braunsberg), hat (1895) 5219 E., darunter 609 Evangelische und 123 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Warendepot der Reichsbank, gotische kath. Kirche (12. Jahrh.), neue evang. Kirche, Kloster der Katharinerinnen, altes Rathaus, Haushaltungsschule, Waisenhaus, bischöfl. Krankenhaus und Hospital, Schlachthaus; Schnupftabakfabrikation, Mühlen, Landwirtschaft, Vieh- und Pferdemärkte. In der Nähe der Wallfahrtsort Crossen.

Worms, esthn. Wormsi-saar oder Hio-rotsi-saar, schwed. Ormsö, Insel in der Ostsee, zum Kreis Hapsal des russ. Gouvernements Esthland gehörig, nördlich am Eingang zum Hafen von Hapsal, zwischen den Inseln Nukö und Dagö, 93,8 qkm groß, bewaldet, hat 12 Dörfer, 2060 E., meist Schweden, eine evang., eine russ. Kirche, zwei Schulen; Ackerbau, Viehzucht, Schiffahrt, Fischerei, Kalkbrennerei.

Worms. 1) Kreis in der hess. Provinz Rheinhessen, hat (1895) 74163 E. in 4 Stadt- und 39 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis W., ehemals Freie Reichsstadt und Bischofssitz, am linken Ufer des Rheins, in fruchtbarer Gegend, an den Linien Mainz-W. (45,9 km), W.-Alzey-Bingen (63,4 km), Mannheim-Lampertheim-W. (30,2 km), Bensheim-W. (24,1 km) und Biblis-W. (11 km) der Hess. Ludwigsbahn, Weißenburg-W. (98 km) der Pfälz. Eisenbahnen und der Nebenlinie W.-Offstein (10,9 km) der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft (3 Bahnhöfe), Sitz des Kreisamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Mainz), einer Handelskammer, Reichsbanknebenstelle und eines Bezirkskommandos, hat (1895)

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