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Xanthom – Xenien
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Xanthogensäure'
wird durch Einwirkung der schwächsten Säuren, auch durch Kohlensäure, in Kaliumsalz, Alkohol und Schwefelkohlenstoff zersetzt. Wegen letzterer Eigenschaft
findet es Verwendung zur Vernichtung der Reblaus, da dieses Insekt der Einwirkung des im Boden bei der Zersetzung des Xanthogenats sich bildenden
Schwefelkohlenstoffdampfes nicht zu widerstehen vermag. Das xanthogensaure Kalium wird beim Indigodruck verwendet.
Xanthorhamnīn, ein olivengelber organischer Farbstoff, der sich neben einem goldgelben, dem
Chrysorhamnin, in den Gelbbeeren (s. Rhamnus) vorfindet.
Das X., C48H66O29, ist ein Glykosid und spaltet sich beim Kochen mit verdünnten
Säuren in Rhamnose (s. d.) und Rhamnetin (s. Rhamnin). In Alkalien ist es mit gelber Farbe löslich.
Xanthorrhoea Sm.,
Grasbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Juncaceen (s. d.) mit 11 nur austral. Arten,
ausdauernde Gewächse mit holzigem, bisweilen baumartigem Stengel und langen linearen starren Blättern, die dicht gedrängt stehen. Die zahlreichen kleinen
Blüten sind zu einer endständigen Ähre angeordnet. Mehrere baumartige Formen, deren Stengel 5–6 m hoch werden, enthalten reichlich
Akaroidharz (s. d.).
Xanthos, die größte und berühmteste Stadt der Landschaft Lycien an der westl. Südküste Kleinasiens, lag am gleichnamigen Flusse
(jetzt Etschen-tschai), 13 km von dessen Mündung, bei dem türk. Orte Kinik. Die Stadt wurde 545 v.Chr. durch die Perser unter Harpagus und im röm.
Bürgerkriege 43 v.Chr. durch Brutus zerstört. Die ausgedehnten Ruinen der Stadt sind besonders durch den Engländer Fellows und neuerdings durch eine österr.
Expedition durchforscht worden. Fellows hat eine Anzahl Skulpturwerke, von denen das Harpyienmonument das bekannteste ist, von dort nach London
gebracht, wo sie unter dem Namen der Xanthian Marbles im Britischen Museum aufgestellt sind. – Vgl. Fellows, Ein
Ausflug nach Kleinasien und Entdeckungen in Lycien (deutsch von Zenker, Lpz. 1853); Benndorf und Niemann, Reisen in Lykien und Karien (Wien 1884).
Xanthospulver, von Professor Dr. Schwarz erfundenes Pulver. Es enthält xanthogensaures Kalium
(s. Xanthogensäure) und als Hauptbestandteil Salpeter; außerdem setzt man ein wenig Holzkohle zu. Das beste Verhältnis ist 100 Teile
Salpeter, 40 Teile xanthogensaures Kalium, 6 Teile Kohle. Über die Leistungen des X. ist wenig bekannt.
Xaver, Franz Aug., Administrator des Kurfürstentums Sachsen, geb. 25. Aug. 1730 als zweiter Sohn des Kurfürsten von Sachsen und
Königs von Polen, Friedrich August II. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Krieges wurde er im sächs. Lager bei Pirna von den Preußen eingeschlossen, hierauf ging
er nach Polen und nach Böhmen. 1758 begab er sich als Graf von der Lausitz nach Frankreich und sammelte, zum franz. Generallieutenant ernannt, ein Korps
Sachsen, das er mit den Franzosen vereint gegen Preußen und dessen Verbündete führte. Nach seines Bruders, des Kurfürsten Friedrich Christian, Tode, 17. Dez.
1763, übernahm X., als ↔ nächster Agnat, die Vormundschaft für dessen Sohn und Nachfolger, Friedrich August III. Als Administrator von
Sachsen war er bemüht, den Wohlstand des erschöpften Landes und die Armee wiederherzustellen. Er verzichtete 1765 im Namen des minderjährigen
Kurfürsten auf alle Ansprüche in Polen, schaffte unnütze Stellen ab, sicherte die Zahlung der Zinsen und die allmähliche Tilgung der Kammer- und der
Steuerschulden u.s.w. (s. Sachsen, Königreich, Geschichte). Am 15. Sept. 1768 legte er die
Vormundschaft und Administration nieder. Er lebte nun bis 1792 in Paris, dann in Rom, seit 1796 auf der Herrschaft Zabeltitz bei Riesa und starb 20. Juni 1806 zu
Dresden. Seit 1767 war er in morganatischer Ehe mit Klara Maria Rosa, Gräfin Spinucci, verbunden, die den Titel
Gräfin von der Lausitz führte und 22. Nov. 1792 starb. Thévenot veröffentlichte
«Correspondance inédite du prince François Xavier de Saxe» (Par. 1874).
Xavēr (Xavier), Franz, der Heilige, der Apostel der Inder, geb. 1506 auf dem Schlosse Xeviero in Navarra,
studierte zu Paris, wo er mit Loyola (s. d.) den Plan zur Stiftung des Jesuitenordens entwarf. Nachdem er einige Zeit in Brasilien als Missionar
gewirkt hatte, unternahm er 1541 eine Missionsreise nach dem portug. Ostindien, Ceylon, Malaka und selbst nach Japan und bekehrte viele Eingeborene. Er
starb 2. Dez. 1552 auf dem Wege nach Goa, wo er auch begraben liegt. X. wurde 1619 kanonisiert und 1747 von Benedikt XIV. zum Protektor von Indien erklärt.
Sein Gedächtnistag ist der 3. Dezember. Seine Briefe finden sich in Dan. Bartolis
«Istoria della compagnia di Gesù. L'Asia col Giapone e la Cina» (5 Bde., Rom 1653–63). – Vgl. Tursellinus,
De vita Fr. Xaverii (Antw. 1596); Venn und Hoffmann, Franz X. (Wiesb. 1869); de Vos, Leben und Briefe des heiligen X.
(2 Bde., Regensb. 1877): Gothein, J. von Loyola und die Gegenreformation (Halle 1895).
Xaverĭusverein oder Verein zur Verbreitung des Glaubens, 1852 zu
Lyon gegründete Vereinigung zur Unterstützung der kath. Mission durch tägliches Gebet und regelmäßige kleine Geldbeiträge. Der X. ist jetzt in den meisten
Ländern verbreitet. Das Geld wird vorzugsweise für Heidenmissionen, teilweise aber auch, wie das des
Bonifatiusvereins (s. d.), zur Unterstützung kath. Missionsstationen in prot. Gegenden verwendet. Der Verein
giebt regelmäßig «Jahrbücher» heraus, deren deutsche Ausgabe in Köln erscheint. – Für Kinder (und Erwachsene) besteht ein
Verein der heiligen Kindheit (Kindheitsverein) zum Ankauf und zur Erziehung der in China und andern heidn. Ländern
ausgesetzten Kinder, 1843 von dem Bischof Forbin-Janson von Nancy gegründet.
Xaviēr (spr. chaw-), der Heilige, s. Xaver.
Xavier (spr. -wieh), Pseudonym des franz. Dichters
Saintine (s. d.).
Xenia (spr. sihnīē), Hauptort des County Greene im nordamerik. Staate Ohio, nordöstlich von Cincinnati,
an mehrern Bahnen, hat (1890) 7301 E., eine Wilberforce University für Neger, ein College für Frauen, Seminar für
Presbyterianer und Soldatenwaisenhaus, Bindfaden- und Strickmanufakturen, Pulvermühlen, Papierfabrikation und Mühlen.
Xenĭen (grch. Xenia), eigentlich die kleinen Geschenke, welche die Alten nach
der Mahlzeit den
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 887.