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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zuckerwurzel – Zug

Lappen geteilten Zunge. Die Z. ernähren sich von Insekten, süßen Früchten, Beeren u. s. w.

Zuckerwurzel, s. Sium und Tafel: Gemüse Ⅲ, Fig. 6.

Zuckfuß, Pferdekrankheit, s. Hahnentritt.

Zuckmantel, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien, am First der Bischofkoppe (890 m) und des Querberges (972 m), an der Lokalbahn Niklasdorf-Z. (im Bau), Sitz eines Bezirksgerichts (129,33 qkm, 10619 E.), hat (1890) 4553, als Gemeinde 4869 deutsche E.; Baumwoll-, Leinen-, Damast-, Seiden- und Holzindustrie und Steinhauerei. In der Nähe die Wallfahrtskirche Mariahilf, am Querberg alte Bergbaue, am Schloßberg Reste des alten Schlosses Edelstein.

Zudeckmaschine, s. Kartoffelkulturmaschinen.

Zuden, Gaugerichte in Böhmen, s. Cuden.

Zueignung, s. Occupation, Herrenlose Sachen.

Zufall heißt, was auch anders sein könnte, als es ist, und steht daher dem Notwendigen (oder was nicht anders sein kann) gegenüber. Daher ist insofern nichts Z., als alles nach Gesetzen notwendig ist. Gewöhnlich meint man aber mit Z. nicht, was durchaus keine Ursache hat, sondern solches, dessen Ursache nicht bekannt ist, oder, was unter eine bestimmte Ursache, die wir im Sinne haben, nicht fällt. Sage ich z. B.: ich traf zufällig den und den, so will ich nicht sagen, es habe überhaupt keine Ursache gehabt, daß er und daß ich zur selben Zeit am selben Ort uns begegneten, sondern nur, das Zusammentreffen selbst habe keine besondere, eben darauf hinwirkende Ursache gehabt, sei z. B. nicht verabredet oder durch einen Dritten etwa ohne unser beider Vorwissen veranlaßt gewesen. So hat das Wort Z. offenbar seine triftige Bedeutung, die in dem lat. Wort Kontingenz (Zusammentreffen) deutlicher zum Ausdruck kommt. In diesem Sinne giebt es einen Z., und ist es falsch, für alles derartige Zusammentreffen noch besondere, namentlich teleologische Ursachen zu fordern. (S. auch Zweck und Teleologie.)

Zufallspitz, s. Cevedale, Monte-.

Zuffenhausen, Dorf im Oberamt Ludwigsburg des württemb. Neckarkreises, im Feuerbachthal, an den Linien Bretten-Ulm und Stuttgart-Calw der Württemb. Staatsbahnen, hat (1895) 5700 E., darunter 482 Katholiken, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Wasserleitung; Fabrikation von Asphalt und Teerprodukten, Manchester, Möbeln, Thonwaren und Hohlglas, Möbelschreinerei, Fräserei, Eisengießereien, Maschinenfabriken und Steinbrüche.

Zufluchtsorte, s. Asyl.

Zug (frz. peloton), die größte Unterabteilung der taktischen Einheiten der Compagnie, Eskadron, Batterie. Im deutschen Heere wird die Compagnie in drei Z. geteilt, in andern Heeren entweder direkt in vier Viertel (z. B. Rußland, Österreich) oder erst in zwei Hälften und dann in vier Viertel (Frankreich, Italien). Die Eskadron zerfällt ganz allgemein in vier Z., die Batterie (je nachdem sie aus sechs oder acht Geschützen besteht) in drei oder vier Z. Zugführer sind bei allen Waffengattungen grundsätzlich Offiziere und nur im Notfall Unteroffiziere mit denselben Obliegenheiten wie jene. Die Zugführer der Infanterie befinden sich bei Bewegungen der geschlossenen Compagnie auf dem rechten Flügel, sonst vor der Mitte, die der Kavallerie und Artillerie stets vor der Mitte ihres Z. (s. Führer).

Zug, frz. Zoug. 1) In der histor. Rangordnung der 8., dem Flächeninhalt nach der 23. und der Einwohnerzahl nach der 21. Kanton der Schweiz (s. d. nebst Karte), grenzt im N. an Zürich, im O. und S. an Schwyz, im W. an Luzern und Aargau und hat eine Fläche von 239,2 qkm.

Oberflächengestaltung. Der SO. des Kantons wird von den subalpinen Nagelfluhstöcken des Roßbergs und des Hohen Rhonen eingenommen; der NW. ist eine fruchtbare, von Hügelzügen durchsetzte Hochebene. Außer der Sihl, welche die nordöstliche, und der Reuß, welche die westl. Grenze bildet, ist die Lorze, die vom Ägerisee dem Zuger See und der Reuß zufließt, der einzige Fluß des Kantons.

Bevölkerung. Der Kanton hatte 1880: 22994, 1888: 23029 (11190 männl., 11839 weibl.) E., d. i. 96 auf 1 qkm und eine jährliche Zunahme (1880‒88) von 0,11 Proz., darunter 1372 Evangelische und 17 Israeliten, ferner 2846 bewohnte Häuser mit 4670 Haushaltungen in 11 Gemeinden. Im Kanton geboren sind 15407, in der übrigen Eidgenossenschaft 6960, im Auslande 662; Bürger ihrer Wohngemeinde sind 11049, einer andern Gemeinde des Kantons 2908, eines andern Kantons 8209, Ausländer 863. Der Muttersprache nach sind 22749 Deutsche, 125 Franzosen, 120 Italiener und 16 Romanen. Die Zahl der Geburten (einschließlich Totgeburten) betrug 1894: 656, der Eheschließungen 171, der Sterbefälle 466.

Erwerbszweige. Von der Fläche sind 194,3 qkm, d. i. 81,23 Proz., produktives Land: 40,3 Waldungen und 153,8 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande sind 33,9 Seen, 1,2 Städte und Dörfer, 1,9 Flüsse und Bäche, 1 Schienen- und Straßenwege und 6,9 qkm Felsen und Schutthalden. Haupterwerbsquellen sind Alpenwirtschaft, Landbau, Viehzucht und Industrie. Der Landbau erzeugt nicht genug Getreide für den Bedarf, wenig Wein, aber sehr viel Obst. Die Viehzucht, in der Hochebene mit dem Ackerbau verbunden, wird im Berglande als Alpenwirtschaft betrieben. Nach der Viehzählung von 1896 hat der Kanton 787 Pferde, 11598 Stück Rindvieh, 3322 Schweine, 283 Schafe, 540 Ziegen und 3683 Bienenstöcke. Die Industrie, deren wichtigste Zweige die Fabrikation kondensierter Milch (Cham), die Baumwollspinnerei und ‑Weberei, die Seidenweberei und die Papierfabrikation sind, ernährt 40 Proz. der Bevölkerung. Dem Handel, der namentlich Holz, Obst und Kirschwasser ausführt, dienen zahlreiche Bahnlinien und die Dampferlinie des Zuger Sees. Die wichtigsten Ortschaften sind die Hauptstadt Z., die Dörfer Ober- und Unter-Ägeri, Baar, Cham und Menzingen.

Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung (vom 31. Jan. 1894) ist repräsentativ-demokratisch mit fakultativem Referendum und Initiative sowie proportionalem Wahlsystem. Der Kantonsrat (73 Mitglieder) ist gesetzgebende, der Regierungsrat (7 Mitglieder), dessen Präsident den Titel Landammann führt, vollziehende Behörde. Jede der 11 Gemeinden des Kantons hat einen Friedensrichter; die höhern Instanzen sind das Kantonsgericht und das Obergericht. Die Staatsrechnung von 1890 weist ein Staatsvermögen von 350000 Frs., 65000 Frs. Schulden, 346000 Frs. Einnahmen und 387000 Frs. Ausgaben auf. In kirchlicher Hinsicht gehört der Kanton, der noch sechs Klöster zählt, zum Bistum Basel. Höhere Unterrichtsanstalten sind die Kantonsschule (Gymnasium und Industrieschule), das freie kath. Lehrerseminar, das kommerziell-technische Privatinstitut Minerva in Z. und das Lehrschwesternseminar in Menzingen. In militär. Beziehung gehört