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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Elektrische Maßeinheiten - Elektrische Telegraphen

denen der Betrieb der Dampfkesselfeuerung wegen der Verschlechterung der Luft, der Rauch- und Rußbelästigung vermieden werden sollte. Auch eine 11 km lange Vergnügungsbahn (die sog. Nantasket Beach-Eisenbahn) auf einer Landzunge südlich von Boston hat ihre Dampflokomotiven durch E. L. ersetzt. Ebenso ist die Burlington- und Mount-Holly-Zweigbahn (11 1/2 km) der Pennsylvania-Bahn zum elektrischen Betrieb übergegangen. 1895 wurde mit dem Bau der elektrisch zu betreibenden Columbia- und Maryland-Eisenbahn zwischen Baltimore und Washington begonnen, welche eine Länge von 62 km besitzt und 1897 eröffnet werden soll.

Elektrische Maßeinheiten, s. Elektrische Einheiten.

Elektrischer Blasebalgmotor, s. Blasebalgmotor, elektrischer.

Elektrische Resonanz, s. Elektrische Wellen.

Elektrischer Ofen, s. Schmelzofen.

Elektrischer Schiffszug, Elektrischer Schlepper, s. Kettenschleppschiffahrt.

Elektrisches Bleichverfahren, s. Bleichen.

Elektrisches Boot *. Die Vorteile des elektrischen Betriebes von Motorbooten, besonders der Wegfall der Rauchbelästigung, der ruhige Gang der Motoren und ihre einfache Bedienungsweise, machen das E. B. vorzüglich für Personenverkehr geeignet. Die erste Schiffslinie mit E. B. wurde 1889 auf der Themse zwischen London und Oxford eröffnet. Die Ladung der Accumulatoren erfolgt auf den End- und 12 Zwischenstationen. Auch auf dem Wannsee bei Berlin sowie auf dem Michigansce sind E. B. in Betrieb.

Elektrische Schiffahrt, s. Elektrisches Boot und Kettenschleppschiffahrt.

Elektrisches Heizen, s. Heizung.

Elektrisches Kochen, s. Kocheinrichtungen.

Elektrisches Schmelzen, s. Schmelzofen.

Elektrisches Schweißen, s. Schweißen.

Elektrische Telegraphen *. Als Elektricitätsquelle wurden in verschiedenen Ländern, besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika, eine Zeit lang Dynamomaschinen benutzt; diese Art der Stromgebung ist nun überall aufgegeben. Dagegen bürgern sich auf großen Ämtern in Deutschland, England, Frankreich, Italien und den Vereinigten Staaten immer mehr die Accumulatoren ein; sie werden entweder mit dem Strom, von Dynamomaschinen, auch dem Strome aus einem elektrischen Verteilungsnetz, oder mit gewöhnlichen galvanischen Elementen (in Deutschland mit Telegraphenelementen) geladen. Der Vorteil der letztern Art beruht darauf, daß die Telegraphierströme so außerordentlich schwach sind; ein großes Amt mit 300 Leitungen braucht nur so viel Strom wie eine achtkerzige Glühlampe; die Telegraphenelemente, die bei direktem Betrieb infolge der Pausen durchschnittlich nur während des achten Teils der Zeit Strom liefern, arbeiten beim Laden der Sammler ununterbrochen; man kann also die erforderliche Strommenge mit dem achten Teil der früher gebrauchten Elemente erzeugen. Die Accumulatoren sind vorzüglich geeignet, gleichzeitig viele Leitungen zu speisen. In den letzten Jahren sind vielfach die Trockenelemente (s. Galvanisches Element) eingeführt worden, besonders für den Fernsprechbetrieb als Mikrophonelement (s. Telephonanlagen, Bd. 15, S. 681, Fig. 3, b); zu letzterm Zwecke wird auch ein Accumulator verwendet.

Der im Eisenbahntelegraphenbetrieb und im Fernsprechbetrieb vielfach benutzte Läuteinduktor ist eine

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kleine magnetelektrische Maschine, wie eine solche auf Tafel: Elektrische Telegraphen I, Fig. 7 (Bd. 5, S. 1006), dargestellt ist.

Zum Schutze gegen Beschädigungen durch starke Ströme, die aus andern elettrischen Anlagen (5. B. solchen für Beleuchtung, zum Betrieb elektrischer Bahnen) in die Telegraphenleitungen eindringen können, schaltet man in letztere, besonders in die Fernsprechleitungen, Schmelzsicherungen (s. Bleisicherung, Bd. 3) ein.

Obgleich für die Kopiertelegraphen kein praktisches Bedürfnis vorliegt, sind doch in den letzten Jahren einige technisch brauchbare Apparate erfunden worden, so der Telautograph von Elisha Gray und der Pantelegraph von Cercbotani. Bei diesen beiden Apparaten handelt es sich um verschiedene Ausführungen desselben Grundgedankens: die zu telegraphierende Bewegung (des zeichnenden oder schreibenden Stiftes) wird in zwei Komponenten zerlegt, die letztern auf elektromechan. Wege einzeln an den fernen Ort übertragen und dort wiederzusammengesetzt. Der Schreibstift im Geber des Telautographen ist an zwei Fäden befestigt, die nach zwei verschiedenen Richtungen ausgehend parallel zur Schreibfläche über drehbare Rollen geführt sind und von Federn gespannt gehalten werden. Eine Bewegung des Schreibstiftes verschiebt die Fäden und dreht die Rollen, über welche die Fäden führen; diese beiden Drehungen werden benutzt, um Ströme wechselnder Richtung in die beiden anschließenden Leitungen zu senden. Im Empfänger bewegen diese Ströme die Anker zweier Elektromagneten; die hin und her gehende Bewegung eines Ankers wird in eine Verschiebung einer Stange verwandelt, und diese Verschiebung ist ebenso groß wie die Verschiebung des entsprechenden Fadens im Geber. Die beiden Stangen des Empfängers sind mit ihren Enden verbunden; ihr Vereinigungspunkt muß sich demnach ebenso bewegen wie der Schreibstift des Gebers. Thatsächlich werden Schrift und Zeichnungen mit vollkommener Ähnlichkeit, aber nicht mit absoluter Gleichheit wiedergegeben. - In Cerebotanis Pantelegraphen sitzt der Schreibstift an einer Hülse, die sich leicht auf zwei senkrecht zueinander und parallel zur Schreibfläche stehenden schienen verschieben läßt; jede der Schienen kann parallel zu sich selbst verschoben werden, indem sie mittels Röllchen auf zwei festen Schienen gelagert ist. Auf jeder der beweglichen oder Gleitschienen ist senkrecht und gleichfalls parallel zur Schreibfläche ein Arm befestigt, der die Bewegungen dcr Gleitschienen mitmacht und sie durch Zahnstange und Trieb in drehende Bewegung verwandelt; die letztere wird benutzt, um unterbrochene Ströme bestimmter Richtung in die Leitungen (eine für jede Gleitschiene) zu senden, und zwar hängt die Stromrichtung von der Bewegungsrichtung der Gleitschiene ab. Diese unterbrochenen Ströme bewegen im Empfänger, der dem Geber gleich konstruiert ist, wieder zwei Gleitschienen, in deren Kreuzungspunkt der Schreibstift sitzt, und dieser wiederholt genau die Bewegungen des gebenden Stiftes.

Der Telautograph wie auch Cerebotanis Pantelegraph brauchen außer der Erde noch zwei Leitungsdrähte, ein Umstand, der der praktischen Einführung die größten Schwierigkeiten bereitet. Angeblich soll es gelungen sein, mit einem Leitungsdreht auszukommen. (S. auch Telearaphie ohne Draht.)

Litteratur. Kohlfürst, Die E. T. und Signalmittel für Eisenbahnen auf der Frankfurter inter-