Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

1026

Wien

tung aus dem Hochalpengebiete in Betracht kommen. Ferner wurde bei dem Schöpfwerke in Pottschach eine neue Probetiefbohrung gemacht. Zur weitern Wasserversorgung ist eine neue Leitung seitens einer belg. Gesellschaft im Bau begriffen, welche durch Thalsperren und Aufstauung des Wienflusses in seinem obern Laufe (oberhalb Preßbaum) und seiner dortigen Zuflüsse eine bedeutende Wassermenge gewinnen und den äußern Stadtbezirken zuführen soll. Auch seitens der Gemeinde werden die Studien zur Gewinnung von Wasser bloß für Nutzzwecke vermittelst Pumpwerken im Marchfelde fortgesetzt. In das Reservoir am Rosenhügel, welches einen Fassungsraum von 739548 hl hat und als Sammelreservoir für die drei übrigen Reservoirs dient, flossen aus der Hochquellenleitung im J. 1895: 313955994 hl, d. i. durchschnittlich täglich 860000 hl, ein. Der stärkste Zufluß war im Juli (32,66 Mill. hl) und Juni (30,35 Mill. hl), der schwächste im Februar (18,31 Mill. hl) und Januar.

Der 1896 neu gewählte Gemeinderat hat beschlossen, den 31. Okt. 1899 ablaufenden Vertrag mit der Imperial Continental Gas-Association zur Straßenbeleuchtung nicht zu erneuern und auch die auf Grund dieses Vertrages mögliche Ablösung der Gaswerke und der Rohrleitungen um den Schätzungsbetrag von 16 Mill. Fl. nicht vorzunehmen, sondern eigene städtische Gaswerke zu bauen, die bis zum obigen Termine vollendet sein sollen. Ebenso wird die Gemeinde ein neues Rohrnetz legen, weshalb eine Anleihe von 30 Mill. Fl. geplant ist. Das Gasrohrnetz (1894: 951307 m) hat 1895 um 14206 m zugenommen.

Auf dem Centralviehmarkt wurden 1895 zum Verkaufe gebracht: 285737 Stück Rindvieh, davon 173176 Stück Mast-, 23883 Stück Weide- und 88678 Stück mageres (Beinl-)Vieh (138218 Stück ungar., 57563 galiz., 75587 deutsche Rasse und 14369 Stück Büffel), ferner 177116 Kälber, 83522 Lämmer, 245103 Schafe und 559575 Schweine. In den sechs Schlachthäusern wurden 1895 geschlachtet: 226113 Rinder, 18829 Pferde und 70 Esel. Außerdem wurden in die Großmarkthalle eingeführt: 12818934 kg Rind-, 1203710 Kalb-, 550884 Schaf- und 3304922 kg Schweinefleisch.

Finanzen. Nach dem Hauptrechnungsabschluß betrugen 1894 die Einnahmen 42941079, die Ausgaben 40378094 Fl. Für das J. 1896 beträgt das Budget für das Gesamterfordernis 39493870 Fl. Hiervon werden durch eigene Einnahmen der Gemeinde 12952680 Fl., durch städtische Umlagen 21465370 Fl. gedeckt, 3683910 Fl. aus dem Wasserleitungsanlehen zur Deckung der Auslagen für den Ausbau und die Erweiterung der Hochquellenwasserleitung, 1391910 Fl. den Kassenbeständen und aus dem Erlöse von Wertpapieren entnommen. 1895 wurden an direkten Steuern samt Zuschlägen (Grund-, Gebäude-, Erwerb-, Einkommensteuer und Zinskreuzer) entrichtet 51118 434 Fl., davon 28210999 Fl. für den Staat, 6224984 Fl. für das Land Niederösterreich, 16411327 Fl. für die Stadt W., 127012 Fl. für die Handels- und Gewerbekammer in W. und 144052 Fl. für den Gewerbeschulfonds.

Unterrichts- und Bildungswesen. Am 1. Okt. 1895 bestanden 42 Bürgerschulen für Knaben (15722) und 49 für Mädchen (19201), 138 allgemeine Volksschulen für Knaben, 137 für Mädchen, und 9 gemischte (für Knaben und Mädchen) mit zusammen 67196 Schülern und Schülerinnen. Ferner bestanden 13 Staatsobergymnasien mit 5136 Schülern, 1 Realobergymnasium mit 465 Schülern, 1 Privatuntergymnasium mit 110 Schülern, 10 Staatsoberrealschulen mit 4561 Schülern, 3 Privatunterrealschulen mit 301 Schülern, 1 Mädchengymnasium mit 94 Schülerinnen, 4 Mädchenlyceen, 3 Lehrer-, 4 Lehrerinnenbildungsanstalten, endlich noch die öffentliche Lehranstalt für orient. Sprachen (155 Studierende), Fachschulen des Wiener Frauenerwerbvereins, 41 gewerbliche Fortbildungsschulen, 72 gewerbliche Vorbereitungskurse, 3 allgemeine und 15 private Zeichenschulen, 1 Gartenbauschule, das k. k. Militär-Tierarzneiinstitut, die höhere Töchterschule des Beamtenvereins, 2 Blinden-, 3 Taubstummeninstitute. Die Universität hatte im Sommer 1896: 4209 ordentliche und 1587 außerordentliche Hörer, Winter 1896/97: 350 Lehrer und 6104 Studierende; die Technische Hochschule im Sommer 1896: 70 und 1550; die Hochschule für Bodenkultur 35 und 307.

Handel. In das städtische Lagerhaus wurden 1895 eingeliefert 179335 t Waren, darunter 170756 t Getreide, Hülsenfrüchte und Mehl, ausgeliefert 180336 t, darunter 173715 t Getreide u. s. w. Der Lagerbestand zu Ende 1895 war 13324 t Weizen, 3698 Roggen, 5811 Gerste, 4088 Hafer, 1473 Mais, 4769 Raps, 1363 t Zucker, im ganzen 39197 t mit einem Versicherungswert von 3734130 Fl.

Verkehrswesen. Der Wiener Tramwaygesellschaft wurde der elektrische Betrieb mit oberirdischer Stromzuführung probeweise auf der sog. Transversallinie vom Praterstern durch die Nordbahnstraße und die Wallensteinstraße in der Brigittenau bis zur Wallgasse im VI. Bezirk auf die Dauer von zwei Jahren gestattet, da sich diese Linie infolge ihrer starken Steigungen für einen Probebetrieb besonders eignet. Ein anderer Versuch ist die probeweise Einrichtung des Accumulatorenbetriebes auf der Strecke Burggasse-Quai-Ring der Pferdebahn. Zur Herstellung eines großen Netzes (etwa 20 km) von elektrischen Straßenbahnen wurde 1895 ein großer Wettbewerb ausgeschrieben; von den eingegangenen Entwürfen befinden sich gegenwärtig (Febr. 1897) vier in Prüfung. In den J. 1895 und 1896 hat der Bau der geplanten Verkehrsanlagen eine mächtige Förderung erfahren. Der ursprüngliche Plan für den Bau der Wiener Stadtbahn hat dadurch eine bedeutende Erweiterung erfahren, daß die als Lokalbahnen in Aussicht genommenen Wienthal- und Donaukanallinien jetzt als Hauptbahnen ausgeführt werden und mit der Vorortlinie Hernals-Penzing und der Verbindungsgürtellinie Gumpendorfer Linie-Matzleinsdorf, welche für die zweite Bauperiode bestimmt waren, bereits jetzt begonnen wird, während die als vorläufige Anlage gedachte Donaustadtlinie sowie die geplante unterirdische Innere Ringlinie (zwischen Wienthal- und Donaukanallinie) wegfallen. Eine weitere Änderung ist die Verlegung des Hauptbahnhofes beim Hauptzollamt unter das Straßenniveau, während sich die Ausführung der Donaukanallinie als Tiefbahn, statt wie früher beabsichtigt als Hochbahn, noch in Bearbeitung befindet. Gegenwärtig (Febr. 1897) sind sowohl die Gürtellinie der Stadtbahn, welche die Franz-Josephs-Bahn mit den übrigen Bahnen längs des Gürtels verbindet (15,3 km), sowie die Vorortlinie von Döbling nach Penzing (9,3 km) im Unterbau fast vollendet; ebenso ist der Hauptbahnhof bei Heiligenstadt im Unterbau fertig,