Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baumöl'
durchsichtig, ohne Bodensatz, fast geruchlos, von mildem,
reinen und angenehmen Geschmack; es hat bei 12° C. 0,9192 spez.
Gewicht, bei 25° 0,9109. Manche Sorten erstarren theilweise
schon bei 4-12° C., indem sich weiße körnige Massen abscheiden,
andere Sorten erst einige Grade über oder unter Null; bei noch
weiterer Abkühlung erstarrt die ganze Masse des Öles. Das B.
ist sehr häufig Verfälschungen mit anderen wohlfeileren fetten
Ölen unterworfen, die Nachweisung solcher Zusätze ist oft sehr
schwierig. Haupthandelsplätze für B. sind: Triest, Marseille,
Toulon, Nizza, Montpellier, Livorno, Genua Gioja-Tauro, Gallipoli,
Bari, Malaga, Valenca, u. s. w. Man erhält das B. gewöhnlich
in Fässern von 500 k und darüber; feinstes Tafelöl wird auch in
Flaschen versendet. Das für technische Zwecke bestimmte B.
wird, um es von der Steuer zu befreien, durch Zusatz von etwas
Rosmarinöl oder Terpentinöl denaturiert. Vergl. Zolltarif im
Anh. Nr. 26. a. Die Ausfuhr von B. aus Italien belief sich im
Jahre 1877 auf 44757 Quintal im Werte von 6265980 Lire. In
Italien bedeckt die Olivenkultur eine Oberfläche von 200311
Hektaren, welche im Durchschnitte 3385590 Hektoliter Öl geben,
d. h. 376 für jede Hektare. - Die Produktion von Olivenöl in
Spanien beläuft sich auf nur 1135750 Hektoliter, die von
Frankreich auf 250000, von Algier 150000 und von Österreich
254000 Hektoliter. Die Zahlen der griechischen und türkischen
Produktion sind nicht bekannt. Die Ausfuhr von Corfu belief
sich im Jahre 1877 auf 148833 Barili (à 66 k). In das deutsche
Zollgebiet wurden 1878 eingeführt 1912200 k Baumöl in Fässern
und 6782150 k. denaturiertes. - Einfuhrzoll: S. Tarif im Anh.
Nr. 26 a 2 und 26 a 1; denaturiertes Nr. 26 a 3 (zollfrei).
Baumwolle (fr. coton, engl. cotton).
Dieser größte Weltartikel neben Eisen und Steinkohlen, an dessen
Konsum sich wohl die reichliche Hälfte der gesamten Menschheit
beteiligt, von dessen Anbau und Verarbeitung die Existenz von
Millionen Menschen abhängt und dessen Mangel und Teuerung in den
Anbau- und Fabrikländern die schlimmsten Krisen herbeiführen
kann, besteht aus den Flughaaren an den Samen verschiedener
Arten der Pflanzengattung Gossypium,
die der natürlichen Familie der malvenartigen Gewächse
(Malvaceen) angehört. Die
Baumwollträger wachsen in den heißen und warmen Erdstrichen
der Alten sowie der Neuen Welt, und der Gebrauch dieses sich
ganz von selbst darbietenden Pflanzenprodukts für den Nutzen
und die Bequemlichkeit der Menschen sowie seine
Weiterverbreitung durch Anbau muß uralt sein. Das Stammland
der Baumwollkultur und Industrie ist ohne Zweifel Ostindien,
China wird sich kaum viel später daran beteiligt haben; in
Arabien, Ägypten, Äthiopien, am persischen Meerbusen wurde
Baumwolle schon vor Christi Geburt gepflanzt; die Spanier fanden
Baumwoll-Zeuge in den neuentdeckten Ländern von Mexiko und Peru
im Gebrauch, die Portugiesen trafen B. an bei ihrer ersten
Bekanntschaft mit den Kaffern Südafrikas, und noch manche
andere afrikanische Stämme der Küste wie des Innern wurden
in der Folge
↔
als B. verbrauchend oder Binnenhandel damit treibend befunden.
Die Pflanzenwolle erscheint als der gleichsam providentielle
Bekleidungsstoff für die Bewohner heißer Erdstriche, und so
hat sich denn auch deren Kultur im Laufe der Zeiten, wenn auch
nicht überall auf Export angelegt, fast um den ganzen Erdkreis
verbreitet. Die ersten Baumwollstoffe kamen vor Zeiten als
Luxusartikel aus Indien zu uns; später folgte dann der Rohstoff
für die eigene Verarbeitung; aber so total haben sich die
Verhältnisse mit der Zeit umgekehrt, daß Indien jetzt seinerseits
von Europa Unmassen baumwollener Webstoffe empfängt und der
Anbau des Rohstoffs in größter Massenhaftigkeit an das Land
überging, das sich am spätesten mit dem Gegenstande befaßte,
an den Süden von Nordamerika. Hier fanden sich die für den
Anbau geeigneten Verhältnisse des Bodens und Klimas und wohlfeile
Arbeitskräfte von Sklavenhänden so günstig beisammen, daß in
Europa und zunächst in England auf Grund des amerikanischen
Produktes die großartige Baumwollindustrie, wie wir sie jetzt
kennen, erst möglich wurde. Die Amerikaner beherrschten
schließlich den Markt vollständig; die Baumwolle verarbeitenden
Länder waren beinahe gänzlich von Amerika abhängig; andere
Produktionsländer konnten nur eine nebensächliche Geltung
behaupten. In dieser Periode lieferte Amerika den statistischen
Aufstellungen zufolge 88 Prozent aller produzierten B. Durch
den großen Bürgerkrieg, der den Anbau für mehrere Jahre hemmte,
die Preise der Ware bis zum Dreifachen steigerte und die noch
wohl erinnerliche große Krisis und Arbeiternot in Europa
hervorrief, haben die Verhältnisse einige Veränderung erfahren.
Andere Baumwolle erzeugenden Länder, namentlich Ostindien,
Ägypten und Brasilien steigerten ihre Produktion um ein
Bedeutendes, um den Ausfall zu decken, und haben sich seitdem
am Markte behaupten können, trotzdem die von Amerika gestellten
Preise seit dem Jahre 1872 einen Rückgang erkennen lassen und
fast dieselbe Höhe erreicht haben wie 1861. Man hat sich in
Nord-Amerika überzeugt, daß die Sklavenarbeit nicht unbedingt
für einen schwunghaft betriebenen B.-Anbau erforderlich ist.
Nordamerika hat im Jahre 1868 bereits wieder die Hälfte einer
frühern vollen Jahresernte nach Europa gebracht und dafür bei
höheren Preisen den vollen Betrag einer solchen eingenommen.
Dagegen brachte Ostindien im Jahre 1868 beinahe das Dreifache
seines frühern Beitrags an den europäischen Markt, Brasilien
das Sechsfache, Ägypten das Doppelte, Westindien war ebenfalls
besser vertreten. Auch in Europa hat man seit der Krisis dem
Baumwollbau wieder mehr Interesse zugewendet; Italien, Spanien,
Griechenland, auch Kleinasien, Syrien u. s. w. haben einiges
mehr produziert. Für den ganzen Bedarf haben diese Massen
indes wenig Belang; für große Erweiterung des Anbaues ist
keine Aussicht, denn überall, wo Wein-, Öl-, Seidenbau u. s.
w. Platz finden kann, wird man nicht die viel weniger einträgliche
B. pflanzen. Frankreich hat aus Algier einige Baumwolle bezogen;
es steht aber noch dahin, ob die dortige Produktion eine gesunde
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 36.