Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Bleihyperoxyd - Blumenhandel
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bleiglätte'
Glätte
genannt. Bei
längerem Liegen an feuchter Luft nimmt die B. etwas an Gewicht
zu, indem sie Kohlensäure und Feuchtigkeit aus der Luft
anzieht, die sich jedoch durch Erhitzen wieder entfernen
lassen. Die B. ist in Wasser unlöslich, muß sich aber in
Salpetersäure, sowie auch in Ätzkalilauge auflösen. Man
benutzt die B. zur Herstellung von Glasuren auf Steinzeug
und Topfgeschirr, zur Bereitung von Firnis und Bleipflaster,
von Bleiweiß und Bleizucker u. s. w., ferner als Zusatz zu
manchen Sorten von Glas. Die B. ist giftig. - zollfrei.
Bleihyperoxyd (Bleisuperoxyd,
Bleisäure, Bleibioxyd, Bleiperoxyd,
Plumbum hyperoxydatum);
eine Verbindung von Blei mit Sauerstoff, welche von letzterem
noch einmal so viel enthält als die Bleiglätte. Man bereitet
das B. durch Behandlung von Mennige mit verdünnter Salpetersäure,
wobei man salpetersaures Bleioxyd als Nebenprodukt erhält,
oder durch anhaltendes Erhitzen löslicher Bleisalze mit einer
Chlorkalklösung. Das B. findet sich auch in der Natur als
Schwerbleierz oder
Plattnerit. Das künstlich
erzeugte ist ein dunkelbraunes, in Wasser unlösliches Pulver.
Man verwendet es zuweilen in der Fabrikation von Zündrequisiten
unter dem Namen oxydierte Mennige;
es ist dies jedoch ein unreines, noch Bleinitrat enthaltendes
B., für diesen Zweck aber genügend. - Zollfrei.
Bleirohre (Bleiröhren, franz.
tuyaux poussés, engl. lead pipes); dieselben werden gewöhnlich
nur von geringem Durchmesser, meistenteils durch Pressen,
seltener noch durch Ziehen oder Gießen dargestellt und zum
Fortleiten von Gasen, Dämpfen und Flüssigkeiten benutzt, wozu
sie sich ihrer bequemen Handhabung wegen gut eignen. Die
Giftigkeit des Bleis gestattet aber nur einen beschränkten
Gebrauch; verzinnte B. haben sich nicht bewährt, besser
solche, die man innen mittels einer Schwefelleberlösung
mit einem Überzug von Schwefelblei versehen hat. - Zoll:
Gemäß Tarif Nr. 3 c; lackierte Nr. 3 d.
Bleiweiss (basischkohlensaures
Bleioxyd, basisches Bleikarbonat, lat.
Cerussa,
Plumbum carbonicum basicum,
frz. céruse oder blanc de plomb; engl. ceruse wenn roh, white
lead wenn gemahlen und geschlämmt); eine der wichtigsten
Maler- und Anstrichfarben von großer Deckkraft, schweres,
blendend weißes Pulver, unlöslich in Wasser, sehr giftig.
Ganz reines B. ist basisch kohlensaures Bleioxyd oder ein
Gemenge von kohlensaurem Bleioxyd
(Bleikarbonat) mit verschiedenen Mengen von
Bleioxydhydrat
(Bleihydroxyd); dasselbe
kommt, nur noch mit etwas Gummiwasser angerührt und
getrocknet, in Form kleiner Kegel oder Täfelchen unter dem
Namen Kremserweiß (nach
der Stadt Krems an der Donau, wo es früher fabriziert wurde,
benannt) in den Handel; das Venetianerweiß
ist meist auch reines B.; dagegen enthalten alle übrigen Sorten
von B. mehr oder weniger Schwerspatpulver beigemengt; sie
werden unter verschiedenen Namen, wie Genueserweiß,
Hamburgerweiß,
Tirolerweiß und
Holländisches B. verkauft.
Perlweiß ist ein B., dem
man durch Zusatz von etwas Berlinerblau einen bläulichen Schein
↔
gegeben hat. Methoden zur Bereitung von B. sind sehr viele
vorgeschlagen und in Anwendung gekommen. Nach der alten,
sogenannten holländischen Methode, die früher allgemein
gebräuchlich war, wird wenig mehr gearbeitet; die gewöhnlichste
ist jetzt die französische, nach welcher man in eine Lösung
von basischessigsaurem Bleioxyd (erhalten durch Auflösen von
Bleiglätte in Bleizuckerlösung) einen Strom von Kohlensäuregas
leitet. Man verkauft das B. außer im trockenen Zustande auch
mit Ölfirnis angerieben (Ölweiß)
in Form eines dicken Teiges. Bleiweißanstriche werden durch Luft,
welche kleine Mengen von Schwefelwasserstoff enthält, infolge
der Bildung von Schwefelblei grau bis bräunlichschwarz. In
Apotheken verwendet man das B. zur Bereitung von
Bleiweißsalbe
(Ungentum Cerussae) und
Bleiweißpflaster
(Emplastrum Cerussae). -
Zoll: B., Bleiweißsalbe u. Pflaster zollfrei. B. mit Öl,
Firniß oder Glycerin eingerieben s. Tarif Nr. 5 a.
Bleizucker (Bleiacetat, essigsaures
Blei. Plumbum aceticum,
Saccharum Saturni); ein
sehr giftiges aus Essigsäure und Bleioxyd bestehendes Salz,
bildet farblose, durchscheinende und glänzende Kristalle,
welche bei Luftzutritt verwittern und sich mit einer Schicht
von weißen, pulverförmigen Bleikarbonat bedecken. Der B.
schmeckt anfangs süßlich, hinterher unangenehm metallisch;
in destilliertem Wasser löst er sich, sobald er noch nicht
verwittert ist, klar auf. Die Fabrikation ist einfach; man
löst Bleiglätte in Essigsäure auf und läßt kristallisieren.
Hierbei läßt man die Essigsäure etwas vorwalten, denn die
Bleizuckerlösung ist im stände, noch mehr Bleioxyd aufzulösen
und in basischessigsaures Bleioxyd überzugehen. Eine unreine,
aber billigere Sorte erhält man durch Anwendung von Holzessig,
anstatt reiner Essigsäure; diese Ware ist jedoch gelbbraun
und heißt holzessigsaures Blei.
Außer seiner Verwendung in Apotheken wird der B. hauptsächlich
zur Bereitung verschiedener Farben und Bleipräparate benutzt.
Die Versendung geschieht in Fässern. - Zollfrei.
Blumenhandel wird am ausgedehntesten
in Frankreich betrieben, wo selbst die Blumenmärkte in
Marseille und Paris die Großartigkeit des Umsatzes darstellen.
Vgl. Parfümerien. Im Seinedepartement
bedecken ca. 500 Gärten an 900000 □m, wovon bis 300000 □m
auf Gewächshäuser und Mistbeete kommen, welche größtenteils
der Blumenzucht dienen. Auch England, Belgien, Holland haben
großartige Gärtnereien; in Deutschland sind die Umgebungen
der größeren Städte mit solchen versehen und hat sich besonders
in den letzten Jahren der Vertrieb mit Bouketts, oft von
riesenhaftem Umfang, und dann mit Rosen, Veilchen und Maiblumen
stark entwickelt, letzterer mehr in der Form des Hausierhandels,
jener im Verkauf in besonderen Gewölben für Blumen aller Art
und für Palmenzweige zu Begräbnissen. Die Bouketts werden mit
zierlichen Haltern und Manschetten verkauft, wofür eine
besondere Industrie thätig ist. Nicht minder großartig ist
der Verbrauch von Kistchen und Schachteln zur Versendung von
Bouketts
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 59.