Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Chappe; Charpie; Chenille; Chica; Chilisalpeter

76

Chappe - Chilisalpeter

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Champagner'

Ardennes, Aube, Marne und Haute Marne, welche auf nahezu 20000 Hektaren durchschnittlich 700000 Hektoliter Wein liefern, hiervon werden jedoch nur 180000 Hektoliter auf Schaumwein verarbeitet; der übrige Wein, Champagne non mousseux, kommt unverändert zum Verbrauch, aber fast nur im Lande selbst. Unter diesen ist der Sillery sec non mousseux, ein weißer, trockner Wein von eigentümlichem Aroma, der beste. Der beste Schaumwein wird in der Gegend von Rheims und in den berühmten Lagen von Bouzy, Verzy und Verzenay, sowie auf den Höhen der Marneufer bei Ay, Mareuil, Dizy und Epernay erzeugt. Der Schaumwein, durch seinen großen Gehalt von Kohlensäure ausgezeichnet, wird stets nur in Flaschen versendet und verkauft. Man verwendet zu seiner Bereitung am liebsten eine Mischung von Most aus blauen und weißen Trauben. Die Hauptgährung erfolgt in Fässern und erst im Frühjahre wird der Wein auf die bekannten starkwandigen Champagnerflaschen gefüllt, um hier die Nachgärung durchzumachen. Diese wird dadurch unterstützt, daß man etwas sogenannten Likör (etwa 3%), d. i. eine Auflösung von Zucker in Wein und einige andre Substanzen zusetzt. Durch diesen Zuckerzusatz kommt der Wein von neuem in Gährung und die sich hierbei bildende Kohlensäure kann nicht entweichen, da die Flaschenkorke fest verschlossen werden. Die Flaschen bringt man später in geneigte Lage mit den Korken nach unten, so daß sich die geringe Menge neu gebildeter Hefe auf den Kork absetzt, der dann durch geschicktes Öffnen schnell entfernt und durch einen neuen ersetzt wird. Ein kleiner Verlust an Wein ist hierbei nicht zu vermeiden; die Flaschen werden vor dem Verkorken wieder vollgefüllt und mit Draht und Bindfaden verschlossen. Geringere Sorten von Champagner werden auch auf die Weise bereitet, daß man versüßten Wein auf ähnliche Weise mit Kohlensäure imprägniert, wie dies bei der Bereitung des kohlensauren Wassers geschieht. Sehr viel Ch. wird jetzt auch in Deutschland und Österreich fabriziert. Der Erlös aus dem Verkaufe des französischen Ch. wird zu 60 Millionen Franks jährlich angegeben. Die Produktion von Ch. in Frankreich beläuft sich auf 23000000 Flaschen jährlich, wovon nur circa 3500000 im Lande selbst verbraucht werden. - Einfuhrzoll: S. Tarif im Anhang, Nr. 25 e 2.

Chappe (Schappe), heißt neben andern Benennungen das aus Abfallseide gesponnene Garn. - Einfuhrzoll: Gefärbte Ch. gemäß Tarif im Anh. Nr. 30 c; ungefärbte ist zollfrei.

Charpie ist ebenfalls Handelsware und wird von Droguistenhäusern gesammelt und vertrieben. Die Bezüge der mit der Hand gezupften Ware sind jedoch gewöhnlich nicht genügend die Nachfrage zu decken, und es muß dann England aushelfen, wo der Artikel besonders schön gleich gewebt wird. - Gezupfte Ch. ist zollfrei; gewebte baumwollne gem. Tarif im Anh. Nr. 2 d 3; desgl. leinene je nach der Fadenzahl und Art gem. Nr. 22 e oder f.

Chenille (Raupe) nennt man eine Art seidener, ↔ verschiedentlich gefärbter zartweicher leichter Schnürchen oder dicker Fäden, welche mit behaarten Raupen vergleichbar sind, da sie sich durch nach allen Seiten abstehende Härchen kennzeichnen. Die Fabrikation dieses Artikels geht von der Erzeugung von Bändern aus. Eine Kette mit abwechselnd zwei Seiden- und zwei Zwirnfäden wird mit seidnem Einschlag taftartig gewebt. Nachdem das Gewebe in lauter Streifen von 3-6 mm Breite geschnitten worden, zieht man den an beiden Seiten dieser Bändchen liegenden Zwirnkettfaden wieder heraus und es bilden sonach die Schußfäden einen Bart. Diese Bänder erhalten nun im gespannten Zustande eine Drehung gleich den Seilerwaren, welche die Seidenkette bleibend schraubenförmig windet und daher die Querfädchen dichter zusammenrückt und allseitig über das Schnürchen verteilt. Man benutzt die Ch. zu allerlei Zierbesatz, macht auch eine Art Spitzen daraus (Chenilleblonden) und stickt damit, besonders die Damen im Orient. Ferner benutzt man die Ch. auch in der Weberei von Shawls, Tüchern als Einschlag, wie solches unter andern in Wien und Annaberg geschieht. Ist vorhe die Bandweberei nach bestimmten Mustern erfolgt, so erhält man beim Einarbeiten der Ch. in Gewebe in diesen ebenfalls Muster. Die Ch. ist fast veraltet, kann aber als ein hübscher Artikel wohl wieder aufkommen. - Einfuhrzoll gemäß Tarif im Anh. Nr. 30 e. (Wollne Ch. Nr. 41 d 6 a).

Chica; ein von den Indianern am Orinoko bereiteter Pflanzenfarbstoff, der jedoch nur selten zu uns gebracht wird; man bereitet ihn dort durch Auskochen der Blätter eines Baumes (Bignonia Chica) mit Wasser und Zusatz der Rinde eines Baumes, den sie Aryana nennen. Der hierdurch in Wasser unlöslich gewordne Farbstoff wird in Kuchen geformt und getrocknet; dieselben haben eine blutrote Farbe und sammtartiges Aussehen. Baumwolle kann man mit Ch. orangerot färben. - Zollfrei.

Chilisalpeter (Natronsalpeter, Natriumnitrit kubischer S.); kommt aus Conception in Chili und Iquique in Peru in den Handel und findet mannigfache Verwendung, besonders als Düngmittel, zur Fleischkonservierung, zur Darstellung von Salpetersäure und neuerdings zur Umwandlung der Staßfurter Chlorkaliumsalze in den wichtigen Kalisalpeter. Er findet sich in ausgedehnten Lagern und in 25-150 cm Mächtigkeit, bedeckt von ½-¾ m thoniger Erde und kommt seit 1825 über London und Hamburg in den europäischen Handel nach einfacher Reinigung an Ort und Stelle durch Umkristallisieren mit 89-99% salpetersaurem Natron. Die Refraktionsgrade geben bei den Handelssorten den Prozentsatz der Beimengungen an. Die Ausfuhr beziffert sich in den letzten Jahren auf 1½-2 Millionen m. Ztr. Als Dungmittel wird er zu ½-1 m. Ztr. per ha verbraucht. Er zieht an der Luft Feuchtigkeit an und muß daher trocken aufbewahrt werden. Der Preis beträgt 30-40 Mk. für 1 m. Ztr., und gibt Veranlassung zu mancherlei Fälschungen, welche nur auf chemischem Wege zu entdecken sind. Zusatz von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 77.