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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Glaswolle; Glaubersalz; Glimmer

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Glaswolle - Glimmer

glaswaren, Fensterglas und geblasene Spiegel fabriziert, gegossene in Aachen und Manheim. In Belgien mit 66 Glasfabriken ist die Fabrikation von weißen Waren und Spiegeln sehr bedeutend geworden und kommt eben von daher der böhmischen Fabrikation die meiste Konkurrenz. Frankreich hat 175, Italien 70 Glasfabriken, Großbritannien dagegen 232. - Einfuhrzoll: s. Tarif im Anh. Nr. 10.

Glaswolle; unter diesem Namen hat man jetzt ein außerordentlich lockeres und leichtes, im Äußeren der gereinigten Baumwolle ähnliches Material, das aus äußerst feinen Glasfäden besteht und zum Filtrieren von starken Säuren, Laugen, Silberbädern etc. benutzt wird. Man hat die G. in verschiednen Feinheitsnummern von Nr. 0 bis Nr. 3 im Preise von 150-160 Mk. pro kg. Die Gewinnung der G. besteht darin, daß man von einem fortwährend im Glühen erhaltenen Glasstabe das dünn ausgezogene Ende desselben auf die Peripherie eines sich schnell umdrehenden großen Rades wirft; das rotierende Rad zieht dann den Glasfaden von den glühenden Glasstück immer nach sich. Beim Abnehmen der Fäden von dem Rade rollen diese sich lockenartig zusammen. - Zoll: gem. Tarif im Anh. Nr. 10 e, bezw. für farbige G. Nr. 10 f.

Glaubersalz (schwefelsaures Natron, schwefelsaures Natrium, Natriumsulfat, Natrum sulphuricum), hat seinen populären Namen von dem Arzt und Alchymisten Glauber, der es 1658 als ein eigentümliches Salz erkannte und als Glauber'sches Wundersalz (Sal mirabile Glauberi) einführte. Der Stoff kommt in zweierlei Zuständen vor, als kristallisiertes Salz, die gewöhnliche käufliche Form oder das eigentliche G., in großen farblosen, schief rhombischen, längsgestreiften Säulen, und als wasserfreies. Im ersteren Falle hat das Salz in 100 Teilen 19,36 Natron, 24,81 Schwefelsäure und 55,83 Kristallisationswasser, im zweiten besteht es aus 43,82 Natron und 56,18 Säure. Beim Liegen an trockner warmer Luft verwittert das Salz, indem durch allmähliches Verdunsten des Wassers die Kristalle sich mit einer weißen Schicht bedecken und endlich die ganze Masse sich in pulverförmiges nahezu wasserfreies Salz verwandelt. In der Hitze schmilzt das Salz anfänglich in seinem eignen Wasser, bis dieses verjagt ist und das nämliche wasserfreie Salz zurückbleibt. Umgekehrt schießt letzteres, wenn es in heißem Wasser gelöst und der Kristallisation überlassen wird, wieder als wasserhaltiges Salz an. Das schwefelsaure Natron ist ein nicht selten vorkommendes Naturprodukt, das sich zum Teil fortdauernd neu bildet. Es findet sich aufgelöst im Meerwasser, in den Salzsolen und verschiednen andern Mineralquellen (Karlsbad, Friedrichshall, Püllna etc.), als Ausblühung am Erdboden namentlich in Steppen in der Nähe von Seen, in Rußland, Ungarn etc. wie auf manchem thonigen Gestein, Gips, Mergel. Fertig gebildet als festes Mineral in Begleitung von Gips, Thon, Steinsalz wird das Salz ebenfalls nicht selten angetroffen, z. B. in der Baseler Gegend nesterweis im Gips, in Oberösterreich als Adern in Salzstöcken, in riesenhaften Lagern in mehreren Gegenden Spaniens mit Gips und Thon. Die Mutterlaugen, die bei der Salzbereitung aus Meerwasser und Quellsoole abfallen, sind häufig auf G. benutzt worden. Der Pfannenstein der Salzsiedereien besteht hauptsächlich aus G. und Gips. Bei der Bereitung von Jod und Brom aus Meerpflanzenasche fällt ebenfalls G. ab. Größere Mengen des Salzes werden erzeugt bei verschiednen chemisch-technischen Fabrikationen, namentlich bei Darstellung von Salpetersäure aus Chilisalpeter (salpetersaurem Natron). Der hierbei erhaltene Rückstand enthält jedoch stets mehr Schwefelsäure als das G., da man einen Überschuß der letzteren anwendet; dieser Rückstand ist gewöhnlich anderthalb schwefelsaures Natron, zuweilen auch doppelschwefelsaures Natron (Natriumbisulfat) und wird unter dem Namen Weinstein Surrogat von den Färbern als Beize benutzt. -

Die größten Mengen von G. werden dagegen jetzt bei der Fabrikation von Soda aus Kochsalz, bei welcher dieses letztere zunächst in G. verwandelt werden muß, gewonnen. Das einfache Verfahren hierbei ist, daß Kochsalz in einem geschlossenen Ofen mit der angemessenen Menge Schwefelsäure zusammengebracht und erhitzt wird, wobei G. und Salzsäure gebildet werden, welche letztere dampfförmig entweicht und in Wasser aufgefangen wird. Man treibt die Erhitzung der Ofenbeschickung allmählich bis zur Rotglut, wodurch alle Säure verjagt und wasserfreies G., aber in Form compacter harter weißer Massen, erhalten wird. Diese Ware heißt in Fabrik und Handel Sulphat, ein Name der eigentlich jedem schwefelsauren Salz zukommt; das G. speziell ist Natronsulphat. Aus diesem Sulphat läßt sich durch Auflösen in heißem Wasser und Kristallisieren leicht das gewöhnliche G. herstellen. Für manche Zwecke braucht man es aber wie es ist, ohne Wassergehalt, namentlich zur Glasbereitung, für welchen Zweck es massenhaft, wenn auch nur für ordinäre Gläser gebraucht wird. Da in die Glasmasse nur das Natron, nicht die Schwefelsäure eingehen kann, so muß letztere bei der Schmelzung des Glassatzes verflüchtigt werden. Man unterstützt dies durch Zusatz von etwas Kohle, mit welcher sich die Schwefelsäure zersetzt und ihr einen Teil ihres Sauerstoffs abtritt. Es entstehen somit zwei Gase, Kohlensäure und schweflige Säure. Auf einzelnen Glashütten wird die letztere nicht in die Luft entlassen, sondern wieder zur Bereitung von Schwefelsäure (s. d.) benutzt. Das G. dient außerdem in der Chemie, technisch bei Bereitung des Ultramarins, als Bestandteil von Kältemischungen etc., medizinisch bekanntlich als Abführmittel. Es muß dazu, soweit es nicht für Tiere bestimmt ist, durch mehrmaliges Umkristallisieren gereinigt und von fremden Stoffen wie Metallsalzen, Gips, Bittersalz, Kochsalz befreit sein. Wird die Kristallisation einer Glaubersalzlösung durch Umrühren gestört, so fällt es in kleinen nadelförmigen Kristallen zu Boden. - Zollfrei.

Glimmer (frz. verre de Muscovic mica, engl. glist); ein vielverbreitetes Mineral, da es einen wesentlichen Gemengteil mehrer Felsarten, namentlich des Granit, Gneiß, Glimmerschiefer ausmacht, in welchen es jedoch nur in kleinen