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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Mannagrütze; Maräne; Maraschino; Marcelline; Marderfelle

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Mannagrütze - Marderfelle.

ist, kennt man nicht näher. Der Mannit, welcher auch Kaufware und zum Teil offizinell ist, wird aus der M. erhalten durch Auskochen derselben mit starkem Weingeist; beim Erkalten der Lösung kristallisiert der Mannit aus. Er bildet das leichteste Abführmittel für Kinder, wird in Italien auch von Erwachsenen viel verbraucht und dort auch meistens dargestellt und in den Handel gebracht. Auch in Deutschland wird seine Herstellung von einzelnen Fabriken betrieben und es läßt sich auch seebeschädigte M. noch dazu verwenden. - Mit dem Namen M. belegt man auch noch verschiedne andre getrocknete Säfte, die keine Handelswaren sind, zum Teil auch Mannit, zum Teil auch andre Zuckerarten enthalten; überhaupt ist Mannit im Pflanzenreich nicht selten; solche Mannasorten sind z. B. brianconer M., von einer Art Lerchenbaum (Larix decidua); spanische M. von Cistus ladanifera; persische von Hedysarum Alhagi; australische von Eucalyptus mannifera u. a. - Zollfrei.

Mannagrütze (Schwaden, Schwadengrütze); diesen Namen führen die Samen einer Grasart, Glyceria fluitans (Mannaschwingel, Flutgras, Grashirse, Horischengras), welche an der Gegend von Königsberg, Danzig und Elbing ähnlich wie Hirse zubereitet und genossen werden. Dieses Gras wird nicht angebaut, sondern wächst dort in den feuchten Niederungen massenhaft wild; man sammelt die Samen durch Ausschütteln auf untergelegten Tüchern; sie sind noch kleiner als Hirse und haben, nachdem sie von ihren braunen Hülsen befreit wurden, eine hellgelbe, der Hirse ähnliche Farbe; die daraus bereiteten Speisen sollen sehr wohlschmeckend sein. - Rohe M. gem. Tarif im Anh. Nr. 9 a, gestampfte Nr. 25 q 2.

Maräne (nicht zu verwechseln mit der Muräne); ein zu der Familie der Lachse gehöriger Fisch, von dem man wieder verschiedne Arten hat. Die gewöhnliche oder große M. (Madue-M., Coregonus Maraena) lebt nur in sehr tiefen Landseeen, namentlich im Bodensee und einigen norddeutschen Seen und kommt nur zur Laichzeit aus der Tiefe in seichtere Stellen. Auch in den großen Süßwasserseen Nordamerikas findet sich die große M. und wird auch dort mit gutem Erfolge künstlich gezogen. Das Fleisch ist sehr schmackhaft, aber nur sehr wenig haltbar; dieser Fisch stirbt sofort, wenn er aus dem Wasser kommt, er kann nur in Eis verpackt versendet werden. Unter 40 cm Länge soll die große M. nicht verkauft werden; die gesetzliche Schonzeit reicht vom 15. Oktober bis 14. Dezember. Sie kommen auch gesalzen und geräuchert in den Handel. - Die kleine M. (Coregonus albula), ein ausgezeichnet schmackhafter Fisch, lebt wie die große M. nur in den Tiefen der Seen, namentlich in denen Mecklenburgs, Pommerns, Ostpreußens und Polens. Kleinmaränen unter 15 cm Länge sollen nicht verkauft werden; Schonzeit wie bei der großen. Andre weniger bekannte Arten sind: die Bodenrenke (Stündling, Kröpfling, Coregonus Frea), der Kilch (Kirchfisch, Coregonus hiemalis) und die Rheinanke (Schnäpel, Coregonus oxyrhynchus). - Zoll: s. Makrele.

Maraschino; ein feiner, meist aus Dalmatien kommender und in viele Länder versandter Likör, dessen voller Titel eigentlich Rosoglio Maraschino (Maraskenbranntwein) ist. Die Marasken aber sind eine besondre Art saurer Kirschen, die vorzugsweise an verschiednen Punkten Dalmatiens kultiviert werden. Die Früchte werden in einem genau einzuhaltenden Stadium der Halbreife gepflückt und durch schnellsegelnde Boote nach Zara, dem Hauptsitz der Fabrikation, gebracht. Hier werden sie sofort entkernt, denn für den eigentlichen M. wird nur das Fruchtfleisch benutzt. Unter Mitbenutzung der Kerne wird eine andre, weniger häufig fabrizierte Sorte erhalten, der Rosoglio di ossa di Marasche. Das Fruchtfleisch wird einer mehrtägigen Gärung in Bottichen überlassen, die erhaltene Flüssigkeit mit einer gewissen Partie zerstampfter, sauberer Blätter vom Maraskenbaume gemischt, welche zur Aromatisierung des Getränks nötig sein sollen, dann noch 10% Traubenwein zugemischt und der Rosoglio abdestilliert. Das Destillat wird mit feinem Zucker gesüßt, durch Baumwolle filtriert und in die mit einem Schilfgeflecht umgebenen Fläschchen gefüllt, in denen es im Handel erscheint. Alle Einzelheiten der Darstellung werden als Geschäftsgeheimnisse sorgfältig von den Fabrikanten gehütet. Die berühmteste Fabrik ist die von Drioli, dessen Fabrikate Kenner vor allen andern herausschmecken. Die Produkte von Galigarich und Luxardo sind ebenfalls als vorzüglich anerkannt, wie denn auch anderwärts in Österreich einige Fabrikanten in gutem Rufe stehen. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 b.

Marcelline und Marcelinette sind glatte, taftartig gewebte Seidenstoffe zu Kleidern, meistens in Schwarz. Von Florence unterscheiden sie sich nur dadurch, daß sie schwerer und dichter gewebt sind und mehr Glanz haben. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 30 e.

Marderfelle. Die Felle dieser kleinen Raubtiere, nahe Verwandte des vorzüglichsten Pelzträgers, des Zobels, gehören ebenfalls dem edlern Pelzwerk an. Die beiden bekanntesten Arten, die auf dem ganzen europäischen Kontinent wie in Asien lebend, sind der Stein- oder Hausmarder (Mustela foina) und der Baum- oder Edelmarder (M. martes). Während der erste seinen Aufenthalt mehr in der Nähe menschlicher Wohnungen oder vielmehr Geflügelhöfe, in Gemäuern, Holz- und Steinhaufen nimmt, wohnt der letzere ^[richtig: letztere] nur in Wäldern und schlägt sein Quartier gern in hohlen Bäumen auf. Der Baummarder galt früher als der höchst gewertete von beiden und es wurden die Felle mit 30 Mk. pro Stück bezahlt, die des Steinmarders nur mit 10-15 Mk., wie aber der Preis sich nach Mode und Bedarf fortwährend ändert, so stehen heute beide Gattungen ungefähr in gleichem Wert d. i. 10-20 Mk. Wie alle Pelztiere hat auch der Marder seinen den Jahreszeiten entsprechenden Haarwechsel und sein Fell hat nur mitten im Winter den vollen Wert. Die Farbe des Edelmarders ist heller oder dunkler braun, und die