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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Rentierhäute; Reseda; Resina; Resorcin

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Reis - Resorcin

Wasser; erst drei bis vier Wochen vor der Ernte (Oktober) muß dieses ganz wegbleiben. Der R. ist eine ziemlich sichere Pflanze, welche weniger als andre von Feinden zu leiden hat; am gefährlichsten sind die Reisquecke und ein oder mehrere Pilze, welche die Reiskrankheiten, die in Italien als Brucione, Carolo und Bianchella unterschieden werden, veranlassen; auch Vögel stellen dem R. außerordentlich stark nach.

Man erntet etwa 3000 kg geschälten R. oder 12-15 m. Ztr., welche 47-50% geschälte, brillierte Ware (enthülst, gereinigt und poliert, mitunter auch mit Ultramarin gebläut), 12 bis 16% Bruchreis und 35-40% Spelzen geben. Jetzt ist der Versand mit den Hülsen gebräuchlicher, da in Europa das Herstellen der Marktware auf Hämmer- oder Stempelwerken besorgt wird. Der R. hat Blüten in aufrechter, zuletzt überhängender Rispe, traubig angeordnete Äste und einblütige Ährchen, kleine, spitze, häutige, unbegrannte Hüllspelzen, doppelt so lange Knöspchen, begrannt und unbegrannt, und weißen, schwarz durchscheinenden Samen, welcher sich durch seinen hohen Stärkemehlgehalt auszeichnet (84-88%), bei nur geringem Gehalte an Eiweißstoffen. -

Geschälter R. hat 3-3,6% davon, 83-86% Stärkemehl, 0,5-1% Dextrïn und Zucker, 0,13-0,25% Fett, 5-7% Wasser und 0,35-0,85% Asche. Die stickstoffhaltigen Substanzen, der Kleber, liegen meist nach der Schale zu und gehen größtenteils mit in die Kleie, welche zur Fütterung sehr gesucht ist. Reisfuttermehl ist das Abfallprodukt bei dem Schälen des Reises und ebenfalls eine gesuchte Handelsware; auch die geringwertigeren Reissorten verwendet man zur Fütterung. -

Die Verwendung des Reises ist sonst eine sehr mannigfache, im Haushalt und in der Technik, zur Stärke- und zur Bierbereitung, ferner zu Arrak und ähnlichen Getränken, auch zu Chokolade und zu Backwerk. -

Guter R. muß gleich groß, ungebrochen, weiß, trocken, fest und frei von Staub und Sand sein, beim Kochen gut aufquellen und nicht säuerlich schmecken. Grauer R. ist immer ordinäre Ware oder havariert. -

Der italienische R. hat derbe, runde, weiße Körner, der Bengalenreis große, etwas rötliche, grobe, dickhülsige, der Patnareis kleine, langgestreckte, weiße, der Karolinareis (Amerika) lange, eckige, mattweiße und durchscheinende Körner; Arrakanreis ist eine geringere, Rangunreis nur mittlere, Javareis eine gute Qualität, klein, weiß, nächst Karolinareis im höchsten Preis, Tafelreis die beste Sorte davon.

Die Erzeugung von R. ist eine großartige; die Mehrzahl der Menschen lebt davon. Nach Europa kommen im Durchschnitt über 50 Mill. Ztr., der Anbau selbst gibt hier noch ziemliche Quantitäten. Für den Zollverein ergab die Einfuhr 1875 an ungeschältem R. 10000 Ztr., die Ausfuhr 290 Ztr., zum Preise von 10,5 Mk., geschälten R. 1300000 Ztr. Einfuhr, 2280 Ztr. Ausfuhr, zum Preis von 13,4 Mk.; zur Stärkefabrikation gingen außerdem noch 97800 Ztr. ein; seitdem ist die Einfuhr wesentlich gestiegen. Hausner gab für Italien, Spanien und Österreich die Erzeugung zu 2,8 Mill. hl an. Italien erbaut aber auf 233000 ha zu 42,19 hl etwa 9,8 Mill., Österreich nur noch 15000 hl, Spanien auf etwa 0,3 Mill, ha; Zentnergewicht nicht bekannt. Im Mühlengeschäft verkauft man jetzt Karolina zu 80, Patna zu 60, Rangun, Tafelreis, zu 50, Arrakan zu 40 Pf. pro kg. -

In Indien sind Rangun, Akyab, Bessein, Mulmee und Kalkutta die Hauptausfuhrplätze, in Europa Amsterdam, London, Hamburg, Bremen, Marseille, Triest die bedeutendsten Märkte für Reis. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 s und 25 s Anm. Reisabfälle als Viehfutter, event. nach Beimischung von 2% Kohlenstaub, zollfrei.

Rentierhäute werden regelmäßig nur von den Dänen an den Markt gebracht und aus Grönland bezogen, wo man sie von den Eingebornen gegen einen Wert von etwa 1,50 Mk. eintauscht, während sie in Kopenhagen 7-15 Mk. gelten. Sonst kamen jährlich 10-20000 Stück an den Markt, jetzt gibt es weniger, da die starke Verfolgung die Wildbestände gelichtet hat. Diese Häute geben ein sehr gutes Leder; die Geweihe des Tiers haben einen geringen Handelswert. - Zollfrei. Nr. 12 a oder b des Tarifs.

Reseda (Reseda odorata), eine der Duftpflanzen, welche bei der Darstellung von Parfümerien (s. d.) Verwendung finden. Ihr Gehalt an ätherischem Öl ist aber so klein, daß sich ihr durch Destillation nichts abgewinnen läßt und der Geruch nur durch Maceration mit fetten Ölen (Provenceröl u. dgl.) oder festen Fetten entzogen werden kann. Das käufliche Resedaöl (oleum Resedae pingue, frz. huile parfumé Reseda) ist demnach ein solches fettes, sehr angenehm riechendes Öl, welches als Zusatz zu Haarölen verwendet wird und aus dem südlichen Frankreich kommt. Ebendaher erhält man auch Pomade de Resede und Extrait de Resede; letzteres wird durch Behandeln der Pomade de Resede mit feinstem Sprit erhalten. - Resedapflanzen sind zollfrei. Fettes Resedaöl gem. Tarif Nr. 31 e oder d; Resedapomade Nr. 31 e.

Resina, Harz, R. alba, weißes Fichtenharz; R. Ammoniaci, Ammoniakharz oder Gummiharz; R. Amme, Animeharz; R. Benzoe, Benzoeharz; R. Draconis, Drachenblut; R. elastica, Kautschuk; R. Elemi, Elemiharz; R. Guajaci, Guajakharz; R. Jalapae, Jalapenharz; R. Mastiche, Mastix; R. Pini, Fichtenharz; R. Sandaraca, Sandarak; R. Scammonii, Scammoniumharz. - Harze sind zollfrei.

Resorcin (Paradioxybenzol), eine, den Phenolen nahestehende, organische Verbindung, die in neurer Zeit große Wichtigkeit erlangt hat, da sie in großer Menge erzeugt und zur Herstellung der prächtigsten Farben verwendet wird. Das R. wurde zuerst von Hlasiwetz und Barth durch Einwirkung von schmelzendem Ätzkali auf einige Gummiharze erhalten; jetzt stellt man es fabrikmäßig aus Benzol dar. Dieses wird zunächst durch vorsichtiges Mischen mit rauchender Schwefelsäure in Benzolmonosulfosäure übergeführt, welche letztere man durch Erhitzen auf 275° C. in Benzoldisulfosäure umwandelt. Hierauf verdünnt man mit Wasser, neutralisiert mit Kalkmilch und trennt die Flüssigkeit, welche nun benzoldisulfosauren Kalk enthält, von dem gleichzeitig