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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Seidelbastrinde; Seife

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Seide - Seife

oder Satin. Gemusterte Zeuge kommen in der größten Mannigfaltigkeit und unter den verschiedensten Namen vor und es gehören dahin alle gewürfelten, gestreiften, geblümten Gewebe. Samtartige Stoffe sind der echte Samt, geschnitten und ungeschnitten, sowie Plüsch und Felbel. Gazeartige Gewebe kommen als Gaze, Flor, Marly, Krepp, Stramin, Barège, Beutelgaze vor. -

Die gemischten Stoffe zeigen die größte Mannigfaltigkeit in der Zusammenstellung des Materials, der Farben und Muster, und es geht darin die S. in Verbindung mit Wolle, Alpaka, Mohair, Baumwolle und Leinen ein, entweder als Kette oder als Schuß. Bei den Mischgeweben hat besonders auch das Garn aus Abfallseide Verwendung. Seidene Bänder sind ein starker und umfangreicher Fabrikartikel. Sie unterscheiden sich von den Zeugen im Grunde nur durch ihr schmäleres Format, da alle Manieren und Effekte der Weberei in beiden Warenklassen wiederkehren. -

Andre Seidenfabrikate sind noch die gewirkten Stoffe, wie Strümpfe, Handschuhe, Geldbörsen, die seidenen Tülls und die Seidenspitzen, sowie Schnuren und andre Posamentierarbeiten. -

Endlich ist auch noch eine Seidenindustrie erwähnenswert, welche ihr Dasein auf Abfälle von Seidengeweben gründet. Man gewinnt jetzt Seidenshoddy aus seidenen Lumpen, mit denen man bislang nichts anzufangen wußte, da sie nicht einmal zu Papier tauglich sind. Man ist nun dahin gekommen, aus den Lumpen ohne allen Zusatz, in der Art wie es die Shoddyfabriken an wollenen Lumpen üben (s. Kunstwolle), Strick- und Webgarn herzustellen. Die erste Seiden-Shoddyspinnerei entstand vor zwölf Jahren bei Chemnitz. -

Die neueste Statistik über S. nach Neumann-Spillart ^[richtig: Neumann-Spallart] ergibt für:

^[Liste]

1878 Europa 3460000 kg Ernte

1878 China 7000000 " " (Verbrauch 2-2,6 Mill. kg.)

1878 Japan 2000000 " Ernte

1876 Transkaukasien 800000 " Ausfuhr

1878 Ostindien 686000 " "

1876 Vorderasien u. Persien 170000 " "

1878 Siam 40500 " "

1876 Algier 18700 " "

Total 14175200 kg.

Andere Angaben sind für:

^[Liste]

1875 Europa 3598800 kg

1876 " 1343200 "

1877 " 2522700 "

1878 " 3403000 "

1875 Asien etc. 5991000 "

1876 " 6652400 "

1877 " 5995400 "

1878 " 5714000 "

Frankreichs Ausfuhr an Seidenwaren war 1878 253 m. fr. (1873 noch 479 m. fr.), die der Vereinigten Staaten von Nordamerika 723251 Pfd. (1873 517792 Pfd.); Deutschland führte 1879 im ganzen ein Kokons, Seide, Florettseide, nicht gefärbt etc. 35128.5 m. Ztr., gefärbt 1766 m. Ztr., Seidenwaren 3081 m. Ztr. Die Ausfuhr-Ziffern für diese Kategorien waren 8494-4974 und 21245.5 m. Ztr. -

Zoll: Kokons, S. gehaspelt und filiert, Floretseide gesponnen oder gezwirnt, alle S. ungefärbt und seidene Lumpen zollfrei. Seidenwatte gem. Tarif Nr. 30 b; S. und Floretseide gefärbt, auch gefärbter Zwirn und Lacets aus Floretseide Nr. 30 c. Zwirn aus Rohseide (Nähseide) Nr. 30 d. Gewebe aus S., einschließlich der Spitzen, Strumpf- und Posamentierwaren, mit alleiniger Ausnahme der ungemusterten Tülle, welche gem. Tarif Nr. 30 e Anm. einem Zoll von 250 Mk. pro 100 kg unterliegen, werden der Tarifnummer 30 e unterstellt. Der gleichen Nummer gehören halbseidene Waren in Verbindung mit Metallfäden an. Andre halbseidene Waren gem. Tarif Nr. 30 f.

Seidelbastrinde (Kellerhalsrinde, cortex Mezerei). Der Seidelbast (Daphne Mezereum) ist ein in höher gelegenen Laubwäldern Deutschlands und überhaupt des nördlichen Europa nicht seltener Strauch mit kleinen rosenroten, trichterförmigen und vierspaltigen, vor den Blättern erscheinenden, stark duftenden Blüten und bei der Reife ziegelroten Beeren; er gehört zu den Giftpflanzen. Die dünne Rinde der meist nur federkielstarken und dünnern Stämmchen oder Ruten, im Spätherbst oder Ausgang Winters geschält, ist offizinell und dient vermöge ihrer scharfen Bestandteile als blasenziehendes oder hautreizendes Mittel, indem sie entweder im aufgeweichten Zustande selbst aufgelegt wird, oder indem man den daraus bereiteten weingeistigen Extrakt verwendet. - Zollfrei. Der weingeistige Extrakt aus S. wird gem. Tarif Nr. 5 a verzollt.

Seife (lat. sapo, franz. savon, engl. soap). - Im allgemeinen versteht man unter diesem Namen diejenigen Fabrikate, welche aus einer Verbindung irgend einer anorganischen Basis mit fetten Säuren bestehen. Je nach Art dieser Basen sind die Seifen verschieden in ihren Eigenschaften. Diejenigen, welche man im gewöhnlichen Leben Seifen nennt, sind in Wasser löslich und enthalten als Basis Natron, die weichen oder Schmierseifen dagegen Kali. Die Seifen, welche Kalk, Magnesia, Bleioxyd, Thonerde, etc. enthalten, sind in Wasser unlöslich und werden niemals zum Waschen, sondern zu anderen Zwecken verwendet; so ist z. B. das Bleipflaster der Apotheken eine Bleiseife. -

Die Fettstoffe, welche zur Darstellung der Seifen dienen, sind entweder tierischen oder pflanzlichen Ursprungs. Von den erstern sind besonders zu nennen der Talg von Schafen, Rindvieh, Ziegen, das Fett von Pferden, Schweinen, Walfisch, Robben und Fischthran überhaupt. Von Pflanzenfetten werden Olivenöl, Palm- und Kokosnußöl, Sesam-, Rüb-, Hanf-, Leinöl, sowie viele andre Öle, namentlich auch Ölsäure aus den Stearinfabriken verwendet. Als Basen für die gewöhnlichen Seifen dienen Kali oder Natron, und zwar im ätzenden Zustande, daher das erste Stadium zur Seifenbereitung die Herstellung von Ätzlaugen aus Soda oder Pottasche (oder an deren statt Holzasche) ist. Indem man diese Stoffe mit Ätzkalk mengt, das Gemenge erhitzt und mit Wasser auszieht, erhält man die verlangten Laugen, da die Soda (kohlensaures Natron) und die Pottasche (kohlensaures Kali) durch den Kalk